Die Fahrt zum Ziel

8 0 0
                                    

Als ich mich endlich wieder gefasst hatte, versuchte ich ganz locker zu klingen:,, Ach Darling, ich muss die Flaschen vertauscht haben." Skeptisch blickte sie mich an, dabei zog sie ihre linke Augenbraue automatisch nach oben. Warum konnten das nur alle? Ok alle außer mir... "Glaub mir, das war nicht absichtlich. Die Flaschen sehen gleich aus und so asozial bin ich nicht. Sorry,wollte ich wirklich . Hallo?! Du Träumerin, hier meld dich mal." Schnell drückte ich ihr einen zerknüllten Zettel in die Hand. Ich wartete nicht auf ihre Reaktion, auf dem Absatz machte ich einfach kert, dabei musste ich mich extrem konzentrieren um mich nicht doch nochmal zu ihr umzudrehen. Ich hoffte wir würden uns wieder sehen. Bald.

Kurz darauf kam schon die Ansage von einer Angestellten, dass wir bald anlegen würden. Langsam ging ich zu meiner Tasche, der Weg war nicht weit und es war mein einziges Gepäckstück. Belustigt sah ich den anderen Gästen zu, die sich quer durchs Schiff hezten. Nachdem ich nochmal kurz checkte ob auch noch alles in meiner Tasche war (mein Handy steckte ich lieber in die Hosentasche) begab ich mich zu den Treppen. Schon jetzt herrschte da Stau. Das konnte ja was werden! In meiner Umgebung standen 2 ältere Damen, die mich von oben bis unten musterten, jedoch nicht besonders nett... Ich streckte ihnen schnell die Zunge raus, die eine schrie empört auf. Hey komm, ich bin 17, da darf man das doch noch!

"Boahr, wie ich warten hasse." Hörte ich eine weibliche Stimme. Von wo kam das? Suchend blickte ich mich um. Ein ca. 16-jähriges, kleines Mädchen stand hinter mir. Sie sah echt gut aus, irgendwie war sie mir auch sympathisch. Sie wirkte nett, sagte mein Kopf, was mein kleiner Freund sagte ignorierte ich mal lieber.

"Die Langeweile ist das schlimmste daran!" Stimmte ich ihr lachend zu. Als sie realisierte, dass ich sie meine, schenkte sie mir ein kleines fröhliches Lächeln. Nach 5 Minuten konnten wir gar nicht mehr aufhören zu reden, aber ich wusste, mehr als Freunde würden wir ,wenn nie sein. Gerade hatte sie ihr Handy rausgezogen, damit ich meine Nummer einspeichern konnte, als ein Mädchen, beim Versuch durch die Masse zu kommen stolperte und sich auf die Nase legte. Zuerst rutschte mir ein Lachen raus ,bis ich bemerkte WER sie war. Schnell half ich ihr wieder auf die Füße. "Schon interessant, dass wir uns sooo schnell wiedersehen." Flüsterte ich ihr amüsiert zu. Ich ließ sie nicht ganz los, sie sah echt nicht gut aus, also wunderschön war sie trotzdem noch, aber ihr wisst schon. Sie sah ein wenig demoliert aus,  mit ihrer der blutenden Nase. Besorgnis machte sich in mir breit. Hätte ich doch nur mehr auf sie geachtet, wenn ich nicht mit Mell (das Mädchen mit "ich hasse warten") geredet hätte, hätte ich sie vorher gesehen und vielleicht das verhindern können. Am liebsten würde ich mir gerade selber in den Hintern treten. "Alles gut, mir ist nur ein wenig schwindelig."brachte sie, etwas durcheinander, raus. Ja genau, die Nase blutete NICHT und sie schwankte auch NICHT sogar in meinen Armen... Ich wollte sie nicht loslassen, 1. sie würde sich wieder hinlegen, 2. es fühlte sich zu gut an... Fast hätte ich zu spät reagiert, als sie sich einfach zur Seite drehte, raus aus meinen Armen. Wie nicht anders zu erwarten ging es ihr NICHT gut. Einen Centimenter vor dem Boden, schaffte ich es noch sie zu packen. Schlaff lag sie dann da, nicht mehr bei Bewusstsein. Die ersten Menschen fingen an sich zu bewegen, Mell wollte mir ihr Handy immer wieder geben, sah sie denn nicht dass ich gerade besseres zu tun hatte? Böse funkelte ich sie an. "Gut dann eben nicht..." zickte sie mich an und verschwand. Ja, es tat mir leid. Ja, sie war nett und ja, jetzt war sie weg. Doch diese Gedanken streifte ich schnell ab, ich legte mir das 'Sonnencreme-Mädchen' in meinen rechten Arm, schnappte mir mit meinem linken schnell meine Tasche, bevor die anderen Leute alle drauftraten und eilte mit der Masse die Treppe hoch. Erstmal musste ich hieraus, danach würde ich ihre Familie suchen und sie ihnen übergeben. Da würden sich unsere Wege erstmal trennen, leider. "Keine Sorge, ich kümmer mich um mein kleines Mädchen. " erklang eine künstlich süße Stimme. Bitte sag, dass sie nicht mich meinte. Aber der Blick aus ihrem zugeklatschten Gesicht war auf mich gerichtet. Bestimmt war diese Frau richtig hübsch, aber das make-up war einfach eine Tonne too-much. Sie erklärte mir, dass das ihre Tochter war die ich hielt. Im stillen bat ich, dass sie nicht zuviel mit ihrer Tochter gemeinsam hatte. Ich stellte das Töchterlein neben die schlanke Frau. Von der Statur her waren sie sich verdammt ähnlich. Schnell erzählte ich noch was passiert war, aber obwohl sie mir die ganze Zeit zulächelte und ab und an ein paar fragen stellte, erkannte ich von Anfang an ihr Desinteresse. "Dann wünsche ich Ihnen noch eine schöne Reise und ihrer Tochter gute Besserung. " beendete ich das Gespräch um so schnell wie möglich von dieser Frau wegzukommen. "Oh nein, aber wie soll ich ,schmächtige Frau, sie bis zum Bus tragen?" Ihre Stimme klang nur so von gefälschter Sorge. Ich fragte, welchen Bus sie nehmen würden und erklärte mich bereit sie dahin zu tragen, da es auch mein Bus war. Als sie kapierte, dass sie aus dem Schneider war, verschwand sie schnell zum Ausgang mit einem Jungen, der ungefähr in meinem alter war, vielleicht auch 1-2 Jahre älter war. Eine tolle Familie... Als ich dann auch endlich an die frische Luft kam, sah ich bei der Gepäckstelle noch einen einsamen Koffer stehen. Was war
denn mit ihren Sachen? Es wirkte nicht so, als würde sich ihre Mutter dafür sorgen. Auf dem Namenschild stand "Nancy". Fragend guckte ich in das Gesicht der Ohnmächtigen. Sah sie aus wie eine Nancy? Ich beschloß ja,da alle anderen Gäste schon längst wegwaren. Es musste wohl ihrer sein. Der Bus war schon dabei abzufahren, als ich mit einer Tasche, einem Rollkoffer und einem ohnmächtigen Mädchen angerannt kam. Sagen wir es so, meine Tasche hatte ich dabei verloren. Aber besser das, als sie zu verlieren. Was wäre hier denn mit einem einsamen jungen Mädchen passiert. Besonders wenn sie noch so gut aussah... ich wollte darüber nicht nachdenken. Ein 2-er Sitz war noch frei, drei 3 Reihen dahinter saß frau Make-up mit ihrem Sohn, also davon ging ich wie gesagt aus. Behutsam setzte ich Nancy auf den äußeren Sitz, bevor ich ihren Koffer verstaute. Ich war noch mitten in der Bewegung als der Bus schon los fuhr. Gerade so konnte ich mich noch an einem Sitz festhalten. Und wer da drauf saß, wollt ihr das wissen? Na wer glaubt ihr? Ja, Mell. Sie hatte Kopfhörer in den Ohren und starrte aus dem Fenster. Anscheinend hatte sie mich noch nicht bemerkt. Schnell hastete ich zu meinem Platz an der schlafenden, neuen Bekanntschaft vorbei. Was mich überraschte, obwohl Nancy groß war, sie konnte keine 65 kg wiegen. Vielleicht kam es mir auch nur so vor, aber es war ein wenig als ob sie schweben würde. Der Tag näherte sich dem Ende, in Gedanken prüfte ich ob ich noch etwas erledigen musste, vielleicht bei der neuen Schule anrufen oder so, aber nein ich hatte alles erledigt. Zufrieden lehnte ich mich zurück. Happy Birthday to me, sagte ich mir in Gedanken.

Liebe aus anderen WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt