Kapitel 1.
Foolish Man.
Der Himmel war wolkenverhangen und grau wie Blei, es regnete zwischenzeitlich in Strömen und ein kalter Wind blies durch die Straßen. Aber das war typisch London. Ein großer Koffer wurde durch die Menge geschoben, neben ihm ein weiterer. Die Luft war von Stimmengewirr erfüllt und vom Gekreische vieler Eulen, Miauen von Katzen mischte sich drunter.
James Potter, seines Zeichens neuer Schulsprecher, schlenderte gemütlich neben seinem besten Freund Sirius den Bahnsteig entlang. Der Black regte sich grade einmal mehr über seinen Bruder auf oder eher über das, was dieser tat und was er nicht tat. Die Leier war schon altbekannt, aber er ließ ihn reden. Immerhin war das besser, als alles in sich hineinzufressen.
James' Augen scannten die Umgebung, aber sein liebster Rotschopf war nicht zu sehen. Aller Wahrscheinlichkeit nach war sie wohl schon im Zug, also stieg er auch ein. Padfoot lief vor ihm her und blieb so abrupt stehen, dass er fast gegen ihn rannte: "Meine Aufmerksamkeit kriegst du auch anders, musste das jetzt sein?" Statt einer Antwort hörte er nur ein Knurren, also sah er an seinem besten Freund vorbei. Aha. Regulus und seine Freunde. Kein Wunder, dass Tatze so gestoppt hatte. Sein jüngerer Bruder bereitete ihm trotz des 'Auszugs' Kopfzerbrechen, wie James wusste. Jetzt saß der jüngere Black am Fenster, den Blick nach draußen gerichtet und nahm scheinbar keinerlei Notiz von seinem Umfeld.
Sachte schob der Potter den Anderen weiter: "Es ist besser, du redest mit ihm, wenn er alleine ist." Wennd ie Idioten um ihn herum waren, brachte das ohnehin nicht viel. Sirius nickte nur und fing an, über Quidditch zu reden, bis sie schließlich Remus und Peter fanden.
"James, du musst doch ins Schulsprecher-Abteil", erinnerte Moony ihn sachlich. Der Potter erstarrte kurz, dann zog er eine Grimasse: "Ach ja. Das habe ich ganz vergessen." So ein Mist. Das war ihre letzte Fahrt nach Hogwarts ud er konnte nicht mit seinen Jungs fahren. Seufzend griff er wieder nach seinem Koffer: "Das ist wirklich ungut. Aber mir bleibt nichts Anderes übrig. Bis später."
Mürrisch schleppte er den Koffer durch den Gang, bis er das Abteil erreichte. Was machte das denn überhaupt für nen Sinn? Seine Laune hob sich allerdings ein bisschen, als er die zweite Person in dem Raum erblickte.
Niemand anderes als seine Angebetete Lily Evans saß dort auf dem samtroten Sitz. Einige Strähnen ihres ebenso roten Haares lösten sich aus dem Zopf und umrahmten ihr schönes Gesicht, was sie gar nicht zu merken schien, da sie in einem Buch versunken war. Es war so typisch für sie und doch so ein bezaubernder Anblick, dass er erstmal ein paar Minuten lang nur verharrte und sie ansah. Als James die Abteiltür dann endlich öffnete, fuhr ihr Kopf hoch. Verwirrt sah sie ihn an, ehe die Verwirrung Platz für Skepsis machte: "Was tust du hier, Potter? Hast du dich im Abteil geirrt?" Schade, wie schnell der Zauber doch verflog. Aber das war keine Überraschung, er wusste sowieso, dass Frieden zwischen ihnen nicht lange währte. Wie von selbst glitt sein Verhalten zurück in die arrogante Schiene: "Nein, ganz und gar nicht, Evans. Du hast fortan die große Ehre, mit mir zusammen zu arbeiten. Ich bin Schulsprecher."
Entsetzen und Ungläubigkeit wechselten sich in der Miene der Rothaarigen ab: "Das glaube ich nicht! Niemand, der bei Verstand ist, würde dich als Schulsprecher einsetzen! Das ist vollkommen verrückt, du bist-"
James schnitt ihr das Wort ab, indem er ihr das Abzeichen präsentierte. James Potter - Schulsprecher. Unverkennbar. Lily seufzte, als hätte sie gerade von einer schrecklichen Krankheit erfahren: "Hervorragend. Professor Dumbledore hat sie wirklich nicht mehr alle."
Grinsend ließ James sich auf den anderen Platz fallen: "Das wissen wir schon lange. Aber er weiß auch, was gut ist. Dass du Schulsprecherin geworden bist, ist keine Überraschung. Du bist die perfekte Wahl dafür."
Leichte Röte legte sich auf Lilys Wangen, aber ihr Blick zeugte von Ablehnung: "Versuch nicht, dich einzuschleimen, Potter. Das zieht vielleicht bei deinen hohlen Verehrerinnen, aber nicht bei mir."
Der Potter seufzte leise: "Auf die Idee, dass ich das ernst meine, kommt du wohl nicht."
Lily lachte humorlos: "Wenn du mal was ernst meinst, steht die Welt vor dem Untergang." Autsch. Dass Lily ihn hasste, war zwar nichts Neues, aber anscheinend hielt sie ihn noch dazu für total hohl und unreif.
"Weißt du, es würde mich wirklich interessieren, was ich dir getan habe."
Überrascht sah Lily ihn an. Als hätte sie nicht damit gerechnet, dass er sich über sowas Gedanken machte.
"Denk mal über dein Benehmen nach, dann kommst du auch von selbst drauf."
Wow. Sehr hilfreich. Konnte sie nicht einfach deutlich sagen, was sie störte? Grimmig fuhr er sich durch die wirren Haare, entschied sich, es dabei zu belassen und blieb stumm. So verging die retsliche Fahrt in unangenehmen Schweigen.
James war mehr als froh, als er sich wieder zu seinen Freunden gesellen konnte. es war echt mies, mit dem Menschen auf engstem Raum festzusitzen, den man liebte, wenn man von diesem gehasst wurde. Die Anspannung war denkbar unerträglich gewesen und einmal mehr wäre er froh, wenn er sie aufgeben könnte. Wenn diese blöden Gefühle endlich verschwinden würden. Wie viele Abfuhren musste er eigentlich noch kassieren, damit dieser bescheuerte Teil in ihm das endlich raffte? So selbstzerstörerisch konnte man doch gar nicht sein!
"Siehst ziemlich scheiße aus", begrüßte Sirius ihn, "hat Evans dich so sehr durch die Mangel genommen?"
"Können wir bitte nicht über Lily reden? Danke." Moony sah James sorgenvoll an, entschied dann aber doch, besser nichts zu sagen.
"Es wäre besser gewesen, wenn Dumbledore dich zum Schulsprecher gemacht hätte, Moony", ergänzte James seine Aussage und sah kurz zum Lehrertisch. Dumbledore hatte doch echt einen Knacks, das konnte nicht gut gehen.
"Unsinn. Mir fehlt dazu das Zeug", widersprach Remus bescheiden, "außerdem mag ich mein Amt."
"Du hörst aber nicht mit Quidditch auf, Krone! Wir müssen noch mal den Pokal gewinnen, da sist das letzte Jahr! Die Slytherins sollten nochmal in die Schranken gewiesen werden", kam es bestimmend von Sirius.
"Nein, niemals", antwortete der Potter abwesend, den Blick ans andere Ende des Tisches gehaftet, wo Lily zwischen ihren Freundinnen Alice Fortescue und Marlene McKinnon saß. Denk über dein Benehmen nach, dann kommst du von selbst drauf. Das tat er doch sowieso immer. Er wusste, dass er impulsiv sein konnte und manchmal handelte, bevor er dachte. Aber das konnte doch nicht so extrem schlimm sein. Lag es daran, dass seine Abscheu gegen Schniefelus so offenkundig war? Missbilligend sah James zum Slytherin Haustisch. Das fahle, vogelähnliche Gesicht stach zwischen den Umhängen hervor. Snape selbst starrte beinahe hasserfüllt in Lilys Richtung. Das war ja interessant, hatte er etwas verpasst? Ein Stoß in die Rippen riss ihn aus den Gedanken und erst dann realisierte er, dass fast alle Blicke auf ihn gerichtet waren. Unbewusst war der Potter mit geballten Fäusten aufgesprungen, wie er jetzt merkte. Peinlich, peinlich. Da wurde sogar er ein wenig rot.
"Schön, dass Sie der Rede so begeistert zustimmen, Mr. Potter", sagte Dumbledore sichtlich amüsiert, ein paar Schüler lachten, "ich hoffe, Ihr Enthusiasmus hält sich das ganze Jahr über."
James lächelte eines seiner charmantesten Lächeln: "Selbstverständlich, Sir. Ich handle doch stets nach dem Sinn der Schule."
Ein verschmitztes Lächeln seitens der Lehrer quittierte die Aussage, ehe der Schulleiter fortfuhr: "Aber wenn Sie schon mal stehen, Mr. Potter ist unser neuer Schulsprecher. Und unsere Schulsprecherin ist unsere bezaubernde Miss Evans." Tosender Beifall erfüllte die Halle. Professer Slughorn applaudierte am Lautesten.
Es war schon relativ dunkel draußen und die Gänge allmählich leerer, da die meisten Schüler müde von der langen Fahrt waren. James war aus dem Gemeinschaftsraum geflohen, um etwas Ruhe zu haben. Sirius konnte einfach nicht die Klappe halten. Gemütlich schlenderte er durch den Flur, ganz in Gedanken versunken. Bis ein Gewirr aus Stimmen, darunter die von Lily, seine Aufmerksamkeit erweckte. Und Schniefelus. Rasch verbarg er sich unter dem Tarnumhang, den er über den Arm gehängt hatte. Aufs Rausgehen konnte er wohl erstmal vergessen, die Neugier war zu groß. Lautlos und unsichtbar schlich der Gryffinder näher an das Geschehen heran.
"Sev, bitte! Diese Leute tun dir nicht gut, das weißt du auch. Du hast immer gesagt, es ist dir egal, woher man kommt, dann zeig es auch! Ich dachte, du meinst es auch so!", sagte Lily in flehendem Tonfall. Da wurde einem doch glatt übel. Dass sie so an diesem Scheußal hing, aber James hasste, er begriff es einfach nicht!
"Das geht dich nichts an", gab Severus kühl zurück.
"Wir sind Freunde, es geht mich etwas an!", fuhr sie den Slytherin an und James konnte ihrer Stimme entnehmen, dass sie den Tränen nahe war. Dieser dämliche Arsch sollte sein Verhalten mal überdenken!
"Du verstehst das nicht, Lily", erwiderte Snape abweisend und sah sie beinahe kalt an.
"Dann rede mit mir, verdammt! Und komm' mir nicht mit 'Ich kann nicht', sonst vergesse ich mich", drohte die Rothaarige ihm voller Unmut. Er konnte wirklich jemand anderen verarschen, aber nicht sie!
"Lass mich einfach in Ruhe. Mit Schlammblütern wie dir habe ich nichts mehr am Hut."
Eisige Stille machte sich für einen Moment unerträglich drückend breit. James platzte der Knoten. Ohne drüber nachzudenken, dass er ja unsichtbar war, hetzte er Snape einen Zauber auf den Hals, der ihn gegen die Wand schleuderte. Lily schrie erschrocken auf und der Slytherin war zu atemlos und perplex, um einen Ton von sich zu geben, der nicht schmerzerfülltes Jammern war. Doch sein Blick richtete sich fast schon fixierend auf James.
"Komm unter deinem scheiß Umhang hervor, Potter!", zischte der Slytherin schließlich, als er wieder Luft bekam.
"Potter?", wiederholte die Evans leise, fassungslos. Der Schulsprecher zog den Umhang von seinem Kopf, den Zauberstab immer noch gegen Schniefelus erhoben: "Nenn sie noch einmal Schlammblut und ich breche dir jeden Knochen einzeln, du widerwärtiges Stück Dreck!"
Ausdruckslos blickten die fast schwarzen Augen aus dem bleichen Gesicht zu ihm hoch: "Ich bezweifle, dass es dich irgendwas angeht, Speichellecker."
James packte ihn am Kragen: "Entschuldige dich bei ihr. Auf der Stelle!"
"Schnauze."
Als der Potter einen weiteren Fluch ausüben wollte, packte Lily seinen Arm: "Du bist Schulsprecher, lass das! Das ist gegen die Regeln."
"Glaubst du wirklich, das interessiert mich? Er hat dich Schlammblut genannt!", entgegnete James gereizt, ließ den Schwarzhaarigen aber los, welcher gleich die Chance nutzte und floh. Verdammter Feigling!
"Du hättest ihn nicht verhexen müssen. Glaubst du nicht, dass ich sowas öfter höre?", fragte die Rothaarige und ließ seinen Arm los. Sofort verschwand das warme Kribbeln, das ihre kurze Berührung ausgelöst hatte wieder. Zu schade.
"Das ist schon schlimm genug, aber du setzt dich für diesen Idiot ein und alles, man sollte ihn vierteilen!", knurrte Krone missbilligend.
"Ist doch meine Sache. Aber..danke. Es war total bescheuert und unvernünftig, aber auch irgendwie nett", gab Lily verlegen zu.
"So bin ich eben, ob du es glaubst oder nicht."
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Why we fight - A Jily Fanfiction
FanfictionEine weitere Fanfiction aus dem Marauder's Era Bereich.