Kapitel 18: "Wir gehen baden!"

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Tim's Sicht:


Als ich erwachte und meine Augen aufschlug, blickte ich in ein müdes Augenpaar das mich anschaute. Meinen Körper überkam direkt ein warmes, wohliges Gefühl und ich zog Stegi etwas näher an mich.

"Was machst du denn schon wach?" , brummte ich mit meiner tiefen Morgenstimme.

"Ich hab' nicht sonderlich gut geschlafen."

"Du hättest mich wecken können."

"Du sahst so friedlich aus wie du geschlafen hast, ich wollte das nicht zerstören."

Ich grinste. Er war so niedlich.

"Hast du dir in der Zeit wenigstens einen Plan für heute überlegt?"

"Nö. Mir ist aber ehrlich gesagt auch egal was mir machen, hauptsache du bist da, hauptsache du rennst nicht einfach wieder weg."

Ich erinnerte mich an gestern und allein der Gedanke an die Wette und der Fakt, dass ich Stegi ja noch davon erzählen musste, bereitete mir Magenschmerzen.

"Keine Sorge, ich bleib' bei dir." , versuchte ich alles zu überspielen und griff nach Stegi's Hand.

Er lächelte, schloss die Augen und legte seinen Kopf auf meiner Brust ab. Mit meiner freien Hand strich ich ihm durch die Haare. Sein lächeln wurde immer intensiver. Er schien, im Gegensatz zu gestern, so viel glücklicher. Ich konnte mir nicht wirklich vorstellen, dass ich der Grund dafür sein sollte. Wie konnte ich ihn nur so glücklich machen? Ich hätte ihn niemals so nah an mich heranlassen sollen. Alles drohte einzustürzen. Er würde mich hassen. Er würde mich verachten und nie wieder ein Wort mit mir sprechen. Er würde enttäuscht und verletzt sein und ich war der alleinige Grund dafür.

Stegi öffnete seine Augen wieder und blickte von unten zu mir auf.

"Hast du denn einen Plan für heute?"

"Nicht wirklich."

"Gut, dann weiß ich was wir tun werden."

Er grinste verschmitzt.

"Ach ja?"

"Die Sonne scheint wieder und es is' schön warm draußen. Wir gehen baden!"

Baden? War das sein ernst? Seit wir klettern waren wusste ich ja, dass Stegi gar nicht so ein Weichei war wie immer alle von ihm dachten, aber das Wasser des See's war definitiv zu kalt um darin zu schwimmen.

"Meinst du den See? Der See von gestern? Du musst den See meinen, sonst gibt es hier weit und breit kein Wasser - Es sei denn du meinst die Badewanne?"

"Natürlich mein' ich den See, Idiot."

Er grinste mich an. Man sah in seinem Blick, dass er sich seiner Sache sicher war und man ihn sowieso nicht mehr umstimmten konnte. Wir würden also vermutlich heute schwimmen gehen. In eiskaltem Wasser.

"Es scheint vielleicht die Sonne und ja, es ist auch nicht kalt, aber du weißt schon, dass es die ganze Nacht geregnet und gestürmt hat. Das Wasser ist arschkalt!"

"Mensch, Tim du Weichei." Er lachte mich aus. "Meinetwegen bleib' du halt hier, aber ich geh' heute definitiv schwimmen!"

"Sturkopf." , neckte ich und küsste seine Stirn. "Wenn's sein muss. Ich komm' mit, aber ob ich in's Wasser geh' überleg' ich mir noch."

Gesagt - Getan.

Wir nahmen für jeden von uns ein Handtuch mit und verließen das Haus. Es dauerte dieses Mal länger bis wir den See fanden, weil wir uns zuerst verlaufen hatten. Stegi war sich zu hundert Prozent sicher, dass wir abbiegen mussten, was natürlich der falsche Weg war.

Als wir endlich auf der Lichtung waren glitzerte der See schon in der Ferne auf. Die Sonne spiegelte sich auf der Wasseroberfläche und er wirkte längst nicht mehr so trostlos auf mich wie er es gestern tat. Die komplette Lichtung hatte etwas magisches. Die Natur wirkte unberührt, friedlich, nicht so wie bei uns Zuhause in der Stadt, wo man kaum noch grün zu Gesicht bekam, weil überall neue Wohnhäuser gebaut wurden. Selbst die Parks wirkten ungemütlich mit ihren Umzäunungen und den viel zu vielen Parkbänken und Spielplätzen. Die ganzen schreienden Kinder um einen herum. Hier herrschte Stille, Idylle. Ich genoss es.

"Kommst du jetzt mit rein oder was?" , fragte mich Stegi der bereits knöcheltief im Wasser stand und sich seiner Hose und des Shirts entledigt hatte. Er sah wunderschön aus.

"Ich weiß nicht. Ich hab' gar nicht mehr so viele Boxershorts und ich will nicht, dass die nass wird."

"Dumme Ausrede, dann zieh sie halt aus. Ich schau dir schon nichts weg." , grinste er und zog beide Augenbrauen hoch und wieder runter.

So kannte ich ihn gar nicht. Es war als hätten wir die Rollen getauscht. Als wäre ich plötzlich das Weichei und er der Taffe von uns beiden.

Ich ließ mich nicht weiter provuzieren und so zog ich alle Kleidungsstücke aus und legte sie am Ufer ab.

Stegi schaute ein wenig überfordert. Obwohl das kalte Wasser, wie kleine Nadeln, in meine Haut stach, bahnte ich mir den Weg Stegi.

"Alles okay?" , fragte ich und legte vorsichtig meine Hand auf seinen Oberkörper. Ich hörte wie er schlucken musste. Ich weiß nicht warum, aber ich fand es niedlich wie auf einmal wieder unsicher wurde und mit der Situation überfordert war. Er war so hilflos und so unerfahren. Ich wusste nicht wie viele nackte Männer er schon gesehen hatte, aber viele konnten es nicht sein.

"Ja, hätte nur nicht gedacht, dass du das durchziehst."

"Bin ja kein Weichei." , lachte ich. "Aber das Wasser ist schon ganz schön kalt, nicht?"

"Schon ein bisschen." , lachte er und ich bemerkte wie seine Lippe leicht zitterte.

Ich zog ihn vorsichtig an mich und legte meine Hände um seine Hüfte. Ich konnte ihn schlecht wärmen, weil mein Körper mindestens genauso kalt war wie seiner, aber trotzdem drückte ich ihn an mich. Er schien entspannter zu sein, zumindest fühlte sich nicht unwohl, das merkte ich.

Für eine ganze Weile verharrten wir so und genossen die Nähe zueinander ehe Stegi's Körper immer stärker anfing zu beben und sich seine Lippen bereits dunkellila färbten.

"Vielleicht sollten wir zurück gehen." , stellte ich fest und löste mich von ihm.

"Vielleicht, ja."

Wir schwammen zurück ans Ufer und schnappten unsere Klamotten. Dann wickelten wir uns in die Handtücher und machten uns, dieses Mal auf den richtigen, Weg zurück zur Hütte.

Mit zitternden Händen schloss ich die Tür auf. Ich war immer noch unterkühlt und Stegi schien es nicht anders zu gehen.

"Sorry für die blöde Idee." , entschuldigte sich der kleinere, während er das Handtuch zum Trocknen über einen Stuhl hing.

"Aber.. Tim?" , er stand nun wieder direkt vor mir.

"Ja?"

"Das war schön. Können wir das bitte nochmal machen?"

"Was genau meinst du? In Eiswasser baden gehn?" , ich schaute skeptisch zu ihm herab.

"Dir so nah zu sein. Das war schön."

Ich schmunzelte.

"Natürlich, kleiner."

Ich zog ihn in eine kurze Umarmung und bemerkte wie sein Körper noch immer vor Kälte zitterte.

"Aufwärmen in der Badewanne?" , schlug ich vor und er sah mich belustigt an.

"Denkst du ernsthaft da passen wir zusammen rein?"

"Naja, 'nen Versuch ist's wert. Wird halt 'n bisschen kuschelig." , lachte ich. "Ich lass schon mal das Wasser ein."



"Willst du..?" - #Stexpert FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt