Kapitel 38

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Nach dem achtstündigen Flug, war ich mehr als kaputt. Schließlich hatte ich letzte Nacht, vor Sorge, fast gar nicht geschlafen. Außerdem nagte der Jetlag an meinem Gehirn. Kaffee brachte nichts mehr, also griff ich, im Supermarkt am Flughafen, nach einem überteuerten Energy-Drink, der mich hoffentlich auf dem Nachhauseweg wach halten würde. Ich hatte kein Bargeld mehr für ein Taxi, also nahm ich die Underground. Als der Zug endlich kam, setzte ich mich irgendwo hin und schaltete meine Umwelt aus. Mit zusammen gekniffenen Augen versuchte ich, auf meinem Handy irgendwas zu erkennen. Auf Instagram wurden bereits Beileidsbekundungen für uns veröffentlicht. Sie schenkten den Medien Glauben und die Hardcorefans beleidigten mich unter meinen Bildern in den Kommentaren. Ernsthaft jetzt? Kurzentschlossen postete ich ein Selfie von letzter Woche, auf dem ich ausgelassen lachte. In die Beschreibung fügte ich ‚Müde' ein. Viel Spaß beim Interpretieren, ihr Idioten. In meinem Scroll-Wahn gefangen, bemerkte ich Eds Tweet erst gar nicht.



"Nein, wir sind nicht auseinander und ja, es geht euch wirklich nichts an."



Was sollte das bitte bedeuten? Naja, ich ging stark davon aus, dass er damit uns meinte. (Oder doch seine Katze?) Sollte ich mich jetzt etwa freuen? Okay, ein Lächeln konnte ich mir nicht verkneifen. Aber das verschwand sofort, als ich den nächsten Tweet sah. Es war ein Link zu einem Instagram-Foto, auf dem er, Arm in Arm, mit einer, ziemlich attraktiven, Frau posierte. Ohne es zu bemerken, checkte ich ihr Profil. Die Tatsache, dass sie offenbar mit Hoodie Allen zusammen war, machte das Ganze garantiert nicht besser. ich hoffte für Ed, dass das Bild vor meinem ‚Gespräch' mit Steven entstanden war. Sonst bedeutete das, dass er gestern noch mit ihm Feiern gewesen war. Und das wäre ja wohl das Allerletzte. 


Kurzerhand rief ich Stu an. Kurzangebunden sagte ich grimmig: „War Ed gestern noch feiern?" „Was?" Natürlich war er verwirrt. Schließlich sollte ich das gar nicht fragen. Sowas machte man nicht, außer man war ein Kontrollfreak. „Ich hab keine Ahnung. Ich weiß nicht mal, wo zur Hölle ihr gestern hin verschwunden seid." Oh Mist. „Ich bin nur hingefallen und Ed hat darauf bestanden, mich ins Krankenhaus zu bringen.", log ich schnell. „Dann glaube ich dir das mal. Aber, wo bist du jetzt? Edward ist ja offensichtlich nicht bei dir." Hörte ich da leichten Zynismus in seiner Stimme? „In London.", sagte ich, bemerkte, dass ich aussteigen musste und ging durch, die sich öffnenden Türen. „Ed auch." Fuck. Ich war so überrascht, dass ich auf der Rolltreppe stehen blieb und, als sie zu Ende war, erst einmal auf die Fresse fiel. Natürlich federte ich den Sturz mit meinen Händen ab, so dass der runden Kugel, aka. meinem Bauch, nichts passierte. „Hallo?", rief Stu. „Ja, ich bin noch dran. Ähm...", ich klopfte den Dreck von meiner Hose ab und ging weiter, so als sei nichts passiert. „Ist er nach Hause gefahren, oder..?" „Jup." „Na toll. Dann muss ich mir erst einmal eine andere Bleibe suchen." „Ich glaube nicht, dass Ed das wollen würde." „Ist egal, ich werde da heute jedenfalls nicht aufkreuzen." Eine Pause entstand. „Okay, dann viel Glück und gute Nacht." „Danke." Ich legte auf. Das konnte ja heiter werden.


„PIAAA?" Mittlerweile brüllte ich die Tür an. Denn auf die 30 Versuche, zu klingeln, hatte niemand reagiert. Es war bereits 23 Uhr und wenn gleich niemand kam, musste ich wohl draußen übernachten. Besonders kalt war es zwar nicht, aber erstrebenswert auch nicht wirklich. Außerdem musste ich dringend auf Klo. Meine Blase hielt, so zusammen gepresst, nicht mehr viel aus. Fluchend wand ich mich von der Tür ab. Ich zählte meine Möglichkeiten auf: Entweder ich pennte auf der Treppe oder ging nach Hause zu Ed. Laut seinem Tweet waren wir ja noch zusammen, also war das mein gutes Recht, oder? Langsam setzte ich mich in Bewegung. 


Hoffentlich würde das gut gehen.


Where we land || Ed SheeranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt