Zurück in die Vergangenheit

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"Hier sind wir." meinte Melina und nickte auf eine Türe. Sie war schön verziert und aus hellem Holz geschnitzt. Blumen Ranken wanden sich hinauf und Feen waren in den Ramen geschnitzt. "Ich gehe da allein hinein." meinte Emma. "Wir waren im Saal auf euch." erwiderte Susan und wandte sich mit Melina langsam von der Türe ab. Melina sah noch einmal über die Schulter nach hinten und verschwand dann mit Susan um die Ecke. Unschlüssig blieb Emma vor der Türe stehen, rieb ihren Ringfinder und sah sich einfach nur die Türe an. Auf einer Seite wollte sie da rein, auf der anderen Seite wollte sie es am liebsten vermeiden. Ohne groß zu überlegen ging Emma zum Ende des Ganges, legte den Zeigefinger auf die wand und ging langsam nach vorne. "Mach ich's, mach ich's nicht, mach ich's, mach ich's nicht." murmelte sie vor sich hin bis sie bei der Türklinke ihres Kinderzimmers ankam. "Mach ich's." flüsterte sie als ihr Finger die Klinke traf. Emma schluckte. "Okay." flüsterte sie und zitternd schlossen sich ihre schlanken Finger um die eiserne, verschnörkelte Klinke. Sie atmete noch einmal tief durch und drückte dann die Klinke runter. Langsam machte die die Tür auf und sah vom Boden hoch. Es sah wunderschön aus, ein Babybett in sanften Farben in der Mitte, hellgrüne Vorhänge, Regale voll mit Büchern und Spielsachen. Die Möbel waren aus hellem Holz geschnitzt und waren mit schönen Mustern, wie die Tür verziert. Langsam trat Emma in das Zimmer ein, strich über die Buchrücken, über die Gravuren der Regale, über die Vorhänge und über die Kissen am Fensterbrett. Langsam näherte sie sich dem Kinderbett in der Mitte. Die Decke, das Kissen und die Matratze waren ganz weich und mit beiger Seide überzogen. Als Emma das Bett an sich fertig begutachtet hatte sah sie auf und musste leicht lächeln. Direkt über dem Bett hing ein Mobile aus Kristall. Es waren kleine Feen. In blau, weiß, grün und einem sanften rot. Vorsichtig berührte Emma das Mobile einmal. Langsam rieselte glitzernder Staub zu Boden. Schon begann eine langsame und ruhige Musik zu erklingen. "Zwerge haben es gefertigt und Elfen nähte alles was hier in diesem Zimmer ist.- Und Feenstaub, er soll Kinder vor bösen Träumen beschützen und ihnen Glück bringen." meinte Luna da die in der Türe stand und Emma sah schnell auf. "Die Melodie ist ein Meerjungfrauenlied." fügte sie hinzu, betrat das Zimmer und strich über die Bettdecke. "Und die Möbel?" fragte Emma. "Die sind von Menschen. Jedes Volk wollte etwas zu eurem Zimmer betragen. Eure Mutter wusste sofort das ihr ein Mädchen sein würdet, also wurde auch alles auf ein Mädchen abgestimmt." meinte Luna und strich nun über das Holz aus der die Wiege war. "Warum ein Meerjungfrauenlied?" fragte Emma und sah das Mobile an. "Es beruhigt, lässt Kinder schläfrig werden und nimmt die Angst vor der Dunkelheit." erwiderte Luna. "Warum holt ihr mich erst jetzt?" fragte Emma da und sah Luna erwartend an. "Ein magisches Portal in eure Welt braucht sehr, sehr viel Magie die erstmal aufzubringen dauert. Eure Welt erst mal finden und dann euch zu finden hat lange gedauert. Fünf Jahre um genau zu sein. Wir wussten genau wir haben nur einen versuch zu euch zu kommen, euch zu holen und zurückzukommen. Wäre etwas schiefgegangen hätten wir mindestens sechs Monate warten müssen bis wir es nochmal hätten versuchen können." erwiderte Luna und stieß nochmal leicht das Mobile an. Wieder rieselte langsam Feenstaub zu Boden und die Melodie begann von neuem. "Außerdem verschlimmert sich unsere Lage von Tag zu Tag mehr." fügte Luna hinzu. "Warum?" fragte Emma. "Der Schutzzauber, welchen ich um das Schloss gelegt habe, er wird schwächer, unsere Armee ungeduldig. Die Zeit rinnst und zwischen den Fingern davon. Wenn wir nicht bald etwas unternehmen ist es zu spät." erklärte Luna und ging langsam zum Fenster. "Was kann ich da schon machen? Ich habe keine Ahnung von eurer Welt. Außerdem bin ich schon verloren wenn ich einen Kasten Wasser in meine Wohnung hochtrage, wie soll ich mich da im Krieg wehren?" fragte Emma und sah Luna erwartend an. "Das kann man euch alles lernen." meinte Luna und wandte sich schnell zu Emma um. Reflexartig wich Emma einen Schritt zurück. "Wir können euch alles beibringen was ihr wissen müsst.- My Lady." fügte Luna hinzu.

"Ein, zwei, drei, he hep." meinte Emma und zog die Wiege zur Seite, an die Wand. Das gute Stück sah zwar leicht aus war aber verdammt schwer. Kaum stand die Wiege an der Wand holte Emma Kissen und zwei Decken von der Sitzecke an der Fensterbank und legte eine Decke auf den Boden, die Kissen darauf genau wie die Decke. Da klopfte es in der Türe und Emma sah von ihren Kissen auf. "Wollt ihr wirklich hier schlafen, auf dem Boden?" fragte Melina mit einem Nachtkleid über dem Arm. "Ganz sicher, danke Melina." erwiderte Emma. "Wie ihr wünscht." seufzte Melina und hielt Emma das Kleid hin. "Wenn ihr etwas braucht wisst ihr wo mein Zimmer ist." meinte Melina mit einem sanften Lächeln, verließ das Zimmer und zog hinter sich leise die Türe zu. Emma wartete noch einen Moment und zog sich dann um. Es war zwar nicht ohne aber nach einer halben Ewigkeit schaffte Emma es auch endlich aus dem Korsett. Ordentlich, legte Emma ihre Kleider in die Sitzecke am Fenster und zog sich das Nachtkleid an. Selbst das war tailliert und hatte einen tiefen Einblick. Ein letztes mal schüttelte Emma die Decke auf und sah dann das Mobile an. "Dann zeig mal was du kannst." meinte Emma, stupste das Mobile einmal an und legte sich darunter. Sanft schwebte der Feenglanz auf sie hinab und legte sich wie Puder auf ihrem Gesicht ab. Emma schloss die Augen und atmete einmal tief ein. Allmählich verlangsamte sich ihr Herzschlag, ihre Atmung wurde ruhig. Sie entspannte sich vollkommen und wurde langsam müde. Selbst wenn sie gewollt hätte, sie hätte ihre Augen nicht mehr öffnen können, ihre Lieder waren zu schwer. Tief vergrub sie das Gesicht im Kissen und vergas alles um sich. In genau diesem Moment war sie so ruhig, wie seit sie Ambra verlassen hatte nicht mehr. So wie sie es als Baby unter dem Mobile in ihrer Wiege gewesen war.



Ein Thron eine KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt