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Es war still im Bereitschaftsraum des Captains. Kein Wunder, er war schließlich alleine in dem Raum, aber es kam Jean-Luc Picard noch stiller vor, als es gewöhnlich war. Nach dem sonderbaren, etwas verwirrenden Treffen mit der USS Voyager, die erneut im Delta-Quadranten verschollen war, dachte der Captain nach. Q war erschienen, und wollte seinen persönlichen Föderations-Spielplatz, die USS Voyager, wieder haben. Anscheinend ging es ihm nicht nur um das Schiff, sondern viel mehr um seinen Captain. Q hatte wohl mehr für sie übrig als er zugeben würde. Oder würde er doch? Jedenfalls durfte dieses Wesen sich nicht erlauben deswegen Offiziere zu gefährden. Deanna Troi war nach seiner "Schnipperei" drei Tage lang nicht aufgewacht, danach war sie weitere drei Tage nicht im Stande zu sprechen. Jedes Mal wenn sie ansetzte etwas zu sagen wurde ihr schwindelig. Sogar in diesem Augenblick war es nur gering besser geworden. Und das alles nur, weil Q eifersüchtig auf Commander Chakotay war. Er hätte erwartet ein omnipotentes Wesen wie Q wäre etwas reifer in seinen Aktionen, vor allem da es vermutlich mehrere Milliarden Jahre alt war, und sich verhängt über die Menschheit und ihre Fehler lustig gemacht hat.
Picard schüttelte den Kopf.
Das Eigentliche, was ihn beschäftigte, war etwas anderes. Etwas, dass er schon so lange mit sich herum trug, und die Begebenheiten auf einer gewissen Außenmission trugen nicht unbedingt zum vergessen bei. Er wollte es sich nicht eingestehen, doch eine spezielle Bemerkung Qs brachte Picard fast aus der Fassung. Er hatte gesagt, dass Picard doch selbst am besten wisse, was es hieße eine Frau direkt vor sich zu haben, und sie doch nicht zu bekommen. Ihm war sehr bewusst, dass Q auf eine bestimmte Frau anspielte. Und ihm war auch bewusst, dass er Recht hatte; er war jeden einzelnen Tag mit seinen verzweifelten Gefühlen konfrontiert. Nicht nur moralisch, sondern auch von Sternenflottenregulationen war diese Liebe verboten, aber er wollte es einfach nicht wahr haben. Er verdrängte seine Emotionen, und obwohl er sich sicher war, dass dies auf Dauer nicht besonders gesund sein könne, tat er es schon seit über 20 Jahren. Er hatte sich sogar schon einmal einreden können er liebe sie nicht mehr.

'Genug jetzt!' Sein Kopf platzte fast vor Gedanken.
Schnell stand er auf, und lief durch seinen Bereitschafsraum Richtung Brücke. Er hatte es nicht gewagt einen privaten Logbucheibtrag zu machen, denn so hätte er laut über seine Gefühle sprechen müssen, und das tat er nicht gern.

Als er die Brücke betrat, starrte ihn sein Counselor an wie vom Donner gerührt. Wahrscheinlich, nein eher sicher, spürte sie seine innere Unruhe. Hoffentlich allerdings nicht, dass er gerade intensiv darüber nachdachte sich in seinem Quartier einzusperren und die Tür mit einem 23-stelligen Sicherheitscode zu verriegeln. Er nickte ihr kurz entgegen, und hoffte sein Blick würde ihr eine gewisse Entschuldigung kommunizieren. Er war definitiv noch nicht bereit über was ihn beschäftigte zu sprechen. Deanna bewies, ihn verstanden zu haben, indem sie zurück nickte und ihren schwarz-äugigen Blick wieder auf den Hauptschirm zu richten.

Es war etwa 23:30 Bordzeit, und Doctor Crusher wusste sich nicht zu helfen. Sie konnte weder einschlafen noch wachbleiben. Wenn sie einschlief wurde sie von beunruhigenden Träumen, und ungewünschten Bildern wieder wach gerüttelt, wenn sie jedoch wach war, kämpfte sie einen internen Kampf um diesen Zustand zu erhalten. Nach einigen weiteren Denkprozessen, schien ihr aber das Wachbleiben angenehmer, denn so hatte sie wenigstens Kontrolle über ihre Gedanken.
Etwas frustriert stand sie auf, zwang sich wieder in ihre Uniform, die sie vor zwei Stunden gegen ein gemütlicheres Nachtgewand umgetauscht hatte, und begab sich auf den Weg in die Krankenstation. Wenn sie nicht schlafen konnte, könnte sie wenigstens arbeiten. Oder zumindest an ein paar ihrer persönlichen Botanik Experimenten arbeiten. Unterwegs begegnete sie einigen Leuten, die gerade Nachtschicht hatten, und ihr verwirrt hinterer blickten. Normalerweise sagen diese Offiziere sie nur in Notfällen, aber Beverly lief ganz ruhig und langsam durch die nachts immer abgedunkelten Korridore. Sie fühlte sich beobachtet. Jeden Schritt den sie tat, schien mindestens ein Augenpaar zu verfolgen, und mit der Zeit hatte sie fast das Gefühl jemand beobachte ihre Gedanken. Diese intimsten Gefühle, welche wie von selbst in ihr Denken schwirrten, würde sie nicht einmal zu sich selbst laut sagen. Sie war damit beschäftigt gezielt Gedanken zu unterdrücken, als ihr basierend darauf der Gedanke kam, dass sie sich wohl nie wieder ordentlich konzentrieren konnte. Sie hatte die Nächte zuvor auch nicht besonders viel Schlaf bekommen, und so machte sich der Schlafmangel offensichtlich bemerkbar. Sie blieb stehen. 'Vielleicht ist es doch besser, wenn ich mit jemandem spreche...' Dachte sie, doch schnell verwarf sie den Gedanken wieder. Sie beschloss stattdessen einige Atmosphäre Tests mit ihren neuesten Pflanzen zu machen. Das wollte sie sowieso schon vor einigen Tagen tun.
"Hallo Doctor, was machen Sie denn hier noch so spät?" Fragte eine Stimme. Es war Counselor Troi, sie bog gerade um eine Ecke. Erst jetzt fiel Beverly auf, dass sie unbewusst vor Trois Quartier stehen geblieben war. Anscheinend wollte ihr Unterbewusstsein los werden, was sie beschäftigte.
Die rothaarige Ärztin überlegte nicht lang, ob sie eine Ausrede suchen sollte, schließlich könnte man Betazoiden schlecht anlügen. "Ich... war auf dem Weg zur Krankenstation, ein Paar meiner Experimente fort zu führen...". Deanna sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Ich kann wohl nichts vor Ihnen verbergen, oder?" "Gibt es denn etwas, das Sie verbergen müssen?" Eine überflüssige Frage, Deanna wusste es ohnehin schon, schließlich hatte sie es bei Captain Picard am Morgen bereits gespürt. Natürlich wusste das Doctor Crusher nicht. Deanna wartete sie bis Beverly von selbst etwas sagte. "Vielleicht." Antwortete Beverly.

Die Nachtcrew auf der Brücke bestand an diesem Tag, oder eher Nacht, ausnahmsweise nur aus jungen Fähnrichen. Die Mission war äußerst einfach gehalten, sie sollten lediglich ein weiteres Sonnensystem kartographieren. "Bericht." Forderte Fähnrich Kelly, der heute zum ersten Mal im Captainsessel saß. "Alle Systeme funktionieren innerhalb normaler Parameter, das Sonnensystem ist in zwölf Minuten innerhalb Scannerreichweite." Antwortete Fähnrich Dursley. Auch sie war das erste mal auf der Brücke. Die zwölf Minuten quälten die jungen Offiziere regelrecht.
Endlich begann die Enterprise die nötigen Daten zu empfangen. "Sir, wir empfangen etwas Merkwürdiges von einem Klasse-M Planeten, dem dritten in diesem System!" Dursley tippte noch etwas auf ihrer Kobsole herum, bis sie sich sicher war. Beunruhigt drehte sie sich in Richtung Captainsessel. "Es ist eindeutig menschliche DNA auf dem Planeten, es gibt allerdings keinerlei Aufzeichnungen, dass Menschen diesen Planeten jemals betreten haben." Etwas beunruhigt atmete Fähnrich Kelly durch. "Vielleicht sollten wir den Captain wecken..."

Es dauerte nicht lange, und Beverly saß auf Deannas Couch. "Wollen Sie etwas trinken?" Fragte sie. Doctor Crusher überlegte kurz. Vielleicht wäre es wirklich gut etwas zur Beruhigung zu trinken, aber andererseits würde sie wohl sowieso alles verschütten, sie spürte wie ihre Hand begann leicht zu zittern. "Nein, danke, später vielleicht..."
Counselor Troi replizierte sich ebenfalls nichts, und setzte sich neben Beverly. "So, Sie sagten da gibt es 'vielleicht' etwas?" Nun wollte Deanna auch noch wissen was los war. Natürlich wollte sie das, das gehörte ja auch zu ihrem Job, aber Beverly hätte wohl auch darauf verzichten können. Oder nicht? Das war tatsächlich eine gute Frage. Was war eigentlich ihr Problem? Unterbewusst war ihr natürlich klar, um was es ging, und dass sie darüber reden wollte, bewusst vielleicht auch, aber sie verdrängte es mit aller Kraft. "Ich... Weiß es nicht. Vielleicht macht es mir zu schaffen, dass Q fähig ist ein Schiff voller Individuen in den Delta-Quadranten zu schicken, und trotzdem keinerlei schlechtes Gewissen zu haben..."
Deanna sagte nichts. Sie kaufte es ihr also nicht ab. "Okay, vielleicht macht mich auch die Tatsache verrückt, dass ich nicht genau weiß was mein Problem ist." Jetzt musste Ihr Gegenüber lächeln. "Sie wissen ganz genau was Ihr Problem ist, aber Sie trauen es sich nicht es auszusprechen. Das hätte ich sogar erkannt, wenn ich keine emphatischen Fähigkeiten hätte." Auch Beverly konnte es sich nicht verkneifen einen etwas entmutigten Lacher loszulassen. "Aber einen Versuch war es Wert, oder?" "Lassen Sie sich ruhig Zeit, ich habe heute nichts mehr vor." "Zu wenig Schlaf ist ungesund." "Ich weiß." Die beiden schwiegen. Sie wussten, dass Beverly nicht hier wäre, wenn sie nicht das Bedürfnis hätte zu reden. Etwas unruhig begann Beverly ihre Finger zu kneten.  "Na schön, es geht um etwas, das Q gesagt hat." Troi sah sie an. "Was hat er gesagt?" Beverly holte einmal tief Luft, sie wollte gerade ansetzen sich alles von der Seele zu reden, als ihre beiden Kommunikatoren aufsurrten, und sie auf die Brücke und die Krankenstation riefen. Etwas bedauernd sah die Ärztin Troi an. "Tut mir wirklich Leid Deanna. Ich würde diese Unterhaltung gerne fortsetzen, aber..." "Es ist schon in Ordnung Beverly. Vielleicht können wir uns morgen einfach nochmal treffen." "Das klingt gut!" Lächelte Crusher, und die beiden Frauen verschwanden in Richtung ihrer Arbeitsplätze.

Die TNG-FF. Was sagt ihr? Wen meint Picard? Was denkt Beverly? Ich denke es ist klar;)
Ich freue mich über Kommentare und Votes:)

LG

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