Ex's and Ohs

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"Helena?"

Ich drehte mich um und sah Zoe. Etwas schüchtern sah sie mich an.

"Wie geht's dir?", fragte ich besorgt und umarmte sie, bevor ich darüber nachdenken konnte.

"Ganz okay. Tut mir Leid, dass ich dir gar nicht mehr geantwortet hatte, aber ich wollte nicht, dass du mich aus Mitleid besuchst", erklärte sie. Ich nickte. So ganz unrecht hatte sie mit dieser Vermutung leider nicht. 

Es war inzwischen Donnerstag Nachmittag. Wir hatten bis jetzt nichts von David, meiner Mom oder Tamara gehört. Noel und Ethan hatten quasi bei uns gewohnt.

"Wie geht es dir denn?", fragte Zoe dann.

"Gut", antwortete ich. "Wobei ich mir natürlich Sorgen wegen Mom und David mache. Und Tamara", ergänzte ich schnell. Sie biss sich auf die Lippe.

"Wie steht's bei deiner Mutter?", fragte ich.

"Nicht gut. Jonathan hat mich aus dem Krankenhaus abgeholt und hierher gefahren. Ich will nicht zu viel verpassen und eben mit dir reden."
"Wollen wir uns nach der Schule treffen? Ich habe nur noch Bio..", schlug ich vor.

"Da habe ich leider keine Zeit, sorry."
Es würde jeden Moment klingeln. Außerdem spürte ich, wie meine Mädels, Noel und Erik uns beobachteten.

"Heute Abend?"
"Ich weiß nicht. Mal schauen, wie es meiner Mom geht. Ich will sie jetzt nicht alleine lassen", sagte Zoe und fuhr nach einer kurzen Pause fort: "Aber ich wollte mich entschuldigen. Es tut mir so Leid, was am Montag passiert ist. Ich habe über reagiert und uns alle in Gefahr gebracht."
Bevor ich etwas antworten konnte, klingelte es zur nächsten Stunde und ehe ich mich versah, war Zoe los zu Alex gelaufen. Na super.

Nach dem Unterricht ging ich erst einmal alleine nachhause. Noel hatte länger Unterricht und anschließend Training. Zoes Worte ließen mir allerdings keine Ruhe. Es passte nicht zusammen. Einerseits war da ihre Entschuldigung, andererseits wollte sie nicht mehr länger etwas mit mir zutun haben. Ich wartete zudem immer noch darauf, dass meine Mutter nachhause kommen würde. Wir bekamen zwar ab und zu Nachrichten mit "Guten Morgen" oder so, aber das reichte nicht. Trotz all der Streits in letzter Zeit fehlte sie mir sehr. Außerdem sollte sie mir das schlechte Gewissen lindern. Wegen Noel und mir hatten Tamara und David Stress und Elisa und Tamara ebenfalls. Und die anderen wussten nicht, zu wem sie halten sollten. Ethan war Noel und mir gegenüber neutral eingestellt. Ich wollte mit Leon reden.

In meinem Kopf war Chaos. Pur. Und dagegen half nur ein Lauf. Also zog ich mich schnell um und legte dann direkt los. Je weniger Zeit verging, desto besser. Ich hatte viel in der Schule nachzuholen, weil ich alles in den letzten Wochen habe schleifen lassen, habe zu oft gefehlt und kaum Arbeiten mitgeschrieben. Wie war das alles bloß so kompliziert geworden?

Mit jedem Kilometer wurde das metaphorische Gewicht auf meinen Schultern leichter, mein Kopf freier und mein Lauf schneller. Bis meine Beine und Lunge brannten und ich nass geschwitzt war. Also spazierte ich wieder nachhause und duschte dort direkt.

Kaum kam ich aus dem Bad, sah ich, dass im Wohnzimmer schon ein paar Leute warteten. Und ich war nur im Handtuch unterwegs. Typisch.

"Da bist du ja. Zieh dir mal was an", rief Rebecca. Ich rollte die Augen. Nein, ich wollte mich so jetzt zu ihnen setzen. Nein, noch besser. Ganz nackt.

Fünf Minuten später trug ich Jogginghose und Top und hatte meine Haare geflochten. David, meine Mom, Leon, Noel und Rebecca warteten auf mich. Ich ließ mich neben Noel aufs Sofa fallen und sagte dann: "Ihr könnt anfangen!".

Noel schmunzelte neben mir.

David und Elisa sahen sich an. Und kurz flammte ein ungutes Gefühl in mir auf.

Dann entspannte sich die Situation wieder.

"Ich möchte mich zuerst einmal bei euch allen entschuldigen, dass wir uns in den letzten Tagen sosehr zurückgezogen haben, aber wir mussten einfach alles einmal durchsprechen und dann wieder neu diskutieren. Ich hoffe ihr versteht das", begann David.

"Bestimmt wollt ihr jetzt wissen, wie es jetzt weitergeht", sagte Elisa. Eine dramatische Pause folgte.

"Ich werde mich vorerst von Tamara trennen. Wir werden uns weiterhin abwechselnd um Behati kümmern und uns weiterhin sehen. Allerdings ziehen die Jungs und ich wieder in unser Haus. Das hatten wir bisher ja zum Glück nur vermietet und nicht verkauft. Elisa hat mir sehr dabei geholfen, dass mir klar wird, dass ich meine Ehe noch nicht aufgeben darf, aber man manchmal Veränderungen braucht", sagte David.

Doch eigentlich kam nicht viel davon bei mir an. Tamara und David würden sich trennen. Sie würden wieder umziehen. Und das alles nur wegen Noel und mir. Wie hatte es Zoe mir damals vermittelt: "Reißt euch endlich zusammen! Und zieht uns andere da nicht mit hinein!"

Hätte ich doch nur auf sie gehört.

"Tut mir Leid", presste ich hervor, bevor bei mir schon die ersten Tränen kullerten.

"Was tut dir Leid?", fragte David verwirrt, während Noel sofort meine Hand nahm.

"Das ist unsere Schuld oder?", antwortete No für mich mit.

Rebecca und Leon sahen uns betroffen an. Mom und David überlegten.

"Wir klären das gleich noch einmal, okay?", schlug Noels Dad dann vor und meine Mom sagte: "Trotz allem wollen wir morgen Abend zusammen feiern, dass es uns allen irgendwie gut geht. Bei dem Autounfall hatten wir unglaubliches Glück, dass keinem etwas passiert ist. Laila lädt uns ein."
"Kommen Kleins auch?", fragte Rebecca.

"Ja, wahrscheinlich schon", sagte unsere Mutter.

Irgendwie konnten wir es nicht begreifen. Nach jahrelanger Beziehung und sehr kurzer Ehe hatten sich David und Tamara getrennt. Selbst wenn es nur auf Zeit war, so war es doch ein Schock. Keine Beziehung in meinem Umfeld schien je zu halten. Nichts. Ich sah Noel an. Niemals hätte ich vor einem Jahr gedacht, dass wir so einmal hier sitzen würden. Als Paar. Und gleichzeitig wollte ich mir meinen Leben nicht mehr ohne ihn vorstellen. Doch wer wusste, wie lange das schon anhalten würde? Ein paar Wochen noch? Monate? Vielleicht ein Jahr? Nichts schien hier für immer zu halten. Außer in Büchern und Filmen. Was ganz schön frustrierend war.

"Natürlich haben wir uns nicht wegen euch beiden getrennt. Um ehrlich zu sein ging das ganze schon kurz vor unserer Hochzeit los. Irgendwie haben wir immer mehr gestritten und je mehr Schritte wir nach vorne gemacht haben, desto unglücklicher wurde unsere Beziehung. Auch bei Behati waren wir uns nie einig. Klar, es ist immer schwierig mit einem Kind, aber so hart hatten wir uns das nie vorgestellt. Es gibt eine ganze Menge mehr Gründe, die ich noch nicht mit euch teilen möchte, aber Tamaras Reaktion, als sie von euch erfahren hat, hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Was früher oder später aber sowieso passiert wäre", erklärte David, als wir zu dritt in meinem Zimmer saßen. Ich heulte immer noch ein kleines bisschen, wollte aber nicht darüber sprechen. Es kam mir albern vor.

"Hat das ganze noch etwas mit Elisa zu tun? Da gab es vorhin so einen Moment, als ihr euch angesehen habt", fragte Noel da und verzog das Gesicht.

David sah kurz auf den Boden, blinzelte und antwortete: "Keine Ahnung, was du meinst. Um sie ging es 100 Prozentig nicht."
Noel und ich sahen uns an. Wir waren doch Experten, wenn es um Lügen um Geheimniskrämerei ging. 


Es kommen vielleicht noch 1-2 Kapitel. Ich werde langsam traurig, auch wenn ich immer seltener zum Updaten gekommen bin. :/


Zehntausend Gründe Dich Zu HassenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt