1.Kapitel

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Das Klingeln meines Weckers ließ mich aus dem Schlaf hochschrecken. Schlaftrunken und mit geschlossenen Augen tastete ich nach der Schlummertaste. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, das nervtötende Klingeln auszuschalten, öffnete ich schließlich mit einem Seufzer meine Augen und drückte auf die Taste.
"Ich hasse es so früh aufzustehen", murmelte ich und setzte mich mit einem Ruck hin. Müde strich ich über meine verschlafenen Augen und richtete mich ganz auf.

Mit schwankenden Schritten schnappte ich mir mein Handtuch sowie mein Duschgel und machte mich auf den Weg ins Bad, um wenigstens etwas fitter zu werden.
Nach einer nicht gerade ausgiebigen, ziemlich kalten Dusche und meiner täglichen Morgenroutine kehrte ich in mein Schlafzimmer zurück und suchte mir Klamotten für den Tag. Heißt, eine schwarze Jeans, ein schwarzes Top und eine Jeansjacke darüber.
Nachdem ich die letzten zwei Wochen Nachtschicht hatte, gönnte ich mir die nächsten 7 Tage erstmal Urlaub.
Heute war ich mit einer guten Freundin zum Shoppen verabredet. Ally traf sich seit einiger Zeit mit so einem Typen und für ihr nächstes Date braucht sie etwas Neues. Und etwas speziell sollte es auch sein. Wenn ihr jetzt wisst, was ich meine.

Seufzend sah ich auf die große Uhr in meiner Küche. Diese zeigte mir 08:03 an. Wie kann man nur zu dieser Zeit wach sein?
In diesem Moment klingelt es. Noch ein letzter Blick in den Spiegel, dann warf ich mir meinen Mantel und ein Tuch drüber und ging hinaus.

"Hey Ally", begrüßte ich meine Freundin.
"Gott, Adriana, du siehst schrecklich aus. Hast du wieder Alpträume?", brachte diese mir entgegen.
"Danke, du siehst auch toll aus", gab ich ihr sarkastisch entgegen.
"Nein, jetzt mal im Ernst, du weißt, dass du mit mir darüber reden kannst, oder?"

"Ally, das weiß ich, aber das würde doch nichts an diesen grauenhaften Bildern in meinen Träumen ändern. Glaub mir, es fühlt sich jedes Mal so verdammt echt an." 
Zum Schluss murmelte ich die Worte nur noch. Sie wusste, dass sie mir da nicht helfen konnte.
Zwar sah Ally mich mitfühlend an, jedoch ging sie nicht weiter auf meinen nächtlichen Terror ein.
Stattdessen nahm sie meinen Arm und zog mich zu ihrem Auto. "Los, lass uns shoppen gehen und nicht weiter über Weltuntergangsträume philosophieren."

Kopfschüttelnd und mit einem Lächeln auf den Lippen ließ ich mich von ihr mitziehen.
"Okay, aber bitte übertreib es nicht wieder. Ich hab nur eine freie Woche."
Gespielt empört sah sie mich an.
"Also bitte, ich und übertreiben?"

Lachend ließ ich mich auf den Beifahrersitz fallen und warf einem Blick nach draußen.
Direkt vor meiner Wohnung lag eine Bushaltestelle, die um diese Zeit normalerweise ziemlich gefüllt von wartenden Leuten war. Doch heute stand dort nur ein Mann.
Dieser sah unentwegt zu Ally und mir.
Nachdenklich betrachtete ich diesen genauer. Er hatte schwarze Haare und einen Trenchcoat, welcher geöffnet war, an. Komisch, bei diesen Temperaturen und dem Sturm, der heute ging, musste er doch frieren. Auch stand er stock und steif da, anstatt sich auf die freien Plätze im Bushäuschen zu setzen.

"Man, ist das heute kalt", meinte Ally, die sich neben mir auf den Fahrersitz nieder ließ.

Ohne den Blick von dem Mann, der immer noch zu uns sah, zu nehmen, fragte ich an Ally gewannt: "Siehst du den komischen Kerl da an der Haltestelle?"

"Wen meinst du?"
Ich sah kurz zu ihr. "Na der an der Haltestelle."
"Ana, da steht keiner."
"Doch, na klar, siehst du ihn den nich-..."
Als ich meinen Blick wieder zu der Stelle wand, war dort keiner mehr. "Komisch ich hätte schwören können...", murmelte ich vor mich hin.

"So, können wir los?", fragte Ally, "Da ist bestimmt nur deine Fantasie mit dir durchgegangen. Du solltest echt weniger Filme schauen."
"Du hast wahrscheinlich recht."
Mit einem Nicken in meine Richtung fuhr Ally schließlich los.

"Na dann mal auf in dem Kampf", meinte sie grinsend.

Chosen [SPN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt