Kapitel 4

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Kapitel 4:

"Ich will dich nicht haben!"

"Aber das kannst du mir doch nicht antun! Du bist meine Mutter!"

"Mutter hin oder her, ich kenne dich nicht und ich hab eine glückliche Familie mit einem Ehemann und zwei Kindern, die ich nicht zerstören will, dass musst du verstehen!"

"Aber ich bin doch auch deine Familie!"

Ein lautes Lachen. "Nein, sicher NICHT!"

Ich schreckte hoch. Schweißgebadet wandte sich mein Blick auf die Uhr auf meinem Nachttisch. In leuchtend roter Schrift war 3:48 Uhr zu lesen. Ich hatte einen Albtraum und zwar einen, der mich schaudernd lies und gleichzeitig einen, der mir Tränen in die Augen trieb. Im Traum führte ich ein Gespräch mit meiner Mutter, doch anstatt mich in die Arme zu schließen, was ich mir erträumt hätte, stieß sie mich ab, wie eine Kakalake, die in ihr Reich eingedrungen ist. Was passiert, wenn sie mich abweist? Bestreitet, dass ich nicht ihr Kind bin und sie mich nicht sehen will? Oder wie sah es mit meinem Vater aus? Werde ich ihn finden? Stand er zu mir, seinem Kind? Langsam stieg in mir Angst auf, denn es gab so viele Möglichkeiten, die mich allein schon daran hindern könnten, sie Überhaupt nicht zu finden. Mein Kopf bettete sich auf das Wärme Kissen auf meinem Bett und ich versuchte mich zu beruhigen. Erst muss ich mal das Krankenhaus anrufen und mich dort erkundigen, dann werden wir schon sehen wo mich der Weg hinführt. Mit gemischten Gefühlen nickte ich ein.

"Mandy", hörte ich eine Stimme flüstern. "Mandy!" Jemand rüttelte an meinem Körper. Meine Augen öffnete ich einen kleinen Spalt, damit ich sehen konnte, wer mich aus dem Schlaf reissen wollte. Ich erkannte einen weiblichen Umriss. "Endlich bist du wach Mandy! Es ist schon 11:00 Uhr! Du wolltest doch das Krankenhaus anrufen!" Mit einem Mal war ich hell wach. Stimmt! Das Krankenhaus! Mir kam der ganze gestrige Tag in Erinnerung und ich bereute es jetzt schon, dass ich am Anfang so heftig auf die Wahrheit reagiert hatte, weil meine Adoptiveltern wollten ja nur das beste für mich und ich hab sie verletzt, indem ich abweisend zu ihnen war.

Ich sah Gabi in die Augen. "Na komm schon!", forderte sie mich auf und man konnte ein kleines Lächeln in ihrem Gesicht erkennen. Ich rappelte mich auf und stieg aus dem Bett und gleich in meine warmen kuscheligen Pantoffeln hinein, die mir George zu meinem Geburtstag geschenkt hatte. Meine Mutter ging voraus, die Treppe hinunter in die Küche und schurrstraks zum Telefon, ich folgte ihr. Dort angekommen drückte sie mir einen Zettel, auf dem eine Telefonnummer abgebildet war, in die Hand.

Zögernd sah ich sie an. Sollte ich das Krankenhaus wirklich anrufen und nach meiner Mutter fragen? Haben sie überhaupt Informationen über sie? Gabi musste bemerkt haben, dass ich etwas Schwierigkeiten damit hatte über meinen Schatten zu springen.

"Soll ich für dich anrufen Hase?"

Das Wort 'Hase' lies mich wieder ein klein wenig wütend werden, doch ich riss mich zusammen. Sie kommen schließlich auch nur schwer mit der Situation klar. "Nein, danke. Wenn ich soweit bin, dann werde ich selbst anrufen." Sie sah mich ernst an. "Okay, wenn das deine Entscheidung ist, muss ich dies akzeptieren, du bist ja schließlich fast erwachsen", sagte sie und verließ die Küche.

Ich war richtig baff. Sie hatten meine Wünsche respektiert und mich wie eine Erwachsene behandelt. Doch als ich vor dem Telefon stand, ganz alleine, hätte ich sie am liebsten zurück geschrien und sie gebittet, mir bei zu stehen. Meine Zähne bissen auf meiner Unterlippe herum, als meine Hand zum Telefon wanderte und ich die Nummer wählte, die auf dem Zettel geschrieben war. Ich lauschte dem Geräusch, dass das Gerät von sich gab, als ich die einzelnen Tasten drückte. Meine Hände zitterten, als ich das Telefon zu meinem Ohr führte.

Am anderem Ende erklang eine nette Stimme einer jungen Dame:

"Klinikum Schönauer. Felx, mein Name. Wie kann ich ihnen behilflich sein?"

"Hier spricht Mandy. Mandy Denk", antwortete ich der Empfangsdame mit zittriger Stimme.

Strich und StrickWo Geschichten leben. Entdecke jetzt