Der Schein trügt immer...
Annabell's POV:
Mit noch immer zittrigen Händen klingelte ich. Ich schloss kurz die Augen, um tief durch zu atmen. Zum dritten Mal strich ich mir nun über das Gesicht, um sicher zu gehen, dass keine Tränen mehr über meine Wangen rollten. Leise Schritte waren vor der Tür zu hören, die sich kurz danach öffnete. "Annabell, was ist denn passiert?", fragte Mum besorgt, als sie mich erblickte. Ich kniff für einen Moment die Augen fest zusammen, da die Erinnerungen von vor wenigen Minuten durch meinen Kopf flogen. "Ich war in sie verliebt verdammt! Du hast mir verboten sie zu lieben. Du hast mich dazu gezwungen sie fertig zu machen und los zu werden und jetzt willst du mir allen Ernstes weiß machen, dass du mit ihr zusammen bist!", brüllte Liam vollkommen außer sich. "Der Schein trügt immer.", zitierte ich Disneys Schwanenprinzessin. Auf Mum's Stirn bildete sich eine nachdenkliche Falte und sie schaute mich verwirrt an. Ich hätte nie geglaubt, dass Harry mich anlügen würde... "Die Welt besteht aus Lügen. Hinter jeder Ecke sind nichts als Lügen.", murmelte ich und trat hinein. Länger konnte ich die Tränen nicht zurück halten. "Annabell hat es etwas mit Harry zu tun? Was hat er gemacht? Spatz, sag mir, was passiert ist!", forderte sie mich besorgt auf. "Harry hat mich angelogen.", flüsterte ich so leise, dass es kaum hörbar war. Das Brummen eines Autos war im Hintergrund wahrzunehmen, doch für mich war es unwichtig. "Ach Spatz.", murmelte sie mitfühlend und zog mich in ihre Arme. Ich erwiderte zwar die Umarmung, aber sie brachte mir rein gar nichts. Nach den Ereignissen der letzten Tage habe ich kaum noch Vertrauen zu ihr, da schenkt mir ihre Umarmung nicht den Trost, den ich mir erhofft hatte. "Was ist denn los?", fragte Niall überrumpelt. Ich löste mich von Mum und schaute ihn mit tränengefüllten Augen an. Ohne zu überlegen stürzte ich mich in seine Arme, um dann an seiner Brust zusammen zu brechen. Ich habe Harry vertraut... Warum hat er mir vor ein paar Tagen nicht die Wahrheit gesagt? Ich hätte ihn doch nicht verurteilt, wenn ich gewusst hätte, dass Liam sein Freund wäre... Doch eigentlich ist Harry schuld... Er hat Liam dazu gebracht mich zu beleidigen. So wie es klang, hätte Liam das nicht vorgehabt ohne Harry's Einfluss. Wie konnte Harry nur? Er kannte mich damals doch gar nicht und vor allem der Spruch: "Mädchen sind nur für das eine."... Wollte er mich nur ins Bett kriegen? Das kann ich mir einfach nicht vorstellen... Er war immer so süß und zärtlich zu mir. Wäre er nicht ganz anders vorgegangen, wenn er einfach nur mit mir schlafen hätte wollen? Hätte er dann nicht jedes mal, wenn er bei mir oder ich bei ihm geschlafen hätte, Andeutungen gemacht? Aber Liam hat gesagt, dass Harry allein Sex will... Liebt er mich überhaupt? Der Schein trügt immer... Vielleicht ist der Harry, den ich kennengelernt habe allein der Schein... Ich schluchzte auf. Niall zog mich vorsichtig enger an sich. "Was ist passiert?", fragte Niall Mum, was ich nur entfernt wahrnahm. In dieser Situation würden mich eigentlich nur zwei Menschen beruhigen können, doch der eine ist tot und der andere hat diese Situation ausgelöst... "Sie kam ganz aufgelöst hier an und sagte, der Schein trüge immer und dass die Welt allein aus Lügen bestehe. Harry hat sie wohl angelogen, aber mehr weiß ich auch nicht.", erzählte Mum beunruhigt. Niall löste sich etwas von mir und schaute mich an. Ich nahm ihn durch den Vorhang meiner Tränen nur verschwommen wahr. "Annabell, weswegen hat er dich angelogen?", fragte Niall ernst. Er hielt mich an meinen Schultern und schaute mich durchdringend an. "L-liam.", stotterte ich weinerlich und schluchzte auf. Niall riss erschrocken die Augen auf. "Liam Payne?", fragte er geschockt. Ich nickte nur stumm. Er kennt ihn auch... Bitte, sag mir, dass Niall nicht auch noch etwas damit zu tun hat! Niall zog mich vorsichtig zurück in seine Arme. "Ich bringe sie hoch. Mach dir keine Sorgen Maura. Ich kümmere mich um sie.", sagte Niall ruhiger und strich beruhigend über meinen Rücken. "Okay.", sagte Mum mit zittriger Stimme. Niall hob mich vorsichtig hoch. Warum passiert das alles mir? Warum kann nicht einmal alles gut verlaufen? Ich schluchzte auf und krallte mich in Niall's Hoddie. "Das wird schon wieder, Annabell.", flüsterte Niall beruhigend. Meine Atmung war unregelmäßig und mein Körper zitterte wie Espenlaub. Plötzlich legte mich Niall vorsichtig auf meinem Bett ab. Er zog mir zaghaft die Schuhe aus und stellte sie neben meinem Bett. Ich hatte das Gefühl, dass sich mein Hals durch das Weinen zu schnürte. Aus Angst keine Luft zu bekommen riss ich am Reißverschluss, um aus dieser engen Jacke heraus zu kommen. Panik überkam mich, als der Reißverschluss im Futter hängen blieb und nicht aufgehen wollte. Niall sah meine Panik und versuchte mir so schnell wie möglich aus meiner Jacke zu helfen. "Ganz ruhig Annabell, atme ganz ruhig. Durch Panik wird es nur schlimmer.", flüsterte er leise. Wäre das doch so leicht? Endlich öffnete sich der Reißverschluss und ich riss mich förmlich aus der Jacke. "Ganz ruhig, Annabell.", versuchte mich Niall zu beruhigen. Mein Herz raste in meiner Brust. Mit zittrigen Fingern fasste ich an meine schmerzende Brust. Ruhig versuchte ich ein zu atmen. Der Schmerz ließ langsam nach und mehr Luft strömte in meine Lunge. Niall saß mir gegenüber und streichelte zärtlich über meinen Arm. "Geht es wieder?", fragte er noch immer besorgt. Ich nickte zaghaft. "Was ist jetzt passiert?", fragte Niall interessiert und voller Sorge. "Harry kennt Liam.", brachte ich hervor. Niall nickte ruhig. "Du auch?", fragte ich wissend. Er nickte und schaute auf die Decke. "Wir waren in der Grundschule beste Freunde, Harry, Liam und ich.", erklärte Niall und sah nachdenklich aus, als würde er gerade in Erinnerungen schweben. "Das änderte sich, als Harry sich veränderte.", flüsterte er missmutig. "Das war Anfang der achten Klasse. Er wollte das Liam und ich mit machten bei seinem Trip, aber im Gegensatz zu Liam habe ich abgelehnt und dadurch meine Freunde verloren. Ich habe Harry kurz danach bis gestern nicht mehr gesehen.", erzählte er und eine Träne lief seine Wange hinunter. Ich schloss Niall in meine Arme. "Es tut mir leid.", wisperte ich wissend. Ich weiß genau, wie es sich anfühlt, plötzlich von einen Tag auf den anderen keine Freunde mehr zu haben... Ich bewundere seine Entscheidung. Es hätte nicht jeder den Mut ergriffen und abgelehnt... "Du solltest stolz auf deine Entscheidung sein. Es ist besser man selbst zu sein.", flüsterte ich an seiner Schulter. "Ich bereue die Entscheidung nicht, ganz im Gegenteil ich finde es gut, dass ich damals den Mut dazu hatte. Es war nur nicht gerade leicht für mich.", erklärte er leise und drückte mich etwas enger an sich. "Ich kann dich verstehen.", murmelte ich und eine Träne lief meine Wange hinunter. "Er hat Liam gesagt, dass er mich beleidigen solle.", brachte ich über meine zitternden Lippen. Niall löste sich ruckartig aus der Umarmung. "Was hat er?", fragte er geschockt.
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Do you rescue me? (Harry ff)
FanfictionAllein, wann ist man allein? Man kann allein sein, weil man weder Freunde noch Familie hat oder man besitzt beides und fühlt sich allein... Annabell ist 16 und ist eigentlich glücklich mit ihrem Leben bis etwas Schreckliches geschieht. Wer wird sie...