Kapitel 76 - Wut, Angst und Zweifel...

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In einigen Situationen verliert man sogar manchmal den Glauben an Dinge, wo man es für nie möglich gehalten hatte je an ihnen zu zweifeln...

Harry's POV:
"War ja klar, da hast du endlich mal jemanden netten kennengelernt und verletzt sie gleich. Das ist so typisch für dich.", seufzte Gemma leicht wütend. "Gemma.", ermahnte Mum sie. Sie hat doch recht... "Mum, sie hat doch recht.", schluchzte ich. Ich habe alles versaut... Louis schloss die Tür und kniete sich nun mit besorgtem Blick zu mir. "Erzähl mal, was ist jetzt eigentlich passiert? Dann können wir auch zusammen eine Lösung suchen.", forderte er mich ermutigend auf. Ich nickte zaghaft. Mum hatte mich noch immer in ihren Armen und gab mir so ein sicheres Gefühl. Doch keiner kann mir mehr Mut geben als Bell... Bell, ich bin so ein Idiot! In mir loderte so eine Wut auf mich selbst wie auch auf Liam und vor allem auch Verzweiflung, weil ich nicht weiter wusste. "Vor zwei Jahren hat Liam mir von einem Mädchen vorgeschwärmt. Ich fand es lächerlich und habe ihn dazu gedrängt sie los zu werden. Liam hat das Mädchen beleidigt und bis heute kein Wort mehr über sie in meiner Gegenwart verloren.", begann ich stockend zu erzählen. "Lass mich raten, Annabell war das Mädchen, das Liam beleidigt hat?", schlussfolgerte Gemma. Ich nickte betroffen. Louis atmete tief ein und schüttelte den Kopf. "Ich hätte es gleich aufklären sollen.", sagte ich schuldig. Wieso habe ich ihr nicht einfach die Wahrheit gesagt? "Ich bin so ein Idiot!", brachte ich wütend hervor. "Wie meinst du das mit Wahrheit erzählen?", fragte Louis nachdenklich und sichtlich irritiert. "Vor paar Tagen hat sie mir davon erzählt und ich habe ihr verschwiegen, dass ich Schuld an der Situation war. Ich wollte, dass sie mich mag. Ich bin ein dummer Egoist.", murmelte ich und ballte meine Hände zu Fäusten. "Hey, ich kann dich verstehen. Viele würden so handeln. Du wolltest ihr gefallen, weil du sie magst, das ist doch menschlich, dass man sich so verhält und Harry, du bist nicht mehr der alte. Der hätte seinen Fehler nie eingesehen und vor allem auch nicht versucht einem Mädchen zu gefallen. Entweder das Mädchen ist dir nach gerannt oder gar nicht. Das ist für dich doch auch nur eine vollkommen neue Situation und dann macht man Fehler.", sagte Louis und lächelte stolz. So stolz wie diese Woche habe ich ihn noch nie gesehen... "Rede mit ihr. Annabell ist so ein wundervoller verständnisvoller Mensch. Sie wird dich sicherlich verstehen.", versuchte Mum mich aufzumuntern. "Nimm etwas süßes mit.", sagte Gemma plötzlich und setzte sich lächelnd zu uns. "Woher kommt dein plötzliches Verständnis?", fragte ich verwirrt. "Ich habe dich noch nie so fertig gesehen.", gab sie offen zu. Da hat sie recht... "Und wofür Süßes?", fragte Louis irritiert. "Na, um von der Lüge abzulenken und weil Mädchen Süßes lieben.", sagte sie verschmitzt grinsend. Da weiß ich ja, was ich ihr zum nächsten Geburtstag schenken kann... Aber die Idee ist gar nicht so schlecht. Nur was würde Bell wollen? "Aber Harry, wenn du mit ihr redest, musst du ihr die ganze Wahrheit erzählen. Einmal wird Annabell dir sicher verzeihen, aber machst du den Fehler ein zweites Mal, kann ich dir nicht versprechen, so verständnisvoll Annabell auch ist, dass sie dir nochmal verzeihen würde.", sagte Louis mahnend. Ich nickte vertieft in meinen Gedanken. Wenn sie mir überhaupt verzeihen wird? Was ist, wenn sie jetzt, wo sie weiß, dass Liam sie auch geliebt hat, versucht mit ihm zusammen zu kommen? Vielleicht hat sie Liam immer geliebt und er war die ganze Zeit über immer in ihrem Hinterkopf... Vielleicht hat sie mich nie richtig geliebt... Mein Herz zog sich krampfhaft zusammen und ein stechender Schmerz zog bei diesem Gedanken durch meinen Brustkorb. Mühsam versuchte ich mich hinzustellen. "Danke für eure Tipps, aber ich möchte jetzt erst mal etwas alleine sein.", nuschelte ich und versuchte sie dankend anzulächeln. Doch jeder hat gesehen, dass mein Lächeln alles andere als echt war. Meine Augen sprachen etwas vollkommen anderes. Sie nickten mir verständnisvoll aber auch besorgt zu. Mit langsamen trägen Schritten machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer. Mein Herz fühlte sich so unglaublich schwer an, doch mein Inneres durchlebte ein Wechselbad der Gefühle. In mir herrschte ein Zwiespalt zwischen Wut, Angst und Zweifeln, die mich drohten aufzufressen. Die Tür schloss sich mit einem leisen Knarren und ich schmiss mich nur noch in mein Bett, um meinen schweren Kopf voller Vorwürfe in meinem Kissen versinken zu lassen. Am liebsten würde ich nie mehr aufstehen... Ich drehte mich müde auf den Rücken und starrte an die Decke aus dunkelbraunem Holz. "Mum, ich gebe Harry Nachhilfe.", sagte sie knapp. Ich kniff meine Augen fest zusammen. Sie hat mich geleugnet... Vielleicht war ich ihr selbst da nicht wichtig genug? Vielleicht bin ich nur Mittel zum Zweck? Vielleicht nutzt sie mich nur aus? Ich öffnete die Augen, als sich eine prägende Erinnerung einen Weg durch meinen Kopf bahnte. "Du machst Schluss oder?", fragte sie und ein Schluchzen entwich ihr. Geschockt schaute ich sie mit großen Augen an. Wie? Warum? Wie kommt sie darauf? Ihre Tränen flossen aus ihren Augenwinkeln ihre zarten Wangen herunter. Sie sah so zerbrochen aus. Es schmerzte sie so zu sehen. "Wie kommst du darauf?", fragte ich verwundert. "Es es i-ist d-doch immer so in a-allen Filmen. Jemand sagt, wir m-müssen reden und d-dann machen sie Schluss.", erklärte sie weinerlich. Klischee... "Bitte mache das nicht, ich liebe dich.", flehte sie und ergriff meine Hand. "Was bin ich für ein Idiot?", fragte ich flüsternd und schlug mit meiner flachen Hand auf das Bett. "Was rede ich mir für einen Scheiß ein? Bell liebt mich und ich muss alles dafür tun meinen Fehler wieder gut zu machen!", sagte ich festentschlossen und wischte mir einmal durch mein Gesicht. Ich muss zu ihr! Ich will das geklärt haben, auch wenn sie mich eigentlich gar nicht sehen will! Bei der Sache mit ihrer Mum ist sie auch zu mir gekommen und hat mir erklärt, was damals in ihr vorging und genauso werde ich es jetzt tun. Festentschlossen stand ich auf und lief in den Flur. "Ich gehe zu Bell.", rief ich und schlüpfte währenddessen schon in meine Schuhe. Louis kam in den Flur. "Bist du sicher bereit?", fragte er vorsichtig. Ich nickte. Nichts kann mich jetzt davon abbringen zu ihr zu gehen! Er begann zu lächeln. "Habe ich dir eigentlich schon gesagt, wie stolz du mich in dieser Woche machst?", fragte er glücklich. Ich schüttelte unsicher den Kopf. "Dann weißt du es ja jetzt.", flüsterte er und umarmte mich kurz. "Ich melde mich.", sagte ich schnell und zwang mich in meine Jacke. Er nickte mir zu und dann war ich auch schon auf dem Weg zu Bell.

Do you rescue me? (Harry ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt