6.Kapitel

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"Du bist eine Prophetin des Herrn."

Ich drehte meine Kopf zu der Stimme, von der diese Worte gekommen waren.
Vor dem Tisch in der Ecke stand mein Entführer von gestern. Und zwar in der Ecke, die gegenüber der Tür lag. Und ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass er, als ich wach wurde, noch nicht in diesem Zimmer stand.
"Was...", entsetzt starrte ich ihn an.
Dean verdrehte genervt die Augen und Sam schien das Gesicht eingeschlafen zu sein.
"Fantastisch. Danke Cas", kam es ironisch von Dean.
"Das macht es jetzt wirklich leichter."

"Wie kommt er hier rein!", kreischte ich los. Vielleicht reagierte ich etwas übertrieben, aber wer würde das nicht, wenn man erst entführt wurde und sich dann auch noch Personen aus der Luft heraus materialisierten.

"Ähm, das ist Castiel und er, ähm, ist ein Engel", versuchte es nun Sam.
Ok, ich glaubte immer ein wenig an das Übernatürliche, aber das war jetzt wirklich zu viel. Ich schüttelte ungläubig meinen Kopf und starrte den "Engel" mit weit aufgerissenen Augen an.
Castiel trat ein paar Schritte auf mich zu.
Sofort sprang ich auf und wollte zur Tür rennen. Doch da hatte ich die Rechnung ohne Sam gemacht. Er packte mein Handgelenk, wirbelte mich herum und verdrehte meine Arme auf den Rücken, sodass ich mich nicht mehr bewegen konnte. Ich fühlte mich in Szene vor dem Motel zurück versetzt, als Dean mich ähnlich festgehalten hatte.

"Lass mich los!"
"Du musst uns zuhören", bat mich der Riese hinter mir.
"Verdammt, lass mich los! Ich hab euch doch nichts getan! Bitte, Bitte lasst mich gehen."
Doch Sam hielt mich eisern fest und versuchte, mich zu beruhigen.
"Ana, ich weiß, dass ist alles etwas verwirrend, aber bitte lass es uns erklären!"

Nach einigen erfolglosen Versuchen, mich von Sam loszureißen, gab ich schließlich auf und sah zu Castiel.
Er hielt meinen Blick stur stand und verzog keine Miene. Dann holte ich ein paar Mal tief Luft und schließlich nickte ich Dean kaum merklich zu.

"Okay, ich weiß gar nicht so richtig, wo ich anfangen soll. Unser Cas hier sagte ja bereits, dass du eine Prophetin bist. Und wir haben eine Tafel, auf der geschrieben steht, wie man die Tore zur Hölle für immer schließen kann. Eine Aufgabe konnten wir bereits erfüllen, doch wir können die Tafel nicht weiter übersetzen. Das kann nur ein Prophet.
Und da kommst du ins Spiel", erklärte er mir.
"Okay ich bin also eine Prophetin. Und ich soll eine Tafel übersetzen, die niemand außer mir lesen kann. Um die Hölle zu versiegeln?"
Skeptisch blickte ich die Drei der Reihe nach an.
"Mal angenommen, ich glaube euch diese vollkommen verrückte Geschichte, wieso kann nur ich sie übersetzen?"

Es war Castiel, der mir die Antwort gab.
"Es gibt immer nur einen Propheten. Als der Letzte, Kevin Tran, vor einigen Wochen starb, wurdest du erweckt. Ich suche schon eine ganze Weile nach dir, jedoch wurdest du gut versteckt."
"Versteckt von wem?", fragte ich den angeblichen Engel. Eigentlich wollte ich ihnen nichts davon glauben, aber  etwas neugierig war ich dann doch.

"Den anderen Engeln. Dich erwartet ein besonderes Schicksal. Es sind außergewöhnlich viele Engel für deinen Schutz abbestellt worden. Viel mehr als bei Kevin oder Chuck.", antwortete er mir.
Wer ist denn nun wieder Chuck?
"Ic-ich verstehe das nicht, warum wurde ich ausgewählt?"
Castiel sah mich aus blauen Augen an. "Es ist dein Geburtsrecht."

Eine Weile sagte niemand etwas. Schließlich rüttelte ich etwas an meinen Armen. Sam verstand sofort und ließ mich los.
Nachdenklich drehte ich mich von den Dreien weg. Was war nur los mit mir? Sie entführten mich und jetzt glaubte ich ihnen diese vollkommen abgedrehte Geschichte? Anscheinend ja. Oh Gott, hoffentlich beging ich hier keinen riesigen Fehler.

"Was passiert, wenn die Höllentore geschlossen sind?", fragte ich, drehte mich aber noch nicht um.
"So genau wissen wir es nicht, das steht alles noch auf den Tafel, aber wir vermuten, dass, wenn wir alle Aufgaben erfüllt haben, die Dämonen nicht mehr in diese Welt können", antwortete mir Dean.
Ein Lachen entwich meiner Kehle. Natürlich, Dämonen. Was auch sonst? Als nächstes erzählen sie mir noch, dass der Weihnachtsmann echt ist.
Ich drehte mich wieder zu den drei Männern um und sah sie abschätzend an.
"Also gibt es Engel und Dämonen. Und, lasst mich raten, es existieren auch Geister, Zombies, Monster und Vampire und was weiß ich noch alles?"
Sam und Dean nickten während mich Castiel nach wie vor vollkommen  ausdruckslos ansah.

"Ok, das wird mir grad alles ein wenig zu viel. Ich muss kurz an die frische Luft."
Dean trat einen Schritt in meine Richtung. "Allein. Und keine Sorge, ich renn schon nicht wieder weg."
Mit gesenkten Kopf ging ich durch die Tür und sog die kühle Abendluft tief in meine Lungen. Ein paar Meter von unserer Motelzimmertür entfernt stand eine Bank, auf die ich mich fallen ließ.
Mit geschlossenen Augen lauschte ich dem Zirpen der Grillen.
Wo bin ich hier nur?

Sollte ich das ganze Zeug, was die Drei mir erzählt haben, einfach so glauben? Ich meine, jeder normale Mensch wäre doch schon längst schreiend weggerannt. Warum ich nicht? Sie könnten Mörder oder was weiß ich für Spinner sein.
Aber irgendwie wusste ich, das sie nicht logen. Ich meine, Castiel hatte mich aus meiner verschlossenen Wohnung zwei Zeitzonen weiter teleportiert und das in ein paar Sekunden. Oder er ließ mich durch eine Berührung ohnmächtig umkippen.

Außerdem, welchen Grund hätten die Drei, mir so etwas zu erzählen, wenn es nicht der Wahrheit entsprach?
Ich musste an meine Träume denken, die vor einer Weile urplötzlich angefangen hatten. In denen die Welt unterging. Immer wieder und immer auf eine andere Art und Weise.
Mal fielen tausende Sternschnuppen auf die Erde herab und hinterließen eine Spur aus Zerstörung und Angst.
In einem anderen wüteten Naturgewalten über die Länder hinweg, als wäre die Apokalypse ausgebrochen. Doch es waren nicht die Bilder, die mir den Schlaf raubten, sondern die Emotionen. Angst, Hass, Wut, ja selbst die Liebe stürzten meine Gedanken nach jedem Traum ins Chaos.
Doch träumte ich von der Zukunft? Oder ist das alles schon passiert?
Und wenn die Träume von der Zukunft handelten, hatte ich dann überhaupt eine Chance, es aufzuhalten?

Ich vernahm ein Geräusch neben mir und als ich die Augen öffnete, saß dort Castiel auf der anderen Hälfte der Bank.
Aus traurigen Augen blickte er mich an und ich hatte das Gefühl, dass er wusste, was in meinen Gedanken vor sich ging.

"Wie soll ich so etwas aufhalten?"





-------------------------------------------Hey ich meld mich mal kurz zu Wort.
Also, so richtig zufrieden bin ich mit dem Kapitel noch nicht, ich denke, ich werd es auch nochmal überarbeiten.
Aber es kam jetzt schon länger nichts mehr und da wollte ich noch etwas veröffentlichen.

So und als Zweites möchte ich mich bei athletics_fan für die lieben Kommentare bedanken. Es freut mich riesig, dass du immer kommentierst und es spornt einen auch dazu an, weiter zu schreiben.:)
Gerade wenn man mal wieder eine Schreibblockade hat.:)

Chosen [SPN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt