Londoner Stadtmusikanten

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Hey <3

Wie gesagt heute ziemlich früh, hier ist das 21. Türchen von Julice / Julie_Hood, ich finde es, wie eigentlich alles was sie schreibt unglaublich gut und wünsche euch ganz viel Spaß damit und hinterlasst doch ein wenig Feedback würde mich freuen :*

GLG. Julia <3

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Die Londoner Stadtmusikanten

Der 21. Dezember wird wohl immer mein Lieblingstag sein. Das hat einen ganz einfachen Grund. Der 21. Dezember ist der Tag, an dem ich Liam begegnete.

Als ich meine Gitarre nahm und mich damit im Hyde Park aufstellte, ahnte ich nicht, dass mein geordnetes Leben bald nicht mehr ganz so ordentlich sein würde.

Ich wollte mit dem Musikspielen kein Geld verdienen, da gerade zur Weihnachtszeit schon genügend Geld in fremde Kassen floss. Deswegen lief ich während des Spielen und Singen durch den Park. Heute war wieder viel los, es waren schließlich nur noch drei Tage bis Weihnachten, und mir kamen allerlei Leute entgegen. Rechts und links der Wege standen hunderte Hütten und Stände, die Glühwein, Waffeln, Brote, Würstchen, Schokoladenobst und vieles anderes Zeug verkauften. Doch abgesehen von den bunten Hütten mit ihren leuchtenden Schildern und Dächern, war alles in kaltes Weis und diesiges Grau getaucht. Die Menschen trugen dunkle Wintersachen und liefen knirschend über den fast gefrorenen Weg; leise, winzige Schneeflocken fielen von dem weißen Himmel.

Ich sang bereits eine Stunde und war von Weihnachtsliedern aus den 90ern zu Lieder, die mir persönlich am besten gefallen, gewechselt. Meine Nase war bestimmt schon so rot wie Rudolphs und meine Finger konnten kaum noch die Seiten richtig halten. Auf meinem Kopf trug ich eine graue Mütze mit falschem Fell innen und um meinen Hals einen dicken Schal aus weicher Wolle, den meine Omi gemacht hat. Und doch war mir eiskalt und ich musste mich zusammen reißen, damit meine Stimme nicht zu sehr zitterte.

Gerade kam ich an einem Kinderpunschstand vorbei und roch die köstlichen Gewürze, als ich etwas vernahm. Ich sang gerade *Valerie* von Amy Winehouse, doch ich wurde unterbrochen. Etwa drei bis vier Stände weiter standen vier Jungs, einer davon ebenfalls mit Gitarre. Sie spielten einen Song, den ich nicht kannte – vielleicht war er selbstgeschrieben – und ihre Stimmen harmonierten perfekt. Der Größte, ein schlaksiger Junge mit einer hellblauen Pudelmütze auf dem Kopf, hatte eine eher rauchige und tiefe Stimme, doch er schaffte auch ein paar hohe Töne. Neben ihm stand ein junger Mann, der ungefähr so groß war wie ich und der auf seinem Kopf ein Ohrwärmer trug. Seine Stimme war... naiv und in gewissem Sinne noch jung. Der blonde Typ neben ihm sang ziemlich leise, was schade war, da man ihn durch die Gitarre fast nicht hörte. Er hatte ein niedliches Gesicht und der dicke mollige Wintermantel reichte ihm fast bis zu den Knien. Doch als mein Blick auf den letzten Typen fiel, beschloss ich, erstmal eine Pause ein zu legen. Ich wurde von seiner Präsenz total überrumpelt. Er hatte breite Schultern und eine schmale Mitte, seine Beine steckten in einer lockeren, dunklen Jeans. Er trug eine dunkle Mütze auf dem Kopf, unter der braune Haare hervor lugten. Um Seinen Hals war ein grüner Schal geschlungen, dessen Enden in seiner Jacke steckten. Er trug Handschuhe und sofort wünschte ich mir, ich hätte ebenfalls welche dabei. Seine Stimme war samtig, sexy und tief. Es war als hätte er die komplette Kontrolle über jeden einzelnen Ton, den seine Stimme vollbrachte. Meine Finger waren mittlerweile so starr, dass ich sie kaum noch bewegen konnte. Um sie herum standen viele Menschen und jubelten ihnen zu. Es war schön zu sehen, wie sie sich darüber freuten. Sie gaben sogar kleine Tanzeinlagen und rissen Witze zwischen den Songs. Ich beschloss, noch ein bisschen weiter zu ziehen und spielte mit starren Fingern eine weitere Stunde. Dann traf ich erneut auf die vier Knaben und konnte meinen Blick erneut nicht von dem Knaben mit der Samtstimme abwenden. Lächelnd beobachtete ich, wie er die Musik fühlte und in jeder Faser seiner Muskeln spürte.

Dennoch ging ich weiter und versuchte das Getöse des Weihnachtsmarktes mit meiner Stimme zu übertönen. Nach einer weiteren Stunde jedoch, versagte mir zum ersten Mal die Stimme und ich ließ mich auf eine eiskalte Bank sinken. In meiner Nähe standen schon wieder die Jungen mit den schönen Stimmen und ich erlaubte mir, eine Weile zu zuhören. Erstaunlicherweise konnte ich sogar seine Stimme heraus hören, obwohl ich sie noch nie zuvor vernommen hatte. Es gefiel mir, dass er mir Gänsehaut verpasste und ich genoss das wohlige Kribbeln auf meiner Haut.

Später am Nachmittag stieß ich erneut auf die Jungs, doch ich glaube nicht, dass sie mich gesehen haben. Nun stand ich unter einem Vordach einer kleinen Waffelbäckerei und packte meine Gitarre zurück in ihren Koffer. Für heute hatte ich genug von der Kälte und dem sonst wunderschönen Schnee. „Jetzt mach endlich! Ich habe keinen Bock mehr, ihr wegen dir ständig hinterher zu rennen!", hörte ich hinter mir eine Stimme, doch ich tat, als hätte ich es nicht bemerkt. Es war einer der Burschen, die ich immer wieder singen sah. Dann räusperte sich jemand und tippte mir auf die Schulter. Mit überraschtem Gesichtsausdruck drehte ich mich um und blickte geradewegs in DAS Gesicht. „Hallo.", sagte das Gesicht und lächelte mich an. Ich lächelte leicht irritiert zurück und antwortete: „Hey... Und du bist...?" Mir wurde eine Hand entgegen gestreckt und ich nahm sie. „Liam. Ich bin Liam." Seine Hände waren sehr weich und sehr warm. Allerdings war sogar die Pfote eines Eisbären heiß, im Gegensatz zu meinen Händen. „Freut mich, dich kennen zu lernen, Liam.", antwortete ich. Ich nannte ihm meinen Namen und er lud mich auf einen Kinderpunsch ein. Er führte mich an den Menschen vorbei, dabei sah ich aus dem Augenwinkel, wie der Große Liam einen Daumen hoch zeigte und die anderen sich abklatschten. Ich lächelte entspannt und belustigt zugleich.

Beim Punsch erzählte Liam mir, dass es kein Zufall war, dass ich sie immer und immer wieder gesehen habe. Er habe mich vor zwei Tagen singen gehört und mich bei meiner Runde beobachtet. Als ich am nächsten Tag dieselbe Runde gelaufen war, wie am Tag davor, hoffte er, ich würde diese Runde immer laufen. Und da er und seine Freunde singen konnten, dachten sie sich gemeinsam einen Plan aus, um mich auf Liam aufmerksam zu machen. Tatsächlich hatten sie mich sehr wohl gesehen und bemerkten dann, wie ich weiter zog. So liefen sie mir nach und durch Liams Beobachtungen konnten sie genau kalkulieren, wo ich wann sein würde. Liam wollte mich wohl ein bisschen beeindrucken, doch als seine Freunde bemerkten, dass ich gehen wollte, wurden sie hektisch. Sie wollten Liam unbedingt mit mir bekannt machen, sagte Liam mir.

Ich fand das Ganze ja unglaublich niedlich und lieb. Noch nie hat jemand sich so viel Mühe gemacht, mich kennen zu lernen.

Die Tage nach Weihnachten, sah ich Liam wieder und wir verbrachten einen wunderschönen Tag zusammen. Dann durfte ich sogar Silvester mit ihm und seinen Freunden feiern und es kam zu meinem ersten Neujahrskuss....


Let it snow ( 1D - Adventskalender )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt