Unschuldiger Täter

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Wir starrten uns eine gefühlte Ewigkeit an. Sie machten keine Anstalten mir hochzuhelfen. Eher schauten sie feindseelig drein. Sie wirkten ungefähr gleich alt wie ich.Der Junge war wahrscheinlich ein wenig größer, als ich und hatte pechschwarzes Haar, was ihm bis über die Schultern reichte. Seine zwei grün leuchtenden Augen beäugten mich abschätzend. Das Mädchen neben ihm, war ein bisschen kleiner mit einem zierlichen Körper. Aber was für einem. Ich musste aufpassen sie nicht zu sehr zu begaffen, was mir ziemlich schwer fiel. Sie war wirklich scharf und dazu noch ihr seidiges braunes Haar, was sie offen trug. Ihren Blick hatte sie die ganze Zeit verächtlich auf mich gerichtet. Beide trugen sie sonderbare Kleider. Solche hatte ich noch nie gesehen und ich hatte in meinem Leben schon viele Mode-Unfälle mitansehen müssen. Manche in meiner Schule hatten einfach keinen Geschmack. Ihre Kleidung wirkte zwar nicht hässlich auch mich, aber ungewöhnlich. Nichtsdestotrotz sahen beide nicht schlecht aus und konnten sich so etwas extravagantes erlauben. Sie trugen trotz der Hitze langärmlige Hemden und lange Hosen, die aus einem dunklen Leder zu bestehen schienen. Es schimmerte jedoch in einem grünlichen Ton, der ab und zu plötzlich lila wirkte. Dieses Material schien mir magisch zu sein. Woraus es wohl bestand? Mir fiel außerdem auf, dass das Mädchen eine Kette trug, an der genau der gleiche Stein hing, der auch am Armband befestigt war, welches ich immer noch in der Hand hielt.

Als mich die Stille zu sehr bedrückte, ergriff ich schließlich das Wort. Falls die beiden kein Paar waren, konnte ich ja einen kleinen Flirt mit ihr beginnen. Doch ich sprach ohne nachzudenken. Auf Deutsch.

      ,,Hey, dürfte ich fragen, was eine Schönheit, wie du hier unten in einer Schlucht machst?" Danach fiel mir mein Fehler natürlich ein. Bestimmt verstanden sie mich nicht. Doch ich sollte Glück haben. Der Kerl antwortete mir auf Deutsch.

      ,,Danke für das Kompliment, aber das ist trotzdem keine Entschuldigung dafür, dass du einen Diebstahl begangen hast." Das hab ich doch gar nicht an dich gerichtet, dachte ich mir. Trotzdem verwirrte mich der zweite Teil seines Satzes, sodass ich keine schnippische Erwiderung wiedergab.

      ,,Diebstahl begangen? Ich hab gar nichts getan. Wovon redest du?" Ich blickte die beiden immer irritierter an, die jedoch immer gereizter wirkten. Nun meldete sich die Süße zu Wort:,,Lüg nicht! Wir wissen genau, dass du es warst, der die Epetike gestohlen hat. Wer sollte es denn sonst gewesen sein?" Epe-was? Ich verstand immer weniger.

      ,,Ich war es jedenfalls nicht. Ich weiß ja nicht mal, was dieses Epe-Dingenskirch ist," versuchte ich mich zu verteidigen. Das Mädchen bleib jedoch fest in seiner Ansicht. Dem Typen schienen jedoch zweifel zu kommen. Er streckte mir seine Hand hin und half mir hoch. Das schien der Kleinen jedoch gar nicht zu gefallen. Das errinnerte mich ein wenig an Kate, wie sie immer so schnell ausrastete bei jeder Kleinigkeit.

      ,,Was tust du da, Cyril!", giftete sie ihn an. Cyril schenkte ihr nur ein Schulterzucken.

      ,,Sieh ihn dir doch an. Er trägt solche grotesken Klamotten und scheint nicht wirklich eine Ahnung zu haben, wo er ist." Sie schien mich genauer unter die Lupe zu nehmen. Da blitzten ihre Augen plötzlich misstrauisch auf. Sie griff nach meiner Hand und ich befürchtete schon, dass sie mich wegen meines guten Aussehens in ihre Arme ziehen wollte, aber wieder falsch gedacht. Ich öffnete meine Faust und nahm mir das Armband weg.

      ,,Wenn er so unschuldig ist, wie du meinst...warum hat er dann einen Uveip?" Cyril starrte mich nun fragend an.

      ,,Einen was???", fragte ich, obwohl ich mir dachte, dass damit bestimmt mein Fundstück gemeint war. Schließlich wurde ich aufgeklärt.

      ,,Ein Uveip ist ein Stein, mit dem du durch ein Portal in die andere Welt reisen kannst." Jetzt dämmerte es mir allmählich.

      ,,Soll das etwa heißen, dass ich mit diesem Teil durch ein Portal geflogen bin und hier aufgetaucht bin?" Das ganze schien mir nicht glaubhaft. Es würde jedoch das blaue Licht erklären und alles andere. Nur warum sah hier alles genau so aus wie vorher, wenn ich gerade in einem anderen Universum war. Handelte es sich hierbei um ein Paralleluniversum? Siegessicher lächelte das Mädchen.

      ,,Du gibst es also zu?" Ich wollte mich verteidigen, doch der Junge, kam mir zuvor.

      ,,Erkläre uns erstmal deine Seite der Geschichte und danach entscheiden wir, ja?" Ich nickte und auch die Süße nickte genervt. Also erzählte ich alles. Von dem Sturz bis ich schließlich hier am Boden lag und auf die beiden Fremnden gestoßen war. Sie lauschten mir aufmerksam, bis ich zum Schluss kam.

      ,,Wenn man deiner Version nun Glauben schenkt, heißt das also, dass der Dieb durch das selbe Portal gereist ist und dabei seinen Uveip verloren hat." Cyril und ich nickten zustimmend auf ihre Schlussfolgerung. Das heißt ich konnte jetzt gehen. Doch zuerst musste ich wohl in meine Welt zurück. Man machte sich bestimmt schon Sorgen um mich. Ich griff nach dem Uveip, aber das Mädchen zog seine Hand zurück, sodass ich ihn verfehlte.

      ,,Wie kann ich mir sicher sein, dass du nicht lügst?" Ich seufzte. Ich sagte die Wahrheit! Warum ist sie nur so hartnäckig. Wäre sie nicht so hübsch gewesen, wäre ich wirklich kurz davor gewesen, auf sie los zu gehen.

      ,,Stella... ich glaube ihm, reicht dir das noch nicht?" Sie schüttelte den Kopf.

      ,,Na gut. Was hälst du davon, wenn er uns hilft die Epetike wieder zu bekommen? Er kennt sich in der anderen Welt besser aus, als wir. Bestimmt würden wir nur auffallen. Du weißt doch, dass diese Welt niemals wieder entdeckt werden darf. Seit Laros..." Mit einem gequalten Blick unterbrach sie ihn.

      ,,Einverstanden." Mich hat niemand nach meiner Meinung gefragt, aber ich hatte wohl auch keine Wahl. Es wurde Zeit zurückzukehren. Mit meinen zwei Begleitern.


Die Wächter der vergessenen WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt