Lara sah nachdenklich auf den See. „Was denkst du, musst du mir sagen?", fragte ich neugierig. Lara seufzte leise und stand auf. „Mir kommt das alles so bekannt vor... Halt nur, dass einiges fehlt. Ich erinnere mich an ein großes Haus, welches ungefähr dort stand!", sagte sie und zeigte auf Leylas Kreuz. Ich stand ebenfalls auf. „Und ich erinnere mich an eine Schaukel und an meine Eltern. Ich weiß ganz genau, dass ich eine Schwester habe. Dann ist da ein Feuer und ich renne panisch in den Wald, aber ich hatte mich verlaufen. Ich finde nicht mehr zu meiner Familie zurück. Es ist so viel aber doch so wenig...", seufzte Lara. Ich sah sie verwirrt an. „Was willst du mir damit sagen?", fragte ich sie. Ihr Blick fiel nun auf mich. Ich sah ihre Überzeugung in ihrem Blick. „Ich denke, ich bin Leyla! Deine Schwester!", sagte sie mit zitternder Stimme und ich merkte, wie sich Tränen in ihren Augen sammelten. Ich musterte sie nachdenklich.
Es sind zwar inzwischen 18 Jahre vergangen, aber wenn Lara wirklich meine Schwester wäre, dann würde ich es doch merken, oder nicht? „Ich denke, ich weiß wie wir es herausfinden könnten...", murmelte ich leise. Interessiert sah Lara mich an. „Wirklich?", hauchte sie. Ich nickte lächelnd. „Und wie?", fragte sie weiter nach. „Wir machen einen DNA Abgleich. Dann wissen wir ganz sicher, ob du meine Schwester bist oder nicht!", schlug ich vor. Lara umarmte mich stürmisch. „Danke, Clari!", murmelte sie glücklich. „Ich hoffe so sehr, dass du meine Schwester bist! Du bist ein wunderbares Mädchen!", antwortete ich ihr und ich spürte, wie sie sich noch fester an mich drückte. Ich musste unwillkürlich lächeln. Ich will mir keine falschen Hoffnungen machen, aber es könnte doch wahr sein. „Wollen wir sofort los?", fragte ich sie und Lara nickte aufgeregt. Sie ließ mich los und rannte voller Freude die Wiese zum Tor hinauf. Ich folgte ihr eilig.
Als ich das Tor erreicht hatte, hörte ich Lara schon wieder fluchen. „Clari, wenn ich wirklich deine Schwester bin und du hier bauen willst, glaube mir, bevor irgendetwas anderes geplant wird, kommt dieses Mistdingen hier weg!", rief sie aus dem Busch heraus. Ich musste lachen und kletterte hinter ihr her und kam sogar noch vor ihr aus dem Strauch heraus. Völlig außer Atem kam sie hinterher. „Wie schaffst du es so schnell durch den Strauch?", fragte Lara mich nach Luft schnappend. „Ich spüre die Schmerzen nicht mehr. Es ist alles noch nicht solange her und deshalb merke ich es gar nicht mehr, wenn sich die Dornen in meine Haut bohren. Es blutet zwar wie sonst was, aber das ist echt harmlos. Ich sah schon schlimmer aus", redete ich drauflos und dachte gar nicht mehr daran, dass Lara eigentlich eine völlig Fremde war. Nach einer gewissen Zeit bemerkte ich ihren verwirrten Blick. „Was ist noch nicht all zu lange her?", fragte sie mich irritiert. Ich seufzte und schüttelte den Kopf. „Das ist nicht so wichtig. Wichtig ist jetzt erstmal, dass wir diesen DNA Test machen!", entschied ich und lief zurück zum Haus, wo Diego schon angespannt auf uns wartete.
„Hey, Diego!", rief Lara gutgelaunt und sprang über die Mauer, die unser Grundstück abgrenzte. Ungeduldig und angespannt raufte er sich die Haare. „Wo ward ihr solange?", fuhr er mich an und ich machte erschrocken ein paar Schritte zurück. Er bemerkte sehr schnell seinen Fehler und senkte beschämt den Blick. „Es... es tut mir leid, Clara. Ich wollte dich nicht so anfahren...", sagte er unsicher. Ich zitterte nervös und wusste nicht, ob ich jetzt zu ihm gehen sollte oder nicht. Lara betrachtete das merkwürdige Schauspiel, welches sich ihr bot mit wachsendem Interesse. Zögerlich trat ich auf ihn zu. Trotzdem ließ ich ein paar Meter Abstand zwischen uns. Diego sah mich traurig an. „Clara...", fing er an, aber ich unterbrach ihn mit einer Handbewegung. „Lass gut sein, Diego! Du weißt wie empfindlich ich bin und trotzdem verhältst du dich so!", sagte ich und deutete auf ihn. „Mit 'so' meinst du alles an mir...", sagte er etwas vorwurfsvoll.
Ich zuckte desinteressiert mit den Schultern. „Geh einfach, Diego! Verschwinde! Ich will dich hier nicht mehr sehen!", fuhr ich ihn an, darauf bedacht ihn nicht zu nah an mich heranzulassen. Er starrte mich entsetzt an und auch mir fiel es nicht leicht ihn rauszuwerfen. Er kam zögerlich auf mich zu, doch ich wich sofort wieder zurück. „Geh! Aber sofort!", fauchte ich und versuchte mir nicht anmerken zulassen, dass es mir total schwerfiel ihn so zu behandeln. Diego seufzte tief, drehte sich um und verschwand im Haus. Kurze Zeit später verließ er mit traurigem Blick mein Haus. „Aber Clari...", fing er wieder an. „Nein, es gibt kein 'Aber Clari'! Für dich immer noch Maria Clara! Lass dich hier nie wieder blicken, Diego!", sagte ich kalt und betrat mit Lara mein Haus. Kaum das ich dir Tür hinter mir ins Schloss fallen ließ, brach ich in Tränen aus. Lara nahm mich in den Arm und wir blieben lange so stehen. Nach einiger Zeit ließ ich Lara los und ging mit ihr ins Wohnzimmer, wo wir uns auf die Couch setzten. „Kannst du mir das mal alles erklären, Clari?", fragte mich Lara sanft.
Ich schluchzte leise und sah sie verweint an. Lara musterte mich besorgt. „Vor kurzem ist mein Exfreund Angelo in den Knast gekommen... Wegen Häuslicher Gewalt, schwerer Körperverletzung, Vergewaltigung und versuchten Mordes... Bevor du fragst, genau das alles hat er mit mir gemacht... Es wusste halt keiner und ich will auch nicht, dass es irgendwie an die Presse gelangt. Dann wäre hier die Hölle los und ich könnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Männer, besonders fremde Männer, sind ein großes Problem für mich geworden. Ich habe ständig Angst. Diego kenne ich noch nicht so lange... Diego und Ezequiel haben mich vor Angelo gerettet und ich habe Diego immer vertraut... Aber, als er mich eben so angeschrien hat... Ich hatte wieder Panik. So hatte es mit Angelo nämlich auch angefangen und ich habe es nicht rechtzeitig unterbunden. Ich habe Angst, dass mir mit Diego genau dasselbe passiert.
Ich gebe es ja offen und ehrlich zu, dass ich Diego liebe, aber trotzdem habe ich fürchterliche Angst vor ihm. Ich habe schon die ganze Zeit versucht, diese Angst zu ignorieren, aber sobald er sauer wird, bekomme ich Panik und will nur noch soviel Abstand wie möglich! Es wäre einfach besser, wenn wir getrennt leben...", erzählte ich ihr. Lara sah mich erschrocken an. „Clari... Das... Ich... Oh mein Gott...", stammelte Lara und streichelte sanft meine Schulter. Sie sah mich zögerlich an, raffte sich dann aber trotzdem auf und umarmte mich fest. Das hatte ich jetzt gebraucht. „Danke, Lara. Ich bin davon überzeugt, dass du meine Schwester bist! Ich fühle es!", murmelte ich leise und drückte sie fester an mich. „Ich bin auch davon überzeugt, Clari!", antwortete sie mir sanft und löste sich von mir.
„Wenn du willst, kann ich hierbleiben. Jedenfalls den restlichen Tag.Morgen muss ich früh raus und zur Arbeit...", fing Lara an und beobachtete michnachdenklich. Ich schniefte und wischte mir die Tränen weg. „Als was arbeitestdu?", fragte ich sie. „Ich bin Journalistin", redete Lara spontan weiter. Ichsah sie erschrocken an. „A...aber du schreibst jetzt nicht über mich, oder?",fragte ich panisch. „Nein, nein! Da brauchst du dir keine Sorgen machen! Ichbin für den Politikteil zuständig. Ich bin keine freie Journalistin und niemalswürde ich dich bloßstellen nur um ein Artikel rauszubringen!", versicherte mirLara ruhig. „Danke, Kleine." Ich seufzte leise. „Wollen wir jetzt den DNA Testmachen?", fragte ich und deutete auf die Haustür. Lara nickte. „Dann komm!",meinte ich und stand auf. Bevor ich die Tür erreichen konnte, klingelte es undich erstarrte vor Schreck. Ich widerstand dem Verlangen wegzurennen und öffnetedie Tür.
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Claras Vergangenheit ✔
Fiksi Remaja~Wahre Liebe findest du nur, wenn du Mut zur Katastrophe hast.~ Clara Alonso: (schüchtern, zurückhaltend, oft unsicher, fasst nicht so schnell vertrauen) Sie hatte schon einige Beziehungen, wurde aber nur verletzt... und es gab auch eine etwas ander...