Wir traten zum Portal und ich bekam allein beim Anblick schon ein mulmiges Gefühl in meinem Bauch. Stella und Cyril hielten ihre Steinanhänger hoch, sodass der Arch blau aufflackerte. Erschrocken zog ich die Luft ein. Da ich meinen Uveip nicht mehr hatte, fragte ich mich, wie ich denn zurückkommen sollte. Doch ich wurde nicht vergessen. Eine starke Hand ergriff die Meinige. Doch es war nicht wie erhofft Stellas. Als ich zum Besitzer aufblickte, schaute ich in zwei grünstrahlende Augen. Cyril! Ich wollte meine Hand schon von ihm lösen, doch er hielt sie standhaft fest. Also gab ich mich geschlagen. Ich war einfach nicht besonders stark.
,,Hab dich gefälligst nicht so. Sei froh, dass Cyril so nachsichtig war und dich nicht kalt gemacht hat." Ich bemerkte ihren feindseeligen Blick mir gegenüber.
,,Und glaube ja nicht, er macht das aus Sympathie! Du musst wissen, es ist uns verboten eine Tötung zu begehen, sofern das Opfer nicht hundertprozentig als Feind identifiziert wurde. Bei Lebensgefahr und natürlich bei Leuten, die zweifellos keine guten Absichten haben, haben wir freie Bahn. Also mach was wir sagen oder werd unser Feind." Ich musste schlucken. Sie sah so zierlich aus. Ich hätte ihr nie im Leben zugetraut, dass sie solche Drohungen ausspricht. Hilfesuchend wandte ich meinen Blick dem Unbekannten zu, doch dieser schüttelte nur ernst mit seinem Kopf. Es ging ihm also wirklich nur um Regeln. Die beiden brauchten wirklich mal ein wenig Spaß in ihrem Leben. Immer nach Regeln handeln und nur tun, was einem vorgeschrieben wurde, konnte doch nicht gut sein. Schließlich berührte Stella das Portal und wieder schwappte eine blaue Welle über uns. Wir tauchten ein in ein großes hellleuchtendes Blau, bis wir schließlich wieder in der Schlucht auftauchten. Was wäre, wenn uns jetzt Touristen hierbei beobachtet hätten? Ängstlich schaute ich mich um. Glücklicherweise erblickte ich keine neugierigen Blicke und dachte nicht weiter darüber nach. Nun wäre es das Beste erstmal zurück zu meinem Sturzplatz zu gehen, was ich den beiden auch mitteilte. Sie nickten nur stumm und folgten mir. Ich starrte nach oben, doch konnte noch keine Hilfe kommen sehen oder hören. Gut! Dann sollte ich jetzt die bleibende Zeit nutzen, um diese sonderlichen Gestalten besser kennen zu lernen. Ich sollte ihnen helfen die Epe-Dingsda zurück zu bringen, nur wusste nicht, was das war. Dann wollte ich wissen, was das überhaupt für komische Kleider waren, die sie trugen. Und was zum teufel, hatte es mit der anderen Welt auf sich? Fragen über Fragen trieben ihr Unwesen in meinem Gehirn, was auf Hochturen arbeitete.
,,Ich soll euch ja helfen. Wie genau? Und was ist diese Epe...wie hieß es noch gleich?" Stella musterte mich mit genervten Gesichtsausdruck und verdrehte ihre Augen, bis sie schließlich doch antwortete.
,,Also das waren ja jetzt ziemlich viele Fragen aufeinmal. Ich versuche sie trotzdem zu beantworten. Du meinst wohl die Epetike. Damit ist eine Art Energie gemeint, die in unserem Daup gespeichert..." Als sie meinen fragenden Blick sah, brach sie ab und erklärte mir zuerst, dass ein Daup eine Art Lebensbaum war, in dem die Energie gespeichert war.
,,Diese Energie ist keine gewöhnliche. Sie ist lebensnotwendig für Uriegen, unsere Welt. Der Daup schenkt uns Kraft, um diese Welt von der anderen zu treffen. Doch, wenn er nun stirbt, werden alle Portale von jedem passierbar sein und eine Katastrophe wird geschehen. Eure Welt wird von Kreaturen aus Uriegen unterjocht und unsere wird von eurer Seite verseucht und zerstört. Wir haben nicht viel Zeit. Einige Tage, wird der Daup zwar noch weiter leben, doch irgendwann wird er sterben, wenn wir die Epetike nicht zurück bringen." Zum Schluss ihrer Erklärung wurde ihre Stimme immer hysterischer und lauter. Sie schaute in die Ferne, als würde sie sich an etwas Vergangenes erinnern. Nach einiger Zeit fasste sie sich wieder und starrte nun mich an.
,,Wer bist du überhaupt?" Ich wunderte mich tatsächlich, warum diese Frage nicht schon längst gekommen war. Meistens war es so, dass die Mädchen nur über mich reden wollten, weil sie so beeindruckt waren von mir. Das konnte ich aber auch nur zu gut verstehen. Ich räusperte mich kurz, ehe ich zu einer Antwort ansetzte.
,,Ich bin Lorenz. Ich wohne eigentlich in Deutschland, aber bin gerade mit meiner Schwester und meiner Mutter hier her gereist um ein bisschen die Natur zu bewundern." Mehr wusste ich nicht zu sagen. Diesesmal erntete ich verständnislose Blicke und musste leicht schmunzeln.
,,Was ist bitte Deutschland? Ist das weit weg?", fragte mich Stella.
,,Das ist einfach ein Land, ein Teil in meiner Welt. Es gibt hier sehr viele verschiedene. Wir sind gerade in Amerika." Ich wartete schon auf eine weitere Frage, was wohl Amerika sei, doch da meldete sich Cyril zu Wort.
,,Das alles scheint mir logisch. Und du meinst du bist mit deiner Familie hier unterwegs. Kommt ihr schnell vorran? Habt ihr Pferde? Oder lauft ihr zu Fuß?" Ich verstand worauf er hinaus wollte. Bestimmt wussten sie nicht was ein Auto ist, also erwähnte ich es erst gar nicht direkt.
,,Weder noch. Wir haben einen Apparat mit dem man noch schneller als mit Pferden vorran kommt." Cyril staunte nicht schlecht, doch das Mädchen lachte nur verächtlich auf.
,,Gibt es vielleicht einen Ort, an dem ein sehr alter Baum hier wächst?", fragte mich schließlich Ciryl. Ich zuckte die Schultern.
,,Ihr solltet unbedingt meine Mutter fragen. Die weiß so gut wie alles über die Gegend. Aber wozu willst du das wissen?" Cyril seufzte und wollte schon zu einer Antwort ansetzen, als ihm Stella mit weit aufgerissenen Augen zuvor kam.
,,Du meinst doch nicht etwa..." Ja, was soll er denn meinen? Ich verstand wieder mal nichts. Was sollte dieses Geschwafel schon wieder bedeuten?
,,Genau das meine ich. Es kann sein, dass unser Dieb mit der Epetike zu dem Daup dieser Welt will, um die Kraft aus unserer Welt auf diese zu übertragen. Dadurch wäre es hier zwar sicher, aber Uriegen wäre in der Gewalt deiner Welt..." Er sah mich mit ernster Miene an, woraufhin ich erneut schlucken musste. Es würde mich dann zwar nichts angehen, aber nichtsdestotrotz wäre das wirklich schlimm für die beiden. Auch wenn ich sie nicht wirklich leiden konnte. Vielleicht würden sie mich dann nie mehr in Ruhe lassen. Ich musste ihnen wirklich helfen (nicht nur, weil sie mich zwangen).
,,Okay. Ich werde euch helfen. Wenn wir hier erstmal raus sind, werden wir meine Mutter nach dem Baum fragen. Ihr könnt dann bei uns mitfahren. So wie ich sie kenne, ist das bestimmt eine Sehenswürdigkeit an der wir sowieso vorbei kommen. " Sie schienen nicht wirklich überzeugt zu sein, bedankten sich jedoch.
,,Sagt aber bitte nichts zu irgendjemandem. Es muss ja nicht jeder von der Existenz von U...ähm...Uriga erfahren."
,,Uriegen!", kam es von Stella. Hoppla. Ich werde mir wohl nie diese ganzen Namen merken können.
Hey,
ich hoffe es gefällt euch bis hier. Mir fällt schon wieder kein Titel ein. habt ihr vielleicht Vorschläge für das Kapitel? Würde mich wirklich freuen. Ich bedanke mich schonmal im Vorraus.
Sorry, dass hier nicht so viel passiert.
Mit freundlichen Grüßen
Sternangler
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Die Wächter der vergessenen Welt
FantasíaLorenz hat endlich Sommerferien. Doch anstatt mit seinen Freunden mit seiner Band auf zu treten oder mit der neuen Mitschülerin zu flirten, fährt er mit seiner Familie in die USA für eine Tour durch die National Parks. Eigentlich müsste er sich freu...