37. Alte Vorlieben

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Ich sprach aus dem Auto hinaus in den Wolkenbruch. Ich quiekte begeistert auf und sprang in jede Pfütze. Lara folgte mir. „Weißt du noch, wie wir als kleine Kinder immer in die Matschpfützen auf dem Grundstück gesprungen sein?", fragte Lara mich plötzlich. Ich sah sie überrascht an. „Daran erinnerst du dich noch?", antwortete ich mit einer Gegenfrage. Sie nickte. Sanft schloss ich sie in meine Arme. Sie erwiderte die Umarmung genauso sanft. „Und weißt du noch wie wir immer kreischend zu Mamá gerannt sind, wenn es gedonnert hatte?", fragte ich sie. Lara nickte wild.

„Ja,das weiß noch. Es war eine schöne Zeit! Aber ich hätte nie gedacht, dass du, ausgerechnet DU, meine Schwester bist. Du bist mein größtes Vorbild und jetzt auch noch meine Schwester!", murmelte sie halb lachend, halb schluchzend. „Ich habe die ganze Zeit gedacht du wärst tot! Ich bin so froh dich wieder zu haben!",sagte ich leise und drückte sie fester an mich. Inzwischen waren wir beide komplett durchnässt. „Nur so als kleine Nebenfrage... Wer hat mich angezogen?", fragte ich leise. Lara löste sich sanft.

„Ich war es. Diego wollte ich nicht so gerne an dich ran lassen, nachdem was dir mit Brutus passiert war...", sagte sie leise. Ich seufzte. „Du hast sie gesehen, richtig?", fragte ich leise seufzend. Sie senkte den Kopf und nickte leicht. Auf einmal fing Lara an zu schluchzen. „Wie konnte er dich nur so behandeln? Und wie muss es dir nur ergangen sein? Du bist so ein wunderbarer Mensch, Clara und ich wüsste nicht, was ich all die Jahre ohne deine Filme gemacht hätte... Ich habe jeden einzelnen Film mit dir gesehen! Ich habe jedes Lied auf meinem Handy.

Ich war auf jedem deiner Konzerte. Jedes einzelne Bild habe ich von dir! Du müsstest mal mein Zimmer bei meinen Adoptiveltern sehen! Überall sind Bilder, Zeichnungen, Zeitungsartikel, Poster und Autogrammkarten von dir! Alle haben mich für verrückt gehalten. Sie haben mir gesagt, ich wäre verrückt geworden, aber das stimmt nicht! Ich bin meinem Traum gefolgt und mein Traum, dass warst du! Meine wunderbare große Schwester... Du warst die erste die mich über den Zeitungsartikel kontaktiert hatte und als ich deine Stimme gehört hatte, da war so ein magisches Gefühl. Ein Gefühl von Verbundenheit.

Von dem ersten Moment an wusste ich, dass du meine Schwester bist, deshalb war ich auch enttäuscht als du sagtest, dass deine Schwester tot sei. Aber ich habe mich doppelt gefreut, dass du mich trotzdem sehen wolltest! Deshalb kann ich nicht verstehen, dass man so grausam zu dir sein konnte! Du bist die wunderbarste und wunderschönste Person, die ich je kennenlernen durfte!", erzählte sie mir weinend und auch mir kamen die Tränen. Ich hatte diese Worte von meiner kleinen Schwester nie erwartet. Was sollte ich nur ohne sie machen? Ich schluchzte auf. „Du bist eine wunderbare kleine Schwester!

Ich werde dich nie wieder alleine lassen! Ich habe mir solche Vorwürfe gemacht als du damals verschwunden warst! Als das Haus anfing zu brennen lagst du eigentlich gerade schlafend in deinem Bett und eigentlich sollte ich bei dir sein, aber ich fand es lustiger Mama und Papa zu belauschen um herauszufinden, was ich zum Geburtstag bekomme. Als dann das Feuer ausbrach und ich zurück in unser Zimmer rannte, warst du schon nicht mehr da. Wir haben panisch das ganze Haus abgesucht und Papa meinte, er hätte dich im Wohnzimmer gehört, welches schon komplett in Flammen stand. Mama war nur am weinen und ich rief panisch nur noch deinen alten Namen.

Wir sind runter an den Steg gegangen und Papa hatte die Feuerwehr gerufen. Als diese eintraf war das Haus schon bis auf die Grundmauern abgebrannt... Nichts war mehr übrig geblieben... Nur Asche und eine Menge Glutnester. Mit sieben Jahren habe ich Antidepressiva bekommen und mit acht haben Mama und Papa mich zum Psychologen geschliffen. Ich kam dann über einige Jahre in eine Selbsthilfegruppe, die nicht gerade geholfen hatte... Alles was ich erreicht habe, habe ich für dich getan. Ich wusste ja nicht, dass du noch am leben bist. Relativ schnell habe ich herausgefunden, dass ich singen konnte und habe dann Gesangs- und Schauspielunterricht bekommen.

Ich habe bei einer Menge Castings mitgemacht und so hat sich dann alles zusammengewürfelt. Mit Violetta hatte ich dann meinen internationalen Durchbruch. Immer wenn ich gefragt wurde, warum ich als Sängerin und Schauspielerin arbeite, ich denke du hast alle Interviews gelesen, habe ich geantwortet mit:..." Lara unterbrach meinen Redeschwall. „Ich mache das alles für meine kleine Schwester und ich hoffe, dass sie sehr stolz auf mich ist! Ich habe dich liebe, Kleine!", vollendete sie meinen Satz. Ich nickte lächelnd. „Und anscheinend habe ich es auch geschafft dich stolz zu machen!", fügte ich hinzu.

Lara nickte wild und fiel mir wieder um den Hals. „Ich bin mehr als nur stolz eine so großartige Schwester zu haben! Ich habe dich so fürchterlich lieb, Große!", sagte sie leicht schluchzend. Noch immer war es am schütten und noch immer standen wir mitten im Regen. „Also? Worauf warten wir noch? Die Matschpfützen warten!", sagte ich begeistert und Lara löste sich von mir. „Das brauchst du mir nicht zweimal sagen!", antwortete sie mir. Gemeinsam rannten wir auf die Wiese und sprangen quiekend in den Schlamm, der an uns hoch spritzte.

Diego stand in der Haustür und beobachteteuns fassungslos. Es hatte aufgehört zu donnern, aber wer weiß für wie lange? Lachend sprangen wir über die matschige Wiese. Auf einmal rutschten Lara und ich weg und fielen in den Matsch hinein. Lachend blieben wir im Dreck liegen und ließenden Regen auf unsere Gesichter prasseln. Nach ein paar Minuten kam Diego dann zu uns und zog uns nacheinander auf die Beine. „Wie seht ihr denn jetzt aus? Ihr seid echt schlimm!", meinte Diego kopfschüttelnd.

Lara zitterte leicht, aber ihr bezauberndes Lächeln wich ihr nicht aus dem Gesicht. Ihre hellbraunen lockigen Haare trieften vor Matsch und klebten teilweise in ihrem Gesicht. Ihr helles Sommerkleid war nun dunkelbraun. Auch ich sah nicht besser aus. Meine hellbraunenHaare trieften ebenfalls vor Matsch und meine hellgrüne Bluse ist größtenteils dunkelbraun. Von meinem Rock will ich gar nicht erst reden.

Ich musterte mich etwas und sah dann Diego grinsend an. „Ich weiß gar nicht was du hast! Ich finde dieser Look steht mir total! Dir hingegen fehlt so ein kleines bisschen braun!", sagte ich und sprang auf ihn zu. Es schüttete immer mehr und bevor ich Diego richtig erreichen konnte, rutschte ich wieder weg und fiel gegen ihn.



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