Taehyung POV
Ich wusste selber nicht genau wie, doch irgendwie hatte ich es geschafft den Jungen, mitsamt meiner Tüten, bis vor meine Wohnungstür, in der dritten Etage, zu verfrachten, vor welcher ich nun stand. Das war nun eine Herausforderung, dachte ich mir. Meinen Wohnungsschlüssel hatte ich schlauer weise in meinem Rucksack, welchen in gerade auf dem Rücken trug. In der einen Hand hielt ich meine Tüten fest, mit der anderen umklammerte ich immer noch die Hüfte des Jungen, um ihn vom Umfallen abzuhalten. Leider wirkte es auch so, als ob er nicht vor hatte in näherer Zukunft aufzuwachen. Ich hatte gerade die Tüten abgestellt, als ich eine Stimme hinter mir hörte.
„Taehyung? Was zum Teufel war denn los?"
Ich drehte mich in die Richtung, aus der die Stimme kam. Er war schon fast bei uns, blieb aber abrupt stehen, als er den Jungen in meinem Arm bemerkte. Jin sah mit großen Augen von dem Jungen zu mir und wieder zurück zu den Jungen.
„Was ist hier los?," fragte er nochmal. Diesmal allerdings eher schockiert als aufgebracht.
„Wir sollten erstmal reingehen," sagte ich ruhig. „Kannst du mir kurz helfen? Mein Schlüssel ist in meinem Rucksack und ich komme da gerade nicht dran."
Jin nickte lediglich. Er holte den Schlüssel aus dem Rucksack, nahm die Tüten, die ich an die Wand gelehnt hatte, schloss die Tür auf und ließ mich mit dem Jungen zuerst eintreten.
Ich zog mir irgendwie die Schuhe aus und ging mit meinen nassen Socken in mein Schlafzimmer. Dort angekommen verfrachtete ich den Jungen irgendwie in mein Bett und zog ihm schon einmal die Schuhe aus. Nun betrat auch Jin den Raum. Die Tüten schien er irgendwo in der Wohnung abgestellt zu haben. Er stellte seine schwarze, große Umhängetasche neben meinem Bett an und betrachtete den Jungen.
„Ich schätze mal, du willst, dass ich ihn mir ansehe?"
Ich nickte.
„Wieso hast du keinen richtigen Arzt gerufen? Oder ihn in ein Krankenhaus gebracht?"
Ich zuckte mit den Schulter. „Das hätte sich irgendwie nicht richtig angefühlt."
Von Jin kam bloß ein genervtes Seufzen. „Naja, da ich mit meinem Studium fast am Ende bin und schon ein paar Praktika gemacht haben, sollten meine Kenntnisse theoretisch reichen."
Er fasste dem Jungen an die Hand und in den Nacken. „Er ist völlig unter kühlt," bemerkte er. „Wie lange saß er denn im Regen?"
„Ich weiß es nicht. Aber als ich ihn fand, waren seine Klamotten schon völlig durchgeweicht und er schien auch schon ziemlich schwach zu sein."
Jin nickte bloß. Nun fasste er den Jungen an die Stirn. „Er glüht richtig. Wie lange ist er schon ohnmächtig?"
Ich überlegte kurz. Alleine die Fahrt zu meiner Wohnung hatte schon fünfzehn Minuten gedauert. Vorher musste ich ihn ins Taxi verfrachten und danach habe ich uns beide irgendwie vor meine Wohnungstür geschleppt. „Ich schätze mal 25 bis 30 Minuten."
Nun begann er in seiner Tasche zu wühlen und einige wichtig aussehende Gerätschaften auf meinem Nachttisch zu verteilen.
Jin untersuchte ihn noch eine Weile, bis er mir schließlich sagte: „Hol mal bitte ein paare trockene Klamotten für ihn, ein Handtuch, zwei trockene Decken, deine Bettdecke ist ja auch schon total nass, und ein Glas Wasser. Ich nickte und lief los, sah aber noch wie Jin damit begann ihn auszuziehen. 15 Minuten später hatten wir ihn abgetrocknet, in trockene Kleidung gesteckt und schließlich in ein paare Decken gewickelt. Nun schlummerte der Junge in meinem Bett vor sich hin. Jin hatte ihm noch irgendwelche Medikamente eingeflößt und mir anschließend erklärt, dass der Junge sich jetzt aufwärmen musste und sobald er aufwachte ein warmes Bad nehmen sollte. Außerdem hätte er ziemlich hohes Fieber bekommen. Ich sollte dem Jungen die nächsten drei Tage dreimal am Tag Medikamente dagegen geben. Auch, um zu verhindern, dass noch schlimmere Folgen aufgrund der Unterkühlung eintraten.
Nachdem er mir all dies erklärt hatte, verließen wir mein Zimmer und gingen ins Wohnzimmer. Ich wollte gerade zu einer Erklärung ansetzen, doch Jin unterbrach mich schon.
„Du solltest dich jetzt auch erstmal warm duschen und was trockenes anziehen, bevor du morgen auch noch flach liegst und ich Krankenschwester spielen muss," sagte er trocken.
Ich nickte bloß auf seine Anweisung hin und grinste: „Ja her Doktor."
Jin rollte bloß mit den Augen und verschwand in der Küche. Vermutlich, um uns Tee zu machen.
Nach zwanzig Minuten kam ich wieder ins Wohnzimmer. Ich fror nicht mehr und die warme Dusche hatte mir wirklich gut getan. Ich nahm eine der dampfenden Tassen, die auf dem kleinen Tisch vor meinem Sofa standen, in meine Hände und genoss die Wärme, die von der Tasse aus in meine Hände floss.
Jin setzte sich nun neben mich, ebenfalls mit einer Tasse in den Händen.
„Wer ist der Junge?," fragte er nun ruhig.
Ich zuckte mit den Schulter. „Ich weiß es nicht."
Jin riss förmlich die Augen auf. „Du weißt es nicht?!"
Ich nickte zur Bestätigung. „Ich hatte gerade ein paar Sachen eingekauft und sah dann aus dem Augenwinkel heraus jemanden auf der anderen Straßenseite in einer Seitengasse sitzen."
Jin schüttelte fassungslos den Kopf. „Und da dachtest du dir einfach, dass du den mal mit zu dir nach Hause nimmst?"
„Jin, es wird schon nichts passieren. Er scheint doch kaum älter als ich zu sein. Er wirkte total hilflos! Da konnte ich einfach nicht anders!"
„Versprich mir einfach mich anzurufen, falls du ein komisches Gefühl bei dem bekommen solltest, ok? Und halte mich auf dem laufenden! Ich möchte nicht, dass dir deine Gutmütigkeit irgendwann nochmal den Hals kostet!"
„Jetzt beruhige dich mal Jin," sagte ich ruhig und tätschelte ihm die Schulter. „Du solltest wirklich aufhören immer gleich das schlimmste von allem zu erwarten."
„Und du solltest aufhören zu glauben, dass alle Menschen gut sind. Versteh doch Taehyung. Ich mache mir einfach Sorgen um dich. Wir sind doch Freunde."
Ich nickte und lächelte ihn schließlich an. „Ich danke dir Jin. Ich werde dich auf jeden Fall sofort anrufen, sollte sich was neues ergeben." Jin lächelte mich nun dankbar an.
Doch auf einmal stand er ruckartig auf und ich sah ihn verwirrt an.
„Bin gleich wieder da." Immer noch verwirrte blickte ich ihm hinterher. Nach einigen Minuten kehrte er wieder in den Raum zurück.
Mit einem Seufzen ließ er sich auf das Sofa fallen. „Der Kleine schien wirklich so gut wie gar nichts bei sich zu haben. Nichtmal ein Handy! Ich hab nur das hier in einer seiner Jackentaschen gefunden."
Er hielt mir eine Karte vor die Nase. Er hatte also die Klamotten des Jungen durchsucht! Keine schlechte Idee. Ich nahm Jin die Karte aus der Hand. Es war ein Schülerausweis. Das erkannte ich sofort. In der linken Ecke war ein Bild zu sehen. Es war eindeutig der Junge! Nur schien er da nicht so blass und schwach zu sein. Nun las ich die Informationen auf der rechten Seite der Karte durch. Der Junge war gerade mal zwei Jahre jünger als ich. Und nun wusste ich auch seinen Namen.
Jeon Jungkook.
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My hero (BTS, Vkook FF)
FanfictionTaehyung war ein normaler Student und schwul. Doch glücklicherweise haben sowohl seine Familie, als auch seine Freunde diese Tatsache ohne Probleme akzeptiert. So verläuft sein Leben in geregelten Bahnen. Doch als er einen völlig durchnässten Jungen...