48. Buenos días, Spanien!

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Ich wurde von einem Ruckeln wach. Erschrocken fuhr ich hoch. „Entschuldigung, Ich wollte dich nicht erschrecken!", sagte die kleine Clara zerknirscht. Ich schüttelte verschlafen den Kopf. „Ist doch nicht schlimm... Ist irgendwas passiert?", fragte ich sie. Sie deutete aus dem Fenster. Es war inzwischen Abend und wir flogen gerade über Spanien, als die Sonne unterging. Ich nahm mein Handy und filmte es. Es war atemberaubend schön. die Sonne spiegelte sich rot auf dem Meer und tauchte die Häuser in ein warmes orange. „Das ist wunderschön!", hauchte Clara verträumt. „Ja, das stimmt!",stimmte ich zu und speicherte das Video. „Clara, setz dich bitte wieder hin! Wir landen jetzt gleich!", sagte ihre Mutter und zerrte sie zurück auf den Platz. „Aua!", schrie sie auf und versuchte sich schreiend aus dem Griff ihrer Mutter zu winden. „Lass Sie das Mädchen los!", fauchte ich und Claras Mutter ließ sie wirklich los. Clara kletterte auf meinen Schoß und schlang die Arme um meinen Hals. „Danke, Clari!", murmelte die Kleine unter Tränen und drückte sich an mich. Die Mutter stand auf und ging den Flur entlang auf die Toilette. Ich schüttelte empört den Kopf. „Macht sie so was öfters?", fragte ich Clara. Sie nickte leicht. „Aber nur wenn ich nicht höre...", gab sie leise zu. Ich lächelte sie aufmunternd an. „Wenn du ganz brav bist, können wir uns bald bestimmt noch einmal sehen. Was hältst du davon?", schlug ich vor. Clara Augen leuchteten begeistert.

„Ja, das wäre toll!", meinte sie aufgeregt. „Gut, dann schlag ich mal vor, du setzt dich ganz brav auf deinen Platz und schnallst dich an, ja?", sagte ich und Clara gehorchte sofort. Als ihre Mutter wiederkam, sah sie uns erstaunt an. „Wie haben Sie das gemacht?", fragte die Mutter überrascht. „Ich habe gesagt, dass sie, wenn sie brav ist, mich nochmal treffen darf. So etwas bewirkt Wunder!", sagte ich Augenzwinkernd. „Vielen Dank!", antwortete die Mutter nun freundlicher. Das Flugzeug setzte zur Landung an und ich spürte meine Nervosität steigen. Mir ist wieder eingefallen, warum ich hier war. Nachdem das Flugzeug stand und ich mit meinem Koffer zum Ausgang lief, bemerkte ich was für einen blöden Einfall ich hatte. Madrid ist riesig! Wie sollte ich Diego hier nur finden? Ich ging zum nächstbesten Hotel um mir ein Zimmer buchen. Gleich imersten wurde ich fündig. Mein Zimmer lag im dritten Stock und ich hatte eine wunderbare Aussicht. Ich konnte über einen großen Teil von Madrid gucken. Ich stellte den Koffer ab, machte mich ein wenig frisch, nahm meinen Zimmerschlüssel und verließ wieder mein Zimmer. Unten an der Rezeption gab ich den Schlüssel zur Verwahrung ab und sah mir die Stadt an. Es war sehr laut,aber das war ich ja schon von Buenos Aires gewohnt. An einer Ecke saß ein Straßenmusiker, der auf seiner Gitarre gerade Remember when von Avril Lavigne spielte. Ich stellte mich neben ihn und fing an zu singen. Der junge Mann sah auf und lächelte mich an. Ich machte das, was mir am meisten Spaß machte: Ich sang!

Die Menschen blieben um uns herum stehen und sahen uns zu. Ich fing an die Choreographie von En mi mundo dazu zu tanzen. Die Menschen fingen an mit zu klatschen. Der junge Mann strahlte förmlich und sang anschließend sogar mit und so schlecht war er gar nicht. Als er fertig war jubelten alle und warfen Geld in seinen Gitarrenkoffer. Der junge Mann stand auf. „Guten Abend, mein Name ist Marco", stellte er sich vor. Ich lächelte leicht, hielt aber Sicherheitsabstand. „Mein Name ist Clara!", sagte ich etwas schüchtern. „Was hat dich dazu bewegt mit zu singen und zu tanzen?", fragte er freundlich. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich wollte den Kopf frei bekommen. Ich komme gerade aus Buenos Aires und wollte mich hier ein wenig umsehen", antwortete ich genauso freundlich. „Eine so schöne Frau alleine in Madrid? So etwas sieht man selten!", stellte Marco schließlich fest. Ich spürte, wie ich rot wurde. „Danke, dass ehrt mich sehr, aber ich bin hier um meinen Freund zu finden...", gab ichzu. Marco nickte verständnisvoll. „Aber meinst du wirklich, er will gefunden werden? Ich meine, wir sind hier in Madrid und Madrid ist nicht klein!", meinte Marco und sah mich nachdenklich an. „Ich weiß, dass Madrid riesig ist, aber ich will die Hoffnung nicht aufgeben! Es ist sehr wichtig!", seufzte ich und setzte mich auf einen Mauervorsprung. „Singst du nochmal mit mir?", fragte Marco mich. Ich sah zu ihm auf. „Ja, natürlich!", sagte ich begeistert. Marco schnappte sich seine Gitarre und spielte ein paar Akkorde. „Also? Irgendein Lied, dass du singen kannst?" Ich dachte kurz nach.

Flashlight von Jessie J!", schlug ich vor und Marco nickte. Er fing an zu spielen. Gut gelaunt sang ich mit. Wieder versammelten sich die Menschen um uns und lauschten uns. Zum Ende hin holte ich mein Handy heraus und machte die Taschenlampe an. Im Takt der Musik schwenkte ich das Handy hin und her. Immer mehr Lichter gingen an und plötzlich machten alle mit. Es war ein verrücktes Gefühl! Als wir fertig waren, klatschten alle und Marco bekam wieder Geld in seinen Gitarrenkoffer. Er starrte fassungslos darauf. „Ich glaube das nicht! So viel Geld habe ich noch nie bekommen! Wie viel willst du von dem Geld abhaben?", fragte er mich. Ich sah ihn ernst an. „Gar nichts! Behalte du das ganze Geld. Ich habe genug. Du brauchst es mehr als ich", sagte ich und Marco lächelte mich dankbar an. „Clara?", hörte ich plötzlich eine Stimme meinen Namen rufen. Verwirrt drehte ich mich um. Doch keiner schien sichfür mich zu interessieren. Anscheinend hatte ich mich verhört. „Würdest du mit mir vielleicht etwas trinken gehen?", fragte Marco und nahm meine Hand. Ich erstarrte sofort. Er war mir näher gekommen. Zu Nahe!



Claras Vergangenheit ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt