Sorgenfrei. - #Shirina Silvester OneShot

Sorgenfrei x

Laute Schritte ertönten, als Melina die Treppe zu Shirins Wohnung hinaufrannte und mit ihren Socken über den Boden schlitterte. Shirin hatte Melinas Handy in der Hand und filmte den Move. "Hast du es drauf?", fragte die Dunkelhaarige Shirin atemlos und ging auf sie zu. Shirin nickte lachend und hielt ihrer besten Freundin das Smartphone entgegen.

Während Shirin in die Küche ging, um sich ein Glas Wasser zu holen, snapte Melina für ihre Fans. Im Gegensatz zu ihr, war Shirin heute ruhiger gewesen. Seit Wochen kämpfte sie mit ihren Gefühlen. Es machte sie müde, verwirrte sie und nahm langsam Kontrolle.
Es war ein ganz normaler Tag, so wie alle anderen auch, als Shirin dieses 'Mehr als Freundschaft' das erste mal in den Sinn kam.
Melina war dabei, ein Video zu schneiden und saß auf ihrem Bett, Shirin neben ihr, mit dem Handy. "Ich schwöre dir, Melina, diese Zuschauer sind alle creepy."
"Mit Ausnahmen.", erwiderte Melina grinsend und sah vom Laptop-Bildschirm auf, "Wieso?"
"Die malen Bilder von uns und schreiben Geschichten, wie wir irgendwas zusammen machen.", antwortete Shirin mit verengten Augen und hielt Melina ihr iPhone vor die Nase. Melina lachte leise im Gegenzug.
"Babe, das ist halt so. Das machen die doch schon immer. Wie kommst du jetzt darauf?"
Shirin seufze. "Mich hat so eine angeschrieben und einen Link zu einer FanFiction geschickt."
"Hast du die jetzt gelesen oder was?"
"Nein, aber..."
"Dann mach das auch nicht. Das wird dich nur verwirren. Es ist schräg.", konterte Melina und legte ihre linke Hand auf Shirins Oberschenkel. "Glaub mir einfach."

Im Endeffekt hatte Shirin es sich doch durchgelesen, jedenfalls bis zum zweiten Kapitel. Und als sie ihr Handy weglegte, war Melinas Hand noch immer auf ihrem Bein. Die Blondhaarige wusste nicht, ob Melina sich dessen bewusst war, dass ihr Daumen sanfte Kreise auf Shirins Haut hinterließ. Das war das erste Mal, als Shirin ein Kribbeln durch den Körper ging und eine wohltuende Hitze in ihr aufstieg.

Melina saß an der Kücheninsel und biss von ihrer Pizza ab, die sie mit Shirin zuvor bestellt hatte. Ihr war Shirins Ruhe aufgefallen. Ungewöhnlich für die Blondhaarige, die sonst immer die Stille mit ihrem Lachen segnete. "Hey Babsi, ist alles okay mit dir?", fragte Melina mit einem sanften Lächeln und sah ihre Freundin an. "Du bist so ruhig, deshalb."
"Ja, alles im Reinen.", antwortete Shirin halbherzig und schenkte Melina ein Lächeln, das nicht bis ganz an ihre Augen reichte.
Melina seufzte und griff nach vorn, um Shirins Hand zu ergreifen und ihre Finger zu drücken. "Du kannst mit mir reden, okay? In zwei Stunden ist 2016. Ich möchte, dass du das Jahr sorgenfrei beginnst."
Shirin sah zu Melinas Finger, die ihre sanft umschlossen und nickte. "Ich weiß. Aber selbst wenn ich es dir erzählen würde, würde das Jahr nicht sorgenfrei beginnen."
"Eine Last weniger ist besser, als eine Last zu viel." Vorsichtig zog Shirin ihre Hand zurück und Melina verzog ihre Miene. Das Lächeln verschwand von ihrem Gesicht und sie presste ihre Lippen aufeinander. "Wenn du es mir nicht erzählst, dann rate ich."
Shirin schob ihren Pizzakarton zur Seite. "Nur zu."

Sie saßen beide auf dem Sofa vor der Fensterfront und sahen nach draußen. Es war eigentlich erst in einer halben Stunde 2016, doch draußen knallte und zischte es bereits. Jedes Mal, wenn unerwartet ein Knaller in die Luft ging, zuckte Shirin zusammen und presste ihren Körper fester in Melinas Arme, die sie um ihre Schulter gelegt hatte. "Ist es Chris?", fragte Melina leise und Shirin schüttelte langsam den Kopf. "Irgendein Hater? Ein Fan?" Kopfschütteln. "Familie?" Kopfschütteln. "Freunde?" Shirin zuckte mit der Schulter.
"Ein bisschen, aber eigentlich nicht."
"Okay..", murmelte Melina und ließ ihre Hände an Shirins Armen herunter wandern, bis sie ihre Hüfte erreichte und dort ihre Finger platzierte. "Willst du mit YouTube aufhören?" Shirin schüttelte den Kopf wieder und legte ihren Kopf auf Melinas Schulter. Das Licht der vereinzelten Feuerwerke spiegelte sich auf ihrem Gesicht wieder. Bunt und farbenfroh. "Geht es um dich? Ist irgendwas mit dir?" Shirin nickte. "Bist du krank?!" Die Finger der Blondine ergriffen Melinas Hände und führten sie zu ihrem Bauch, damit Melina ihre Arme komplett um Shirin gelegt hatte.
"Nein, keine Sorge.", flüsterte Shirin sanft.
"Bist du verliebt?", flüsterte die Brünette schließlich und richtete ihren Blick auf das Gesicht ihrer Freundin.
Shirin atmete tief durch und hauchte: "Ja..." Ihre Finger drückten die von Melina etwas fester. Die Brünette seufzte leise. Es klang erleichtert.

Von draußen hörte man auf einmal Leute, die Zahlen riefen. Melina ergriff Shirins Hände, stand auf und zog die Blondine hinterher.

"10, 9, 8, ..."

Sie lächelte Shirin an.

"7, 6, 5, 4, ..."

Ihre Finger legten sich auf die Taille ihrer älteren Freundin und mit einem leichten Ziehen, drückte sie Shirin an sich.

"3."

Sie legte ihre rechte Hand and Shirins rechte Wange.

"2."

Shirin verstand endlich, was los war. Sie hielt die Luft an, sah Melina vorsichtig in die Augen.

Und bei der letzten Zahl, als die Feuerwerke sich draußen zu einem riesigen Meer aus Lichtern vereinten, beugte Melina sich vor. Sie beäugte das Gesicht ihrer Freundin und fuhr mit ihrem Daumen über ihre Wange.
"Jetzt hab ich keine Sorgen mehr.", hauchte Shirin mit einem flüchtigen Lächeln, bevor sie Melina küsste.