Mit Dir

408 46 19
                                    

Jako tauchte hustend aus dem eisigen Wasser auf und war verwirrt. Wieso war er noch am Leben? Die starke Strömung zerrte an ihm mit ganzer Kraft und doch blieb er an der Oberfläche. Warum?

Er hatte sich doch extra die Spree als sein nasses Grab ausgesucht, da ein entkommen fast unmöglich und der Tod sicher schien. Der Tod, in dessen Obhut er sich begeben und für immer seinen Schmerz vergessen wollte.

Seine Freundin hatte ihn verlassen und ihn damit in eine tiefe Krise gestürzt. Sie war in seinem chaotischen Leben immer ein Punkt, an dem er halt fand. Und dieser Halt war plötzlich weg.
Er war darauf hin lange an der Uni abwesend und wurde nun endgültig rausgeworfen. Er kam schon lange nicht mehr mit und hatte die letzten Prüfungen voll versaut.

Felix hatte ihm geholfen. Hatte ihn aus seiner Depression geholt und ihn wieder zur Musik gebracht. War ihm Tage und Nächte nicht von der Seite gewichen und hatte alles getan um ihn aufzumuntern.

Und jetzt?
"Ich bin verliebt, Jako." hatte er gesagt. Das konnte Jako nicht ertragen. Er stürmte aus der Wohnung und rannte, halbblind vor Tränen, in Richtung Spree. "Ich kann ihn nicht verlieren, denn ich brauche ihn. Ich liebe ihn."

Am Ufer zögerte er keine Sekunde sondern sprang soweit er konnte. Beim Aufschlag auf der Oberfläche wurde die Luft aus seinen Lungen gepresst, seine Muskeln erstarrten und er wurde sofort nach unten gezogen. Seine Tränen lösten sich im Wasser auf und sein einziger Gedanke war: "Vorbei. Endlich keine Schmerzen mehr."

Plötzlich spürte er warme Arme um sich und den Druck eines anderen Körpers, der ihn über Wasser hielt. Entfernt nahm er wahr, dass sein Name gerufen wurde.

"Jako, du verdammter Egoist!" fluchte Felix, während er versuchte ihn und sich ans Ufer zu befördern. Jako war in seinen Armen völlig leblos und die Panik gab ihm Kraft, bis zu einem Ausstieg zu kommen. Er legte Jako vorsichtig im Gras ab und versuchte mit den Fingern am Hals einen Herzschlag zu ertasten.

Das schwache, aber stetige Pochen, ließ ihn erleichtert aufatmen. Dann verpasste er Jako mit voller Wucht eine Ohrfeige.

Jakob schreckte hoch, stöhnte vor Schmerz auf und hielt sich die Wange. Er sah sich um und seine Augen wurden groß. Felix hätte aufgrund der Mischung aus Entsetzen und Dankbarkeit in Jakos Blick fast gelächelt. Aber dafür war er zu wütend.

"Was soll die Scheiße, Jako? Was hast du dir dabei gedacht? WIE KANNST DU MIR DAS ANTUN?" er war immer lauter geworden, doch plötzlich verpuffte alle Wut. "Ich liebe dich doch und kann dich nicht verlieren." sagte er leise, aber bestimmt.

Jako starrte ihn an und sein Gehirn brauchte eine gefühlte Ewigkeit, um diese Information zu verarbeiten. "Du... du liebst mich?"
Felix verdrehte die Augen. "Ja du Trottel, du hast mich aber nicht ausreden lassen." Jako verschränkte beleidigt seine Arme, er war kein Trottel. Felix fing an zu grinsen.

"Gott, wie ich dieses lächeln liebe." dachte Jako und fiel Felix um den Hals. Sie waren beide nass und fingen schon an zu frieren, aber das war ihnen gerade egal. Sie waren zusammen.

"Wir sollten gehen, Jako." flüsterte Felix und lehnte sich soweit zurück, um seine Stirn an Jakos legen zu können. Jako lächelte. "Mit dir gehe ich überall hin."

Mit dir gehe ich überall hinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt