Teil 10

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~Samu~

Samu hatte eigentlich nicht die Absicht gehabt, Jessica zu küssen, doch nach diesem intensiven Blickkontakt, bei dem sich mit einem Male eine fast greifbare Spannung zwischen ihnen aufgebaut hatte, konnte er einfach nicht mehr widerstehen. Zumal er den Kuß im Kino nicht unbedingt als Kuß bezeichnen wollte. Das nur ein spontaner Impuls von ihm gewesen, hatte nichts mit irgendwelchen Gefühlen zu tun gehabt und war nur kurz gewesen. Mehr als kurz. Viel zu kurz.

Langsam näherte er sich ihrem Gesicht, noch etwas unsicher darüber, ob er es wirklich wagen konnte und ob Jessica es genauso empfand wie er. Aber wer nicht wagte, der gewann auch nicht. Leicht legte er seine Hand an ihre Wange und lächelnd registrierte er, wie Jessica ihre Wange leicht an seine Hand schmiegte, ehe sie ihre Augen schloß.

Samu merkte, wie ein vorfreudiges Kribbeln durch seinen Körper ging. Ein Kribbeln, das er bisher immer nur in den letzten Sekunden, kurz bevor er eine Bühne betrat, gespürt hatte, aber das hier war um so viele Male besser... Als sich ihre Nasenspitzen kurz berührten und ehe er ebenfalls seine Augen schloß, sah er, wie Jessica sich bei dieser Berührung kurz auf ihre Unterlippe biss. Kein Zweifel, sie spürte es auch. Diese Erkenntnis ließ sein Herz gleich schneller schlagen. Samu genoß dieses schon fast vergessene Gefühl in vollen Zügen. Er konnte nicht glauben, daß er beinahe vergessen hatte, wie schön es war. Ihr Lippen waren jetzt nur noch wenige Millimeter von seinen entfernt, Samu konnte schon die Wärme spüren...

„Samu?"

Samu stieß genervt die Luft aus, die er, ohne es überhaupt gemerkt zu haben, angehalten hatte, und löste sich schnell von Jessica.

Das war Riku, der lautstark die Treppe ins Obergeschoß hochgepoltert kam. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn er mal seine Ruhe gehabt hätte.. So, wie Samu ihn kannte, machte Riku mit voller Absicht solchen Krach, damit er in nichts reinplatzte, was er nicht unbedingt sehen wollte. Es war zwar bei Samu nicht gerade die Regel, daß er Frauen mit in den Bus brachte und mit ihnen nach oben verschwand, aber er konnte sich leicht vorstellen, was sich nun, da er eine Frau hier hatte, in den Köpfen seiner Bandkollegen abspielte. Einerseits fand Samu es sogar auf eigenartige Weise rücksichtsvoll, daß sie ihm so viel Privatsphäre ließen, wenn man den zugegebenermaßen sehr geringen Platz im Bus bedachte, allerdings ließ das Timing wirklich zu wünschen übrig.

„Sorry," flüsterte er Jessica zu, ehe sein Bandkollege schließlich bei ihnen auftauchte.

„Was ist los?" wandte er sich nun an Riku, der die Situation absolut richtig eingeschätzt hatte und ihn und Jessica entschuldigend ansah. Das war auch das Mindeste, fand Samu.

„Es ist Viertel vor 9. Wir müssen gleich auf die Bühne und du bist noch nicht mal umgezogen," erinnerte Riku ihn, woraufhin Samu ebenfalls einen kurzen Blick auf seine Uhr warf.

„Mist, stimmt..."

Fluchend sprang er mit einem Satz vom Bett.

~Jessica~

Sorry? Was hatte das denn jetzt zu bedeuten? Sorry, daß er sie küssen wollte? Sorry, daß er ihr so nahe gekommen war und es wieder mal einer seiner spontanen Einfälle gewesen war? Oder sorry, weil sie durch seinen Bandkollegen gestört worden waren? Jessica tendierte eher zum Letzteren, aber bei ihrem Glück war es wohl eher das Erste. Doch sie traute ihrem Verstand noch nicht, da sie im Moment noch das Gefühl hatte, aus einem Traum aufzuwachen oder viel mehr aus einem schönen Traum herausgerissen worden zu sein, als Samus Name gerufen worden war und er sich daraufhin von ihr zurückgezogen hatte. Sie konnte noch immer deutlich spüren, wo Samus Hand an ihrer Wange gelegen hatte und ebenso seinen warmen Atem auf ihren Lippen..

You can try to find strength in my armsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt