Kapitel 3

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Die Sonnenstrahlen, die durch den kleinen spalt der Gardiene scheinen wecken mich auf und ich fühle mich überraschenderweise ziemlich gut. Erwähnenswert wäre, dass ich so gar kein Morgenmensch bin!

Heute ist Montag und somit die letzte Woche in den Ferien, bevor ich zur Uni muss. Gestern, der Tag nachdem wir angekommen sind, habe ich den ganzen Tag meinen Zimmer eingerichtet. Es ist noch lange nicht fertig, aber soweit sieht es ganz in Ordnung aus.

Meine Hand wandert zu meinen Augen und ich rubble an ihnen, während ich mich strecke und Geräusche von mir gebe, die einem Dämonen ähneln.
Nach diesem weird Moment greife ich nach meinem Handy und stöhne auf.
Das Licht ist viel zu hell.
Schnell stelle ich es viel dunkler ein und gehe auf Instagram.
Mein Blick wandert auf die Ziffern, die die Uhrzeit anzeigen.

10:48.

Ich gehe auf den Chat von Leyla und mir, da wir gestern den ganzen Tag schon geschrieben haben und wir uns heute mit ihren Freunden in der Stadt treffen wollen. Nun, drei Freundinnen von ihr.
>Günaydin<3 [Guten Morgen]<
Nach dem ich auf 'Senden' drücke, lege ich mein Handy zurück auf meinem Nachttisch und steh langsam auf.
Meine langen Haare binde ich mir undefinierbar zu und schlüpfe in meine Pantoffeln.
Gähnend schlendere ich in mein Badezimmer und wasche mein Gesicht.
Zurück in meinem Zimmer mache ich mein Bett ordentlich und gehe in mein begehbaren Kleiderschrank, wo ich mir dann überlege was ich anziehe.
Im Endeffekt habe ich eine schwarze enge Hose und ein schwarz weiß gestreiftes T-Shirt an.
Mit meinem Handy bewaffnet gehe ich die Treppen runter.

Meine Mutter ist an der Küchentheke und bereitet noch das Frühstück vor, während mein Vater noch im Wohnzimmer auf dem Sofa sitzt und konzentriert auf seinem Handy rum tippt. Da ist es wieder. Diese kleine Falte zwischen seinen Augenbrauen, die mir weiß macht, dass irgendwas bei seiner Arbeit schief gelaufen ist, oder derartiges.

Mediha sehe ich, wie sie von ihrer Nanny beschäftigt wird. Mein Bruder schläft bestimmt noch, diese Schlafmütze.

Schwungvoll drücke ich mich von dem Türrahmen weg und wünsche allen laut einen guten Morgen, welches sie auch erwiedern. Neben meiner Mutter schnappe ich mir einen Gurkenstück und führe ihn in meinen Mund.
"Soll ich dir irgendwo helfen?", frage ich sie und nehme mir einen weiteren Gurkenstück. "Hayir, Tatlim. [Nein, Schatz] Ich bin sowieso fertig, aber du kannst deinen Bruder aufwecken gehen.", antwortet sie, worauf ich nicke und die Treppen hoch laufe. An seiner Tür angekommen klopfe ich garnicht, da ich weiß, dass er noch schläft und laufe schreiend rein. "Abi! Kalk! [Steh auf!]". Das A zieh ich natürlich quietschend lang und springe auf ihn rauf. Ein schmerzvolles Stöhnen unter mir bringt mich zum Kichern.
"Gott, du bist so fett geworden!",schreit mein Bruder mich an und ich gebe einen empörten Schrei von mir.
"Das hast du jetzt nicht gesagt!"
"Doch und jetzt verpiss dich, ich steh gleich auf!"
"Jetzt!"
"Gleich.."
Ein Grinsen schleicht sich auf meinem Gesicht und ich fange an auf den Bett herum zu hüpfen und zu singen.
"Selin, bi sus! [Sei leise] Wieso bist du so glücklich drauf!"
Ich rappel mich von ihn runter und stemme meine Hände an meine Hüfte.
"Stehst du jetzt auf?", frage ich ihn genervt aber dennoch mit einem Grinsen im Gesicht.
Er seufzt einmal ziemlich lange, grummelt irgendetwas unverständliches und steht langsam auf, geht an mir vorbei durch die Tür, jedoch nicht ohne mir noch ein Killerblick zuzuwerfen.

Mein Handy vibriert ganz kurz und ich nehme es mir aus meiner hinteren Hosentasche. Leyla hat geschrieben.

>Günaydin! [Guten Morgen] Meine Freundinnen haben heute abgesagt, heißt wir verbringen den Tag nur zu zweit.<

>Na dann! Ich freu mich. Wann holst du mich eigentlich ab?<

>Sei ungefähr um 15 Uhr fertig<

>Okayy, bis später!<

>Bis später<

Ich sperre mein Handy und stecke es wieder in meine Hosentasche

Unten angekommen setzen wir uns alle ans Esstisch und fangen an zu Essen.
"Es gibt da ein paar kleine Probleme wegen-, ist auch egal. Ich muss für 2 Tage weg fahren. Eure Mutter kommt mit mir, heißt ihr werdet alleine sein. Ihr wisst wir vertrauen euch, also bricht es auch nicht.", kündet Baba an.
"Ich werde dann wahrscheinlich bei Freunden übernachten.", kommt es von meinem Bruder.
"Was? Dann bin ich aber alleine! In diesem riesigem Haus!", platzt es aus mir raus.
"Hat da wer Angst?"
"Erinnerst du dich an das letzte Mal als ich alleine Zuhause war?"
Als ich das letzte Mal allein Zuhause war, wurde bei uns in der Garage eingebrochen. Die wollten die Autos klauen, jedoch hat unser Nachbar die reden gehört und da sie wussten, dass nur ich im Haus war und mein Licht brannte, riefen sie die Polizei.
Die Einbrecher wurden zwar geschnappt, dennoch habe ich Angst.
"Als ob das jetzt nochmal passiert. Auch wenn, dann ist es was gutes wenn sie dich mitnehmen! Sind wir dich endlich los.", giftet mein Bruder mich an.
"Serkan rede nicht so mit deiner Schwester!", hebt Anne den Finger.
Ich strecke ihm die Zunge raus und grinse ihn an.

Nach dem gemeinsamen Frühstück helfe ich beim abräumen mit. Obwohl wir ziemlich überdurchschnittlich reich sind, sind wir eine ziemlich bodenständige Familie geblieben. Wir brauchen nicht Dienste, die und extra Frühstück machen müssen, oder derartiges. Jedoch bei wichtigeren Anlässen oder wenn wir Besuche bekommen ist es anders.
Da wird das alles dann vorbereitet.

Als ich dann auf die Uhr schaue, ist es 11:38 Uhr und ich steige die Treppen hoch und betrete mein Zimmer.
Mit meinen Füßen kicke ich meine Tür zu und werfe mich mit meinem Handy auf mein Bett.
Ich gehe durch meine Kontakte und finde dann endlich den Namen, welchen ich gesucht habe.
Mein Daumen schwebt über der Nummer, jedoch gehe ich zurück und sperre mein Handy. Mit einem Seufzen setze ich mich auf und überlege mir was ich nun machen soll.
Ich schalte meinen Laptop an und geh auf Spotify, lasse meine Playlisten ablaufen.
Ich springe auf, singe laut mit und fange an zu tanzen, während ich mich an meinem Schminktisch hinsetze.
Ich fange an mich zu Schminken und hüpfe durch meinen Zimmer von Spiegel zu Spiegel.

Nachdem ich dann mit dem Schminken fertig bin und mit dem dezenten Ergebnis zufrieden bin, öffne ich meine Haare, kämme sie gut durch und lasse sie wellig frei.

Durch das ganze Herumalbern füllte ich die Zeit und verlor das ganze Zeitgefühl. Eine Nachricht von Leyla und ich weiß, dass ich runter muss.
Ich schnappe mir meine schwarze Umhängetasche mit Fransen und binde mir eine Jeansjacke um die Hüften und renne die Treppen runter.
"Ich geh mit Leyla in die Stadt! Öptüm![Küsschen]", schreie ich durch das Haus und gehe durch die Haustür.
Ich steige in Leylas Auto ein und wir küssen uns Links und Rechts.
"Du bist 6 Minuten zu spät. Es ist 15:06 Uhr.", lacht sie ein wenig und ich steige mit ein.

Nachdem wir mit Tüten vollgepackt erschöpft wurden, setzen wir uns in ein Café rein und bestellen was zu Trinken.
Die Zeit vergeht wie im Flug und plötzlich befinden wir uns im Auto auf dem Rückweg.

Bei mir in der Auffahrt angekommen, steige ich aus und schnappe mir meine Tüten. Ich bücke mich noch runter und bevor ich die Tür zuwerfe, verabschiede ich mich von Leyla.
"Dankeschön, heute war es echt cool! Und danke fürs' nach Hause bringen."
"Nicht dafür, Schatz. Ich warte solange du rein gehst."
"Danke, Tschüß!"
Ich schlage die Tür zu und wende mich zum Haus.
Mein Herz rutscht mir in die Hose, als ich sehe, dass kein einziger Licht brennt.
An der Haustür angekommen wühle ich gefühlte stundenlang in meiner Tasche nach meinen Schlüsseln rum, jedoch ohne Erfolg.

Ich nehme mein Handy und rufe meinen Bruder an.
"Selin, ich werde nicht kommen, nur weil du 19 jähriges Kind Angst hast alleine zu sein.", begrüßt er mich.
"Ich habe meine Schlüssel im Haus vergessen und bin jetzt ausgesperrt. Du musst kommen"
"Oh, Selin. Ich werd nicht kommen, kannst du vergessen, wir sind gerade mitten im Kampf!" Ich weiß sofort, dass er über Call of Duty redet.
"Tschüß!"
"Warte, Abi, nein!-.."
Das Piepen folgt.
Ich drehe mich zu Leyla, die mich verwirrt anschaut und als ich das Knacken im Gebüsch neben mir höre, fange ich an auf ihr Auto zu zu rennen.
"Was ist passiert?", fragt sie etwas besorgt.
"Ich habe meine Schlüssel vergessen."
Sie fängt an zu Lachen.
"Ich dachte schon was ernstes, du kannst bei uns schlafen!"

'Senin' demişdinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt