Die Kids waren da und ich fühlte mich wie ein Riese unter Zwergen. Für einen kurzen Moment fragte ich mich sogar, was ich hier überhaupt machte. Ich hatte seit Ewigkeiten nichts mehr mit Kindern zu tun gehabt - zumindest nicht mit Kindern zwischen fünf und sieben - und außer dem ganze Fachwissen, das in meinem Kopf als Folge meines Studiums herumschwirrte, wusste ich nichts über die Kleinen, mit denen ich jetzt den Tag zu verbringen hatte. Meine größte Hoffnung war Alexa, die hoffentlich als Mutter wesentlich mehr Peil von der ganzen Sache besaß als ich.
Es klingelte ein letztes Mal und wir waren vollzählig. Die sieben kleine Racker ... ok, eher die sieben, kleinen rosa Zwerge (oder ist die weibliche Form von Zwerg etwa "Zwergine"?) hatten sich in der gesamten Wohnung verteilt, wobei Nele bereits mit drei ihrer Freundinnen in ihrem Zimmer saß und spielte, zwei weiter in der Küche hungrig auf den Kuchen starrten (Alexa schien zwei gebacken zu haben: Einen kleinen für den Kaffee heute Mittag und einen für die Feier, auf welchem sie „Segel" montiert hatte, so dass der Kuchen einem Schiff ähnelte) und die letzte war auf der Toilette verschwunden. Jede von ihnen hatte bereits am Eingang eine kleine Pappkrone zum Basteln bekommen, die sie später auch bemalen durften und die ersten versuchten sie bereits so gut wie möglich auf ihrem Kopf zu balancieren.
Ich ging in die Küche, wo Alexa sich gerade darum kümmerte, den Geburtstagstisch noch einmal hübsch herzurichten und Kakao zu machen. Sie hatte ihrem Vater - bevor dieser sich an der Tür verabschiedet hatte- noch sehr liebenswert erklärt, dass wir zwar so etwas wie befreundet waren, aber eben nur das. Ein Freund, nicht mein Freund. Ihr kennt den Unterschied ja und ich muss zugeben, dass das wieder einer der Dinge war, die man im Englischen eher vermeiden konnte, als im Deutschen: Boyfriend/Girlfriend bedeutete eben etwas vollkommen anderes als friend für sich gestellt. Doch hier zu Lande war es das gleiche. Das einzige, was man änderte, war der Artikel: Ein Freund und der Freund. Eine Freundin und die Freundin. Eigentlich verwunderlich, dass es trotzdem noch immer keine deutsche Alternative dazu gab, musste es im Laufe der Zeit doch sicherlich mehr als genug Verwirrungen deshalb geben haben.
„Kann ich grad was helfen?", meinte ich freundlich, als ich eintrat. Alexa schien bereits etwas im Stress und ich konnte es ihr nicht verübeln. Die Wohnung war voll mit Kindern, die im Moment noch machten, wonach ihnen die Nase stand, und ich schien in der letzten halben Stunde auch eher ein Klotz am Bein als eine wirkliche Hilfe, denn alles, was ich bisher getan hatte, war im Weg herumzustehen.
„Du könntest langsam allen Bescheid sagen, dass es jetzt gleich Kuchen gibt und sie in die Küche kommen können.", gab Alexa zurück, die sich schnell eine Haarsträhne, die aus dem kleinen Pferdeschwänzen herausgerutscht schien, hinter ihr Ohr strich und mir einen kurzen Blick zu kommen ließ, der mehr als deutlich machte, dass Alexa froh sein würde, wenn heute Abend die Wohnung nur noch ein Kind - nämlich ihr eigenes- beherbergen würde. Ich nickte. Die zwei, die bereits in der Küche den Kuchen ansabberten, von denen einen anscheinend Alina zu heißen schien (zumindest hatte ihre Kollegin sie vorher so genannt), blickten bei Alexa Worten hoffnungsvoll auf, so dass man fast meinen konnte, sie hätten den ganzen Tag noch nichts gegessen.
„Was wollt ihr zwei denn zu trinken? Wasser, Limo, Kakao?", wendete sich Alexa an sie, während ich bereits wieder aus der Küche verschwand und mich in Neles Zimmer begab, um die frohe Botschaft des Schokokuchens zu verkünden. Auch das Mädchen mit den kurzen, kupfernen Haaren und dem kleinen Zöpfchen auf dem Kopf, das auf verblüffende Art und Weise dem Rasierpinsel, den mein Opa früher noch verwendet hatte, ähnelte, welches zuvor noch im Bad verschwunden war, hatte sich jetzt dort eingefunden. Für einen Moment stand ich im Türrahmen, schaute zu den Kleinen, wie sie da Lego Duplo spielten, und wusste nicht, wie ich jetzt eigentlich mit diesen jungen Geschöpfen reden sollte. Ich meine, wie macht man das? Wie sagt man auf eine „coole", für Kinder verständlich Weise, dass es jetzt gleich Kuchen gab, ohne blöd rüber zu kommen?
„So, ihr könnt jetzt in die Küche kommen.", klang doof und nur „Kuchen" noch viel blöder. Letztlich gab ich mich mit einem „Es gibt jetzt Schokokuchen in der Küche." zufrieden, auch wenn es nicht ganz meine Vorstellungen von cool/lässig erfüllte, doch den Zweck dafür allemal. Beim Wort Kuchen waren die Kids hellhörig geworden. Die kleine mit den kupferfarben Haar und dem Rasierpinsel auf dem Kopf war als erstes aufgesprungen und auch der Rest folgte schnell.
Es war schön und seltsam zu gleich zu beobachten, wie man sich über etwas so einfaches, wie Stück Schokokuchen so freuen konnte, doch die frisch gekrönten Prinzessinnen verschwendeten an die Einfachheit ihres Glücksgefühls keinen Gedanken, sondern konzentrierten sich voll und ganz auf den Kuchen, der mit den Segeln und der runden, sich wieder holenden Schokoverzierung, die wohl Bullaugen darstellte, ein voller Erfolg zu sein schien.
Das erste Stück ging natürlich an Nele, die eigentlich schon pappsatt hätte sein müssen. Der Rest wurde an die Gäste verteilt, wobei Alexa natürlich auch mir ein Stück Kuchen anbot, ich jedoch höflich ablehnte. Mein Hungergefühl hielt sich momentan in Grenzen und bei Alexa schien der Stress ebenfalls nicht gerade zu Fressattacken zu führen.
Danach ging es an die Geschenke. Meine Geschenktüte stand natürlich auch bereits bei dem Rest des kleinen Haufens. Mit stolz geschwellter Brust öffnete Nele ein Päcken nach dem anderen: Ein Buch, eine Barbie (Ich hatte Nele noch kein einziges Mal mit so etwas rumhantieren gesehen), eine DVD, Gummibärchen etc etc. Es dauerte eine Weile bis Nele sich zu meinem Geschenk durchgekämpft hatte. Ein Griff in die Tüte, dann holte sie das erste heraus: Die Kuscheleule, der die Verkäuferin eine kleine Schleife umgebunden hatte und die jetzt durch den Transport etwas struppig und zerzaust aussah, doch Neles Kinderaugen begannen trotzdem zu strahlen, ehe sie das kleine Ding in ihre Arme zog.
„Eulen sind momentan ihre Lieblingstiere.", flüsterte mir Alexa mit einem Lächeln auf den Lippen zu. Ich grinste. Dann hatte ich ja voll ins Schwarze getroffen.
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Eigentlich hätte ich ja schon vorgestern dieses Kapitel hochladen können - wenn ich Internet gehabt hätte ... ._." Aber dank der Telekom, hab ich das bis heute noch nicht :P Erst hieß es 7.1 dann 13.1 und jetzt 26.1! Congrats! Ihr seid nicht fähig ._."
Naja, wie dem auch sei. Jetzt sitz ich grad in der Uni und schnorr mir das WLAN ;)
Und jetzt: Viel Spaß mit dem Kapi! ^-^
LG Heide :x
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Adult Love (LeFloid FF)
FanfictionLiebe ist so eine Sache. Man kann nicht bestimmten, wen man liebt oder ob man überhaupt liebt, selbst wenn man es gerne würde. Flo ist bereits 26 als er in einer Vorlesung auf die drei Jahre jüngere Alexa und ihre fünfjährige Tochter trifft. Mehr od...