Kapitel 1 - Die Auswahl - Part 1

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Würde sich je irgendetwas ändern?

Wohl nicht. Davon war Madison überzeugt, auch wenn ihre Mutter ihr immer wieder versuchte Hoffnung zu machen. Schon ihr gesamtes Leben verbrachte sie jeden einzelnen Tag hier, im Sicherheitszentrum.Tagtäglich durchlief sie das gesamte Gebäude, sah jedes mal aus den wenigen Fenstern hinaus in die zerstörte Welt, von der sie abgeschnitten waren. Manchmal fragte sie sich, wie es dort draußen wohl wäre, dort draußen in den Outlands, doch dann ermahnte sie sich selbst und erkannte wie – andere Worte beschrieben es wirklich nicht – geistesgestört, kurios, ja sogar absurd ihre Gedanken waren. Es war eine Schande, auch nur das Verlangen zu haben,einen Fuß nach draußen zu setzen. Schlimm genug war die Tatsache,dass jedes mal mehr als 5 Jugendliche dort draußen starben und bald war es wieder so weit. Die 20 Spieler für G12 würden ausgelost werden. Bis jetzt war Madison - wenn man das so nennen konnte - heil davongekommen, doch schon letztes Jahr, bei G11, wäre sie beinahe gezogen worden.

Ihre Mutter hatte ihr von G1 erzählt, hatte gesagt, dass sich damals jeder darüber gefreut hatte, es als Hoffnung angesehen hatte, ohne zu wissen was auf sie zukommen würde, ohne auch nur einen einzigen Gedanken daran zu verschwenden, was passieren könnte. Die Menschen waren naiv gewesen, hatten die Gefahr nicht erkannt. Tun konnte man nun leider auch nichts mehr.

Madison hatte keine Angst vor den Spielen und damit war sie eine der wenigen,doch sie täuschte ihre Verachtung zu Liebe ihrer Mutter und ihres kleinen Bruders vor. Im insgeheimen würde sie wohl gern daran teilnehmen, doch es würde ihrer Familie das Herz brechen, nachdem ihre ältere Schwester Naomi in G2 gestorben war. Damals war Madison gerade einmal 7 Jahre alt gewesen. Mittlerweile konnte sie sich kaum mehr an Naomi erinnern, zu düster und verschwommen waren die Erinnerungen.

Langsam hob sie den Kopf und sah direkt in die braunen Augen ihres kleinen Bruders Aiden. Seelenruhig betrachtete er sie, während er an einem Stück Brot nagte. Auch auf ihrem Teller lag eine Scheibe.

„Sag Mom, dass ich noch kurz spazieren gehe.", flüsterte sie ihrem Bruder zu. Ein ruhiges Nicken war es, dass ihr zu verstehen gab, dass er ihrer Anweisung folgen würde. Dankend gab sie ihm einen Kuss auf die Stirn, schob ihm ihre Scheibe Brot zu und verschwand geradewegs aus dem Speisesaal.

Madison eilte schnellen Schrittes durch den endlos erscheinenden Flur an dessen Ende sich eine Treppe befand, auf die sie zielstrebig zusteuerte. Sie musste in den zweiten Stock, denn nur dort war es ihr erlaubt aus den Fenstern zu sehen.

Das Sicherheitszentrum war sehr groß, wies 5 Stockwerke auf, von denen drei davon den Menschen als Schlafplatz zur Verfügung standen. Jede Familie besaß ein Zimmer mit 4 Betten. In dem Stockwerk, in dem sich die jeweilige Familie befand, wurde als ihr Sektor angesehen. Niemand  durfte seinen Sektor verlassen oder einen Spaziergang in einen anderen Sektor unternehmen. Der 1. Stock, Sektor 1, war dabei eine Ausnahme, da dieser als Versammlungsraum aller Sektoren diente. Hier wurde gegessen oder auch eine Konferenz abgehalten.

Madisons Familie wohnte in Sektor 2.

Eilig lief sie die Treppen hinauf, übersprang dabei bei jedem Schritt zwei Stufen, um schneller voran zu kommen. Madison hatte nicht mehr lange Zeit. In weniger als einer viertel Stunde würden die Nachtwächter kommen und jedes einzelne Zimmer kontrollieren. Ihr fiel bereits das Atmen schwer und ihr Herz schlug stetig schneller werdend gegen ihren Brustkorb, als sie die letzte Treppenstufe nahm und schließlich einen kurzen Moment stehen blieb. Sie atmete tief ein, wartete bis sich ihre Herzfrequenz normalisiert hatte. Schon von hier aus konnte sie die kleinen runden Fenster am Ende des Korridors erkennen, durch die das Licht der untergehenden Sonne fiel und den Sektor in wunderschönes rötliches Licht tauchte. Um diese Zeit war Madison am liebsten hier. Niemand störte sie, während sie ihre Gedanken schweifen lies. Ein kleines Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, als sie sich in Bewegung setzte. Dieser eine Blick aus dem Fenster,hinaus in die zerstörte Welt, ist das einzige was sie hier noch glücklich macht. Sie erinnerte sich noch genau an den Tag, an dem sie das erste Mal hinaus sehen durfte. Es war der schönste und traurigste Moment zugleich.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 10, 2016 ⏰

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