Es ist wichtig Menschen zu vertrauen, doch wie soll man das machen, wenn es am Anfang immer gleich ist und sich erst im Nachhinein herausstellt, dass es falsch war der Person zu vertrauen... Wir sind blind. Wir können nicht hinter die Fassaden der Menschen schauen. Umso öfter man den Falschen ausgesucht hat, desto schwieriger wird es überhaupt noch Vertrauen zu schenken, obwohl dieses die Basis von einer Beziehung ist, ob freundschaftlich, familiär oder eine besiegelt durch Liebe...
Annabell's POV:
Niall ergriff neugierig den Block. Unsicher setzte ich mich neben ihn und schaute starr auf meine Finger. Was er wohl darüber denkt? Niall strich einmal über das Cover des Blocks und öffnete es dann vorsichtig. Jetzt gibt es kein Zurück mehr... Nervös begann ich meine Finger zu kneten und warf Niall immer wieder kurze Blicke zu. Dieser las die erste Seite meines Blocks. Die Zeit schien still zu stehen. Mir kam es so vor, als würde Niall stundenlang lesen. Ich wurde immer unruhiger und meine Hände begannen immer schlimmer zu zittern, umso länger Niall benötigte. Er ist der erste, der es liest... Was ist, wenn er es total lächerlich findet? Niall blätterte die Seite um und warf einen kurzen Blick auf die zweite Seite, bevor er zu mir auf sah. Ich hatte das Gefühl mein Herz würde einen Moment still stehen bis Niall endlich das Wort ergriff. "Wieso hast du nie erzählt, dass du Sprüche aufschreibst?", fragte er neugierig. Er findet es lächerlich... Interessiert sah er mich an und wartete auf eine Reaktion von mir, die auf sich warten ließ. Was sage ich denn jetzt? "Ich habe es noch niemanden erzählt oder gezeigt.", nuschelte ich leise in mich hinein. "Nicht mal Harry?", fragte er verdutzt. Ich schüttelte unsicher den Kopf. "Man, ich fühle mich geehrt.", sagte er lachend. Verwirrt über seine Reaktion schaute ich zu ihm. "Die Sprüche sind einfach...", begann er und schaute nun zurück in meinen Block. Jetzt kommt es... scheiße oder schlecht oder vielleicht armselig? "Wow.", hauchte er und schaute wieder lächelnd zu mir hinauf. Was? Irritiert riss ich meine Augen auf. "Du bringst das so auf den Punkt und die Wortwahl ist klasse, vor allem berührst du einen damit. Die sind richtig gut. Warum hast du sie nie jemandem gezeigt?", fragte er verwirrt. Weil ich dachte, alle würden sie scheiße finden... Unsicher schaute ich zurück auf meine Finger. "Weil...", begann ich nervös. Niall legte seinen Zeigefinger zaghaft unter mein Kinn und hob es vorsichtig an, so dass ich ihm in die Augen sah. "Weil ich dachte, alle würden sie scheiße und lächerlich finden.", gab ich missmutig zu. "Annabell, warum denkst du nur immer so negativ über dich?", flüsterte er mit einem undefinierbaren Ton. Macht es ihn traurig? "Weil ich immer nur den Falschen mein Vertrauen geschenkt habe.", gab ich leise zu. "Sie haben mir immer gezeigt, dass ich scheiße bin.", murmelte ich traurig und eine Träne rollte meine Wange hinunter. "Aber auf die darfst du nicht hören, die haben gar keine Ahnung. Du bist so ein wundervoller Mensch. Lass dir das von niemanden ausreden.", meinte er ernst und küsste sanft meine Stirn. "Danke Niall.", hauchte ich weinerlich und umarmte ihn. Ich lehnte meinen Kopf zaghaft an seine Schulter und schloss für einen Moment die Augen. "Wie kommst du auf die ganzen Sprüche?", fragte Niall neugierig, während er mir beruhigend über den Rücken streichelte. "Ich weiß nicht. Ich denke an etwas und plötzlich habe ich dann einen Spruch im Kopf. Ein Spruch ist mir zum Beispiel beim Duschen eingefallen, aber mit duschen hat er überhaupt nichts zu tun.", erklärte ich nachdenklich. Es gibt keinen bestimmten Zeitpunkt, wo ich plötzlich einen Spruch im Kopf habe. Ich denke auch nicht lange über ein Thema nach bis ich einen Spruch im Kopf habe, die bilden sich einfach in meinen Gedanken und dann notiere ich sie... Niall begann zu schmunzeln. "Welcher ist dir in der Dusche eingefallen?", fragte er lachend. Ich begann zu kichern. Vorsichtig löste ich mich aus seinen Armen, um ihn anzusehen. "Nur der Junge, der erkennt, dass das Mädchen im Regen weint, kann ihr wieder ein Lächeln in ihr Gesicht zaubern.", sagte ich den Spruch auf, den ich immer auswendig konnte. "Na ja Regen, Dusche ist beides nass.", suchte er einen Zusammenhang und grinste schief. Ich begann zu lachen. Er blätterte die erste Seite des Blocks auf. "Der Spruch ist zwar ziemlich deprimierend, aber er ist einfach die Wahrheit.", murmelte er und zeigte auf einen der Sprüche. "Geht einer, nimmt er von jedem, den er zurück gelassen hat, etwas mit...", las er leise vor. Tränen bildeten sich in meinen Augen. Und wie es stimmt... Schnell wischte ich mir über meine Augen. "Du darfst damit niemals aufhören. Die Sprüche sind genial. Du bist besser als Dad.", gab er offen zu. Ich begann zu lächeln. "Ich gehe ins Bad und mache mich fertig.", sagte er plötzlich und gab mir meinen Block. Er schenkte mir ein Lächeln und verschwand aus meinem Zimmer. Er mag die Sprüche... Erleichtert atmete ich auf. Ich hielt meinen Block noch immer fest in meinen Händen, als plötzlich mein Handy begann zu klingeln. Schnell legte ich meinen Block auf mein Bett und schnappte mein Handy. Harry... Aber er ist doch mit seiner Familie frühstücken... Unsicher nahm ich ab. "Hey Harry.", sagte ich glücklich. "Nein, tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, aber ich bin nicht Harry.", schmunzelte eine mir bekannte Stimme, doch ich konnte sie nicht sofort zuordnen. "Wer ist da?", fragte ich leicht ängstlich. Ist Harry etwas passiert? Nein, sonst wäre die Person nicht so locker. "Louis.", antwortete sein Onkel locker. Erleichtert atmete ich auf. Es hat schon mal keiner sein Handy geklaut... "Ist etwas passiert? Wo ist Harry? Ihr wolltet doch frühstücken gehen.", fragte ich voller Sorge in meiner Stimme. "Ich gebe ihn dir gleich. Er lässt mal wieder den Idiot heraus hängen und steht vor dem Café wie ein trotziges Kind und will nicht hinein gehen. Kannst du mir helfen?", fragte Louis lachend. Steht vor dem Café wie ein trotziges Kind... Warum geht er denn nicht hinein? "Ja, aber ist Harry nicht zu alt, um ein trotziges kleines Kind zu sein? Vor allem ist er viel zu groß für ein Kind.", schmunzelte ich. "Okay, danke. Ich gebe ihn dir.", sagte Louis glücklich. Vielleicht erfahre ich jetzt, was überhaupt das Problem ist... "Ja.", sagte Harry unsicher. Weiß er nicht, dass ich am Telefon bin? "Harry, was ist los? Warum willst du nicht ins Café gehen?", fragte ich besorgt. "Robin ist im Café.", antwortete er ziemlich leise. Wer ist Robin? Ich durchforstete meine Erinnerungen nach dem Namen Robin, aber Harry hatte ihn nie erwähnt. "Wer ist Robin?", fragte ich verwirrt. "Ich habe dir doch erzählt, dass Mum mich heraus geworfen hat wegen Differenzen zwischen mir und ihrem neuen Lebensgefährten und der ist Robin.", erklärte er ruhig. Das stimmt, das hat er erzählt... Aber ich weiß bis heute nicht, was das Problem zwischen ihnen war... Ich wollte Harry auch nie drängen. "Und was war das Problem zwischen euch, also wenn ich fragen darf?", fragte ich unsicher. "Klar, darfst du fragen.", sagte er und klang ermutigend. Ein kleines Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. Harry holte tief Luft. Ich wartete geduldig darauf, dass er antworten würde. Er sucht wahrscheinlich die richtigen Worte... "Ich habe ihn geschlagen.", gab er zu und man hörte Angst in seiner Stimme. Was? Ich zog scharf die Luft ein. Warum hat er das gemacht? Harry ist kein gewalttätiger Mensch... Er hat bestimmt einen triftigen Grund. "Wieso?", fragte ich ruhig. Ich hörte ihn aufatmen. Hat er damit gerechnet, dass ich anders reagiere oder wie? "Ich war ziemlich betrunken.", murmelte er. Das ist keine Rechtfertigung... Das macht das ganze eher schlimmer. "Harry, das ändert nichts daran.", sagte ich leicht enttäuscht darüber, dass er mir keinen besseren Grund nannte. "Bell, ich...", begann er, brach aber sofort wieder ab. Er klang ziemlich durch den Wind. "Lass dir Zeit.", sagte ich beruhigend. Ich hoffe, das wirkte jetzt nicht unter Druck setzend... "Er hat sich aufgeführt, als könnte er mir etwas vorschreiben. Ich war mal wieder feiern und kam sturzbetrunken nach Hause. Ich muss wohl ziemlich laut gewesen sein, denn, als ich ankam, war das halbe Haus wach. Er stand vor mir im Flur und meinte, dass ich meine Mum und Gemma mit meinem Verhalten verletzen würde und dass ich ein missratener Junge wäre. Ich weiß nicht, was in mich kam, aber dann habe ich ausgeholt und ich konnte nicht aufhören.", erzählte er und wurde zum Ende hin immer leiser. In seiner Stimme lag pure Verachtung, Verachtung vor ihm selbst. "Harry.", sagte ich geschockt. Das hätte ich ihm nie zu getraut... Aber es tut ihm leid, er bereut es... "Ich habe ihn Krankenhaus reif geschlagen.", murmelte er missmutig. Mein Herz rutschte mir in die Hose. Ihn so traurig und voller Verachtung vor sich selbst zu hören, ließ mein Herz schwer wirken. "Bitte, hasse mich nicht.", flehte er und ich wusste, dass er weinte. Wie kann er das nur denken? Ich könnte ihn nie hassen... klar, er hat einen riesigen Fehler begangen, aber das war nicht Harry. Der richtige Harry steht gerade vor dem Café und telefoniert voller Reue mit mir und das zählt, dass er es bereut... "Harry, sch, höre mir zu.", versuchte ich ihn zu beruhigen. "Ich könnte dich nie hassen.", sagte ich mit überzeugter, kräftiger Stimme. Ich will, dass er mir glaubt... "Und ja es war ein Fehler, Harry, aber wir sind doch alle nur Menschen und Menschen machen Fehler. Dir tut es doch leid oder?", fragte ich zwar, aber wusste innerlich, dass er es mehr als bereute. "Natürlich.", beteuerte er ernst. Wusste ich es doch... Ich holte tief Luft und strich mir meine Haare von der Stirn. "Dann gehe da jetzt hinein und gebe offen zu, dass es dir leid tut. Das war ein Fehler, den du gemacht hast, aber der größere Fehler wäre es jetzt einfach zu gehen und vor dem Problem wegzulaufen.", forderte ich ihn mit sanfter Stimme auf. Wird er es tun? Es blieb einen Moment still. "Okay, ich gehe.", murmelte er und klang nervös. "Okay.", sagte ich erleichtert und ein strahlendes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. Ich muss ihm Mut machen, er klang so nervös... "Ich denke an dich und ich weiß, dass sich das alles regeln wird.", meinte ich ermutigend. "Danke Bell.", flüsterte er erleichtert, als sei ihm gerade ein kleiner Stein vom Herzen gefallen. "Ich liebe dich.", sagte ich glücklich. "Ich liebe dich auch.", nuschelte er und ich wusste, dass er in dem Moment lächelte. "Bis heute Nachmittag.", erweiterte er seine Aussage. Ich erwiderte es mit einem Lächeln und er legte auf. Louis, ich habe es geschafft... Ich schmiss mein Handy auf mein Bett und ließ mich zurück in meine Decke fallen. "Bell, Niall, ich bin wieder da.", hallte Mum's Stimme durchs Haus.
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Do you rescue me? (Harry ff)
FanfictionAllein, wann ist man allein? Man kann allein sein, weil man weder Freunde noch Familie hat oder man besitzt beides und fühlt sich allein... Annabell ist 16 und ist eigentlich glücklich mit ihrem Leben bis etwas Schreckliches geschieht. Wer wird sie...