9. Januar

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"Meine Fresse..wir habens 9 Uhr morgens, wer zur Hölle klopft mich um diese Uhrzeit wach?"

Ich klopfte nochmal, allein aus Provokation. Er öffnete die Tür.

"Bella?!" Plötzlich war er hellwach.

"Hey."

Er schien nervös.

"Hey? Ein einfaches, Hey? Wo warst du, verdammt?"

"Müssen deine Nachbarn das mithören oder kann ich reinkommen?"

Er trat zur Seite und ließ mich in seine kleine Wohnung.

Ich sollte mit der Sprache heraus rücken, es einfach hinter mich bringen.

"Ich habe mit Mad geredet, nicht nur einmal."

"Ich weiß."

"Du weißt es? Aber- Woher?"

"Mad hat noch nie die Kontrolle meines Körpers übernommen und plötzlich passiert das ständig."

"Bist du nicht sauer?" fragte ich vorsichtig und fühlte mich wie ein Schwächling.

Seit wann waren die Meinung anderer, über mich, so wichtig geworden?

Neal lachte leise und holte zwei Bierflaschen aus dem Kühlschrank.

"Du kannst dir nicht vorstellen wie sehr."

Ich schwieg und fühlte mich komisch. Schuldig. Oder so. Er reichte mir das Bier.

"Ich verlange von dir nicht, dass du mir sagst worüber ihr sprechen tut, das geht mich 'n Scheiß' an, aber ich hätte gerne eine Vorwarnung, weißt du? Ich meine, ich falle in dieses schwarze Loch das aus nichts besteht und falle immer weiter. Ich komme nirgens an, es fühlt sich an wie sterben. Bis ich nach einer gefühlten Ewigkeit in einer verkorksten Seitenstraße aufwache und Mad neben mir hockt. Im ernst, er als Person. Ich kann ihn nicht spüren oder körperlich berühren, aber sehen."

"Tut mir Leid." flüsterte ich heiser, da ich genau wusste wie es sich anfühlte die Kontrolle abgeben zu müssen.

Es war beschissen.

"Er redet nicht mal mit mir. Versucht so wenig seelischen Kontakt wie möglich zu halten. Manchmal sitze ich dort stundenlang neben dem schweigenden, mir fremden Typen der eigentlich schon immer in mir steckte. Das ist alles so paradox."

"Es tut mir Leid, Neal." wiederholte ich mich.

"Scheiße, Bella, hör auf dich zu entschuldigen. Ich nehme dir das nicht übel. Du musst deine Gründe gehabt haben."

Er meinte es ernst und das ließ mich erleichtert ausatmen. Der Kloß in meinem Hals war verschwunden.

"Die hatte ich, trotzdem war es nicht fair dir gegenüber."

Er sah mich still an, holte zwei Kippen aus seiner Schachtel, zündete die erste an und reichte sie mir. Das selbe Tat er mit seiner.

"Drauf geschissen." meinte er locker und blies den Rauch langsam aus seinen Lungen, durch seinen Mund in das Wohnzimmer.

"Neal.."

"Bella.. "

Sprachen wir gleichzeitig aus und verstummten ebenso schnell wieder.

"Du zuerst." sagte er schließlich und ich atmete tief ein. Scheiße, das würde mir nicht leicht fallen.

"Ich muss immer an unseren Kuss denken." rückte ich nun mit der Sprache raus.

"Ich auch."

"Schön." sagte ich darauf und wartete, dass er weiter darüber sprach. Ich war ne absolute Niete in sowas.

"Wars das?" wollte er nun belustigt wissen.

"Was wolltest du sagen?" überspielte ich die Peinlichkeit halbwegs geschickt. Okay nein. Ich überspielte die Peinlichkeit mit weiterer Peinlichkeit.

"Dass ich auf dich stehe."

Ich hustete den Rauch meiner Zigarette raus und dachte beinahe, dass ich mich verhört hatte.

"Alles okay?" fragte er abermals so belustigt.

"Alles bestens." log ich und spürte dieses Kribbeln in meinem Bauch, das nicht hätte da sein sollen. Es fühlte sich so befremdlich an. Nicht nach Liebe, trotzdem gut.

"Du stehst auf mich?" musste ich dann doch fragen, nur zur Sicherheit.

Das Blau seiner Augen bohrte sich in meine eigenen Pupillen, weshalb mir noch unbehaglicher wurde.

"Ich bin dir komplett verfallen."

Warum guckte er so intensiv? Das machte einen nervös.

"Ich meine, du bist so.. Unbeschreiblich. Für dich gibt es keine genaue Definition. Du bist vollkommen. Und du selbst. Und dabei bist du so verdammt heiß. Deine Persönlichkeit ist einfach so gegensätzlich mit sich selbst. Mal wirkst du unbesiegbar und dann wieder verwundbar. Du bist perfekt zum streiten und zum vertragen. Gott, ich will dich im Bett lieben und gegen die Wand ficken. Ich steh auf all deine Gegensätze. Du machst mich verrückt."

Ich schluckte schwer. Das war 'n ganz schön großes Ding was er jetzt raus gehauen hat.

Wie konnte er immer noch so ruhig im Sessel sitzen und seine Zigarette rauchen?

"Ich-" setzte ich an, doch schloss abrupt meinen Mund wieder. Ich war sprachlos.

"Du musst nichts dazu sagen."

"Doch, natürlich." sagte ich schnell und atmete tief ein.

"Das zwischen uns beiden ist keine gute Idee. Es ist so ziemlich das unvernünftigste was wir in dieser Situation machen können."

Sein Blick lag immer noch ruhig auf mir. Er drückte seine Kippe aus und beugte sich ein Stück vor.

"Aber?"

"Aber ich bin noch nie wirklich vernünftig gewesen." ich weiß nicht was mich dazu trieb, vielleicht war es Angst. Angst den einzigen Menschen zu verlieren, der mich versteht.

Ganz langsam hoben seine Mundwinkel sich.

"Vernunft wird eh überbewertet." stimmte er mir zu.

"Stimmt."

"Und jetzt?" fragte er in die langsam aufkommende Stille hinein.

"Ich wäre für das ficken gegen die Wand, aber dafür braucht man Übung. Fangen wir mit dem Lieben im Bett an."

Er fing an laut zu lachen.

"Und du bist nicht geübt?"

"Alle Leute in meiner Nähe werden umgehend getötet, nein, ich bin noch nicht bis ins Bett mit jemandem gekommen." sage ich halb ernst, halb scherzend.

Irgendwas in Neal's Blick verändert sich.

"Das meinst du nicht ernst, oder?"

"Was?"

"Du bist noch Jungfrau?"

Ich zuckte mit den Schultern und sah in seine blauen Augen.

"Wieso sagst du das nicht? Ich bin gerade dabei dich zu versauen! Ich hab gesagt ich will dich gegen die Wand ficken, Gott, Bella. Wie konntest du bei diesen Worten bloß was erwidern?"

Er machte sich tatsächlich Sorgen. Irgendwie süß.

"Neal, komm runter." sagte nun ich lachend. "Ich würde mich liebend gerne von dir gegen die Wand-"

"Nein, das kannst du jetzt vergessen." unterbrach er mich und kam näher.

"Ich werde dich so lieben wie du noch nie geliebt wurdest."

Mal wieder etwas länger, bald kommen regelmäßigere Updates :)

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