4.2 - Düsterwald

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Die Zwerge und Gandalf saßen nun vereint an dem großen Holztisch. Beorn hatte bereits Brot und Käse, so wie noch andere Leckereien aufgetischt. Gerade goss er ihnen Milch in übergroße Krüge ein. Thorin saß derweilen an einem Pfahl, der die Decke stützte, während Beorn mit ihm sprach. "Du bist also der, den sie Thorin Eichenschild nennen? Sag mir, warum macht Azog der Schänder jagt auf dich?", fragte er mit seiner rauen, tiefen Stimme. "Woher weißt du von Azog?", fragte der König jedoch.

"Mein Volk war das erste, dass in den Bergen lebte, bevor die Orks aus dem Norden kamen", antwortete Beorn. "Der Schänder hat fast meine ganze Familie umgebracht. Doch einige hielt er sich als Sklaven." Meriana sah zu den Handfesseln, die Beorn immer noch trug. Wie musste es sich wohl angefühlt haben, so viele aus seiner Familie sterben und leiden zu sehen? Sie wollte es nicht wissen. Ihr schauderte es schon so, wenn sie daran dachte. "Nicht zum arbeiten. Zum Zeitvertreib", erzählte Beorn weiter. Man hörte, dass es ihn immer noch schmerzte. Orks waren widerliche Kreaturen. Nichts weiter als ekelhafte Kakerlaken, die denken, sie könnten sich über alles und jeden Macht verschaffen. "Hautwechsler einzusperren und sie zu foltern, schien ihn zu belustigen." Meriana sah zu Beorn. Ihr war nicht nur der Appetit vergangen, sie spürte auch, wie sie nach und nach immer mehr anfing die Orks zu hassen. Sie hatten auch ihr einen wertvollen Menschen genommen, auch wenn es schon lange her war. Wie konnten sie nur das Recht haben, überhaupt zu existieren?
"Gibt es noch mehr von dir?", stellte Bilbo dann die Frage, die sie auch beschäftigte. Doch Meriana befürchtete, die Antwort schon zu kennen. "Einst gab es viele." "Und jetzt?", fragte Bilbo weiter. "Jetzt, gibt es nur noch einen." Meriana sah auf ihr Stück Brot. Hatten die Orks es tatsächlich geschafft, eine ganze Art auszurotten. Wieso hatte man das zu gelassen?
Meriana spürte wie mir die Wut wieder hoch kam. Es passierte immer, wenn sie anfing über Orks nach zu denken. Auch wenn sie keinen Gedanken an dieses abscheuliche Pack verschwenden wollte.
"Ihr müsst den Berg vor den letzten Herbsttagen erreichen", sagte Beorn. "Ehe der Durinstag zu ende geht, ja", wand Gandalf ein. Beorn setzte sich nun ebenfalls, nachdem er allen Milch eingegossen hatte. "Ihr habt nicht mehr viel Zeit", warnte er die Gemeinschaft. "Darum müssen wir durch den Düsterwald", sagte der Zauberer. "Eine Dunkelheit liegt über diesen Wald. Grausame Wesen kriechen im Dickicht umher. Die Orks von Moria und der Nikromant von Dol-Guldur haben sich verbündet." Meriana sah auf zu Beorn. Ein Nikromant? Auch die anderen sahen sich beunruhigt an.
"Nur in größter Not würde ich mich dort hinein wagen", meinte Beorn. "Wir werden den Elbenweg nehmen, der ist noch sicher", sagte Gandalf. "Sicher?", sagte Beorn jedoch. "Die Waldelben des Düsterwaldes sind anders. Sie sind weniger klug, dafür gefährlicher. Aber was macht das schon." Thorin drehte sich jetzt zu Beorn. Natürlich war er vorher nicht davon begeistert gewesen, schon allein weil der Begriff Elben genannt worden war. Doch jetzt lag Verwunderung und auch ein klein wenig Unsicherheit in seinem Ausdruck. "Wie meinst du das?"
"In der Gegend wimmelt es von Orks. Es werden stetig mehr. Und ihr seid zu Fuß unterwegs." Beorns Stimme war fast nur noch ein Hauchen, doch es klang bedrohlich. Er hatte Recht. Es war gefährlich. Elben wären mit das geringste Problem. "Ihr erreicht diesen Wald niemals lebend."
Plötzlich stand Beorn wieder auf. Er war ein Riese, selbst in seinem eigenen Haus konnte er nicht immer aufrecht stehen.
"Ich mag keine Zwerge. Sie sind gierig und blind. Blind für derer, die sie für geringer halten, als sich selbst." Dabei nahm er eine Maus in die Hand, die Bofur zu vor von seinem Arm gewischt hatte, wie eine lästige Fliege. Sie war so klein und zierlich in Beorns großen Händen. Jedoch war er ganz sanft zu ihr.
"Doch Orks hasse ich mehr. Was braucht ihr?"

***

Gleich nach dem Frühstück packte die Gemeinschaft ihre Sachen zusammen. Beorn würde ihnen Pferde ausleihen, mit denen sie schnellst möglichst zum Wald kamen und um nicht wieder von Warges und Orks angegriffen zu werden.
Die Zwerge bepackten die Pferde mit den Rest Proviant und Taschen die sie von Beorn erhalten hatten.
Kili und Meriana sattelten ihre Pferde neben einander. Sie hatten in letzter  Zeit nicht viel miteinander gesprochen, was aber nur an der ständige Hetzerei und dem Kampf ums überleben lag. Ruhige Gespräche zu führen war fast unmöglich gewesen.
"Und, bereit fürs nächste Abenteuer?", fragte Kili und warf gerade die Hängetasche über den Rücken des Pferdes. Im Gegensatz zu Meriana, schien er munter und zuversichtlich. Auch wenn es nur daran liegen könnte, dass er seid langem endlich mal wieder einen vollen Magen hatte.
"Ich hoffe nur das wir ohne Angriffe durch kommen... Noch so eine Hetzjagd können wir nicht gebrauchen."
"Das wird schon. Wir müssen zuversichtlich sein, auch wenn ich weiß, dass es schwierig wird."
Meriana nickte nachdenklich. Er hatte ja Recht, dennoch, machte sie sich Sorgen. All die Ereignisse in den letzten Wochen, die Zuversicht die sie zuvor gehabt hatte, sie war nicht mehr so groß. Langsam spürte sie deutlich, wie gefährlich diese Reise wirklich war. Natürlich hatte sie sich darauf eingestellt. Dennoch, sie wollte nicht mit erleben, wie einer ihrer Kameraden verletzt wurde, schlimmstenfalls sogar getötet.
Schnell versuchte sie den Gedanken zu verdrängen. Sie wollte nicht an so etwas denken.
"So." Kili schnallte die Tasche fest. Als er sich zu Meriana umdrehte die Gedankenverloren neben ihrem Pferd stand, sah er sie mitfühlend an.
"Vielleicht solltest du auch mal anfangen deine Sachen aufzupacken?" Er legte behutsam eine Hand auf ihre Schulter.
"Ja, ja klar." Schnell nahm sie ihre Tasche, die sie von Beorn bekommen hatte, und packte sie aufs Pferd. Ihren Rucksack besaß sie ja nicht mehr. Das einzige was sie noch hatte, war ihr Dolch, welchen sie in einer Gürteltasche gesteckt hatte, und das Medaillon.
Sie war immer noch traurig um ihren Bogen, auch wenn sie nicht viel daran dachte in letzter Zeit. Allgemein zum Denken, hatte man nicht wirklich viel Zeit.
Etwas schutzlos fühlte sie sich schon, aber was sollte sie machen. Irgendwie musste sie klar kommen.
Als sie fertig war, waren die anderen jedoch noch beim packen. Die Zwergin ließ ihren Blick über die Truppe schweifen die hie und da sich noch unterhielten und sich gegenseitig halfen, die Pferde zu bepacken.
Zufällig blieb ihr Blick an Thorin hängen, der sich etwas weiter hinten mit Nenya zu unterhalten schien.
"Ich geh mal kurz zu Fili, ja?" Abwesend nickte sie und Kili verschwand in Richtung seines Bruders.
Sie lugte hinter dem Kopf ihres Pferdes hervor und beobachtete das Geschehen versteckt hinter diesem.
Sie wusste nicht wieso, aber sie beobachtete die beiden weiterhin, auch wenn sie nicht wirklich viel verstand. Doch irgendwie hatte Meriana ein sehr ungutes Gefühl. Warum, wusste sie nicht.  Nenya war eine unglaublich nette und symphatische Zwergin. Aber etwas störte sie daran, sie lachend zu sehen, während sie mit Thorin sprach.
Zuerst war dieser verwundert, als sie ihn angesprochen hatte, doch im Laufe des Gespräches schien er eine Erleuchtung zu haben. Denn auf einmal lächelte er und sein Blick sah etwas fassungslos aus. Und als er sie auch noch umarmte, konnte Meriana nicht mehr tun, als noch mehr verwirrter drein zu sehen. Was sollte denn das?
Doch sie konnte keine weiteren Gedanken darüber verschwenden, denn einer ihrer Kameraden kam zu ihr.
"Alles in Ordnung? Du siehst so verwirrt aus?" Erschrocken drehte sie sich um. Doch war es nur Bofur.
"Ja, alles in Ordnung. Mal davon abgesehen, dass du mich so erschrocken hast."
Bofur lachte.
"Tut mir leid. Aber du warst irgendwie angewurzelt und schienst in Gedanken. Wollte dir nur sagen, dass wir los wollen." Meriana nickte. Kurz sah sie noch in Thorins Richtung, doch dieser saß schon auf seinem Pferd. Nenya stand ganz woanders und schwang sich gerade auf.
"Komisch", murmelte sie leise.
Doch setzte sie sich einfach auf ihr Pferd. Keine Zeit weiter verschwendend, ritt sie den anderen Zwergen hinter her. Sie hatten sich kurz zu vor schon von Beorn verabschiedet. Nun ritt die Gemeinschaft im schnellen Galopp Richtung Düsterwald. Es war ziemlich ungewohnt auf solchen Tinkern zu reiten, da diese viel größer waren als einfache Ponys. Doch was blieb ihnen übrig. Hauptsache sie schafften es überhaupt.
Nach wenigen Stunden kamen sie endlich an.
Der Wald der vor ihnen lag, machte seinem Namen alle Ehre. So düster war er, dass man nicht weit reinschauen konnte. Die Bäume schienen fast schwarz und zeitgleich wo Meriana in der Nähe abstieg, breitete sich in ihr ein ungemütliches Gefühl aus. Etwas stimmte überhaupt nicht mit diesem Wald. Und sie hätte vieles getan, dass sie nicht hätten dadurch gehen müssen.
Einer nach dem anderen stiegen sie von den Pferden. Gandalf war ein Stück in den Wald gegangen. Dort stand eine Art Bogen. Dahinter ein Tisch aus Stein.
"Das Elbentor", sagte Gandalf leise. Er ging den kleinen Steinweg entlang. Man erkannte nur noch schwach einzelne Steinstaturen dicht bedeckt von Efeu die um den Steinaltar standen.
"Hier ist unser Pfad durch den Düsterwald", rief er aus dem Wald.
"Keine Orks zu sehen, dass Glück ist auf unserer Seite", sagte Dwalin nur darauf und schwang sich vom Pferd.
Gandalf jedoch wusste, Orks würden ihnen in dem Wald am wenigsten Sorgen machen. Ein Gröllen lies ihn aufblicken. Der Bär stand in der Ferne auf einem hohen Hügel. Beorn war ihnen gefolgt um sicher zu gehen, dass sie am Wald ankamen.
"Lasst die Ponys jetzt frei. Sie sollen zu ihrem Herrn zurückkehren", rief Gandalf den Zwergen zu. Diese fingen darauf an, die Taschen von den Pferden herunter zunehmen.
"Dieser Wald scheint irgendwie krank zu sein." Bilbo war näher an den Wald heran getreten. "Als wäre er von einem Leiden befallen."
Genau wie Meriana, hatte er ein ungutes Gefühl. Noch dazu kam, dass der Ring, denn er gefunden hatte, eine seltsame Kraft auszustrahlen schien. So als würde er von diesem Wald und seiner Düsternis angezogen werden. Doch Bilbo konnte es sich nicht erklären. Es war nur unheimlich.
"Gibt es denn wirklich keinen Weg herum?", fragte er Gandalf hoffnungsvoll. Doch der jedoch wusste, ein anderer Weg wäre viel zu lang.
"Nur wenn wir 2 Meilen nordwärts gehen. Oder zweimal soweit nach Süden", wand er ein. Der Zauberer trat weiter in den Wald hinein.
Meriana derweilen hatte die kleine Tasche sich umgeschnallt. Yavor, der die Zeit, in denen sie geritten waren, geflogen war, setzte sich auf Merianas Schulter. Er war sichtlich froh, dass er wieder selber fliegen konnte. Reiten war nicht so sein Ding.
Meriana streichelte ihrem Falken einmal über den Kopf, ehe sie sich ihre Haare zusammenband. Sie störten sie schon durchgehend.
"Dieser Wald gefällt mir ganz und gar nicht, Meri", sagte Yavor etwas angespannt.
"Mir auch nicht. Aber es gibt nun mal nur den Weg. Ansonsten würden wir zu lange brauchen. Und die Orks sind uns immer noch auf den Fersen. Wir haben keine Wahl."
Sie sah zu dem Wald wessen Bäume eher mehr tot als lebend wirkten, obwohl sie dicht bewachsen waren.
"Vielleicht sieht der Wald ja wirklich nur düster aus und heißt deshalb so. Du wirst sehen, im Nu sind wir da durch." Doch Meriana konnte ihren eigenen Worten kaum Glauben schenken und Yavor merkte das ebenfalls.
Doch da kam Gandalf schon wieder aus dem Wald heraus.
Bifur wollte gerade dessen Pferd ebenfalls frei lassen, als der Zauberer rief:" Ein Pferd noch nicht, ich brauche es noch!" Die Zwerge sahen erschrocken auf.
"Er will was?", fragte Meriana ungläubig. Jetzt konnte er sie doch nicht im Stich lassen!
"Willst du uns etwa verlassen?" Bilbo schien ebenfalls wenig davon begeistert zu sein. Die anderen sahen Gandalf verständnislos an. Thorin zeigte natürlich nicht annähernd den Ausdruck von Unbehagen. Doch auch er war sich nicht sicher, ob es so gut war, dass der Zauberer sie verließ.
"Ich würde es nicht tun, wenn ich es nicht müsste", sagte Gandalf und schien selber nicht sonderlich zuversichtlich mit dem Gedanken, die Truppe auf sich selber gestellt, zurück zu lassen.
Er blieb bei Bilbo stehen und sah zu dem Kleineren mit einem Lächeln hinab.
"Du hast dich veerändert, Bilbo Beutlin. Du bist nicht mehr der, der das Auenland verlassen hat", sagte er. Bilbo nickte leicht. Der Zauberer hatte Recht. Doch dem Hobbit beschäftigte etwas anderes. Er hatte es schon längst vorgehabt Gandalf zu sagen, war jedoch nicht dazu gekommen.
"Gandalf ich muss dir was sagen. Ich..ich habe etwas in den Orkstollen gefunden."
"Was gefunden?", fragte der Zauberer nach. Doch Bilbo schien sichtlich mit der Antwort zu zögern. Er wusste nicht wieso, aber irgendetwas hielt ihn davon ab. Der Ring, er war seiner jetzt. Gandalf müsste darüber nicht erfahren.
"Was hast du gefunden?", hackte dieser nochmal nach, da er Bilbos deutlich Zögern erkannte.
"Meinen Mut", antwortete er nun. Gandalf richtete sich wieder auf. Er hatte nicht mit dieser Antwort gerechnet. Gab sich damit aber zu Frieden.
"Gut, nun das ist gut. Denn wirst du brauchen." Mit diesen Worten drehte er sich um und marschierte durch die Zwergengruppe auf sein Pferd zu. Er hatte es eilig.
Mittlerweile hatte es auch angefangen zu Regnen, doch außer Yavor, achtete darauf keiner.
"Ich erwarte euch am Aussichtsposten. Vor den Hängen des Erebor. Bewahrt die Karte und den Schlüssel gut. Geht nicht ohne mich in den Berg hinein. Dieser wald ist nicht der Grünwald von Ehedin. Selbst die Luft im Wald ist voller Sinnestäuschungen", warnte er die Zwerge.
Gandalf stieg auf sein Pferd und sah sie alle noch einmal eindringlich an.
"Er wird versuchen euren Geist in die Irre zu führen."
"In die Irre führen?", fragte Bilbo verwirrt. "Was soll das bedeuten?"
"Ihr müsst auf dem Weg bleiben. Weicht nicht von ihm ab. Wenn ihr es tut, werdet ihr ihn nie wieder finden", antwortete Gandalf jedoch. Er wendete sein Pferd.
"Was auch kommen mag, bleibt auf dem Weg!" Mit diesen Worten ritt er fort und ließ die Gruppe zurück. Gandalf hoffte sehr, sie würden den Sinnestäuschungen des heimtückischen Waldes entgehen können. Er wusste was alles passieren konnte. Doch er hatte keine Wahl. Er musste sie sich selbst überlassen.


Nach vielen vielen Jahren kehrte die Autorin zurück und entschied sich endlich mal weiter zu schreiben... Ich hoffe euch gefällt es. Ich habe den Spaß wieder gefunden! Ihr hoffentlich auch.




A Story about Adventure I - der Hobbit FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt