Ein weiteres Projektil löste sich aus dem Lauf der Walther P5 und eine weitere Zielperson war endgültig unschädlich gemacht. Während sich die zermatschten Überreste von Meyers Gehirn auf dem Asphalt verteilten, drehte Viper sich um. Er ging gemütlich davon, als sei überhaupt nichts gewesen. Um die Leiche sollten sich andere kümmern, er war schließlich ein Killer, kein Müllmann.
Daraufhin begab sich der Schütze zu seiner kleinen Hütte am Stadtrand. Dort angekommen schaltete er den großen Bildschirm an der Wand an, auf dem kurz darauf das Gesicht seiner Auftragsgeberin erschien.
„Operation erfolgreich. Meyer ist tot. Der tut keinem Mädchen mehr irgendwas", begann er ohne eine Begrüßung oder dergleichen zu verlieren. Es ging hier rein ums Geschäft.
Caprice meldete sich daraufhin zu Wort: „Sehr gut. Das Geld habe ich soeben überwiesen. ", wie zur Bestätigung summte das Pad auf dem Tisch, um den Eingang einer Nachricht anzuzeigen, „dann kommen wir gleich zum nächsten Auftrag. ich möchte, dass Du dieses Mädchen tötest. ", auf dem Bildschirm wurde das Bild eines schwarzhaarigen Mädchens eingeblendet. Ihr Alter schätzte der Killer auf etwa 18 Jahre, was etwa seinem Alter entsprach, „ich will sie noch vor dem heiligen Abend tot sehen. "
Viper schluckte hörbar. Bis Heiligabend waren es nicht mal mehr zwei Wochen.
„Wird natürlich erledigt, Miss!", er überlegte, ob er seinen Unmut äußern sollte, entschied sich dann aber doch dagegen, „Sie können sich auf mich verlassen."
Damit schaltete er den Bildschirm ab. Man konnte Caprice vieles nachsagen, aber nicht, dass man sie verärgern sollte, wenn es nicht unbedingt sein musste. Im Zweifelsfall konnte die Alte recht schnell ziemlich wütend werden.
Der junge Killer schaute sich das Foto genauer an, das Caprice ihm geschickt hatte. Er konnte nicht sagen, wieso, aber das Mädchen kam, ihm seltsam bekannt vor. Außerdem konnte er beim besten Willen nichts Verdächtiges an ihr erkennen. Waren seine bisherigen Zielpersonen eher dem Kaliber Massenvergewaltiger oder Leichenschänder zuzuordnen, war das Mädchen doch eher ein normales Mädchen. Zumindest hatte Viper diesen Eindruck.
Denken konnte er in der kleinen, beengten Hütte definitiv nicht. Deshalb steckte Viper die Walther P5 und die Beretta U22 Neos in das dafür vorgesehene Holster. Zusätzlich steckte er die beiden unterarmlangen Klappmesser, deren Design ein wenig an chinesische Schmetterlingsschwerter erinnerte, in den Gürtel. Anschließend schulterte er sein Gewehr (Typ HK416) und machte sich auf den Weg in den Park, um sich einen Plan zurechtzulegen, wie er das Mädchen finden sollte.
Seltsamerweise bereitete es Viper Freude, Menschen zu ermorden. Deshalb wollte er diesen Auftrag auch ausführen, wenn dass Mädchen tatsächlich so unschuldig war, wie es den Anschein hatte. Ihre Strafakte im Zentralregister war genau so makellos weiß und unbefleckt wie die von Zane Emerald Cohen, der immer wieder froh war, dass es keine Strafakte für sein Pseudonym Viper gab. Die wäre sicherlich ziemlich lang geworden.
Zane setzte sich in den Park und wartete. Er wartete darauf, dass irgendetwas passierte. Er wartete darauf, dass eine bestimmte Person zufällig im Park auftauchte.
Er würde ihr eine Kugel zwischen die Augen jagen, so wie er es bei seinem Ziehvater getan hatte. Damals war Zane alias Viper gerade einmal 16 Jahre alt gewesen und Jim Edison sollte nur das erste von vielen Opfern sein. Der giftige, pfeilschnelle Killer, der nicht ohne Grund den Namen einer Schlange trug, war geboren.
Allerdings war der nicht immer so. Bevor er im Alter von 10 Jahren seine Eltern und seine kleine Schwester bei einem Autounfall verlor, den er selbst nur knapp überlebte, war Zane ein ganz normaler kleiner Junge gewesen. Damals träumte er noch davon, mit seinem Vater im Garten hinter dem Haus Fußball zu spielen. Heute brachte er Leute um, damit er die Trauer über seine eigenen Verluste überwinden konnte.
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Gnadenloser Tod
Short StoryZane Emerald Cohen hat bei einem Autounfall seine Familie verloren und zieht als Auftragsmörder durch die Straßen. Sein neuester Auftrag stellt ihn allerdings auf eine harte Probe.