Teil 14

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~Jessica~

Jessica hörte, wie die 5 sich langsam vom Bus entfernten und sie fragte sich, was sie die ganze Zeit, bis sie zurückkamen, machen sollte. Sie hatte irgendwie keine Lust darauf, fernzusehen, da das deutsche Fernsehprogramm wirklich zu Wünschen übrig ließ, und auf einen Film würde sie sich auch nicht konzentrieren können, weil sich dieses Gedankenkarussell in ihrem Kopf unaufhörlich weiterdrehte. Sie stand deshalb auf und beschloß, sich ein bißchen im unteren Bereich des Busses umzusehen. Sie war noch nie zuvor in einem Tourbus gewesen und fand es daher ganz interessant, auch wenn sie sich kaum vorstellen konnte, wie ein Haufen erwachsener Männer es wochenlang miteinander auf diesem beengten Raum aushalten konnte. Dazu mussten sie schon wirklich sehr, sehr gut befreundet sein.

Während sie nach vorne ging, riskierte sie einen kurzen Blick hinter einen der Vorhänge, die an den einzelnen Kojen angebracht waren und war fast schon entsetzt, wie klein sie waren. Kein Wunder, daß Samu sich lieber nach oben verzog, denn mit seinen langen Beinen hätte er auf keinen Fall in diese Koje gepasst. Aber auf jeden Fall waren die 5 wohl nicht die einzigen, die in diesem Bus schliefen. Jessica wußte nicht, ob ihr das wirklich gefiel. Wenn es nur der Bandbus gewesen wäre, wäre es kein Problem gewesen, aber wenn auch noch andere der Crew hier schliefen? Sie kannte sie alle ja noch nicht mal und ob ihnen das so recht war, daß Jessica sich im Bus aufhielt? Naja, Samu hatte gesagt, daß es okay war und sie glaubte ihm einfach mal. Ihr würde schon nicht der Kopf abgerissen werden. Jessica sah sich um. Hatte Samu nicht einen Jahresvorrat an Cola erwähnt? Nach dem Konzert hatte sie schon etwas Durst und vielleicht machten sie das Koffein und der Zucker wieder ein bißchen fitter.

Dann jedoch fiel ihr Blick auf die Treppe nach oben und sie widerstand dem ersten Impuls, nach oben zu gehen und sich dort ebenfalls umzusehen. Im Prinzip hatte sie dort oben schon alles gesehen und sie hatte, wo die Jungs schliefen und wo sie ihre persönlichen Sachen hatten, nichts zu suchen. Als sie mit Samu am Nachmittag dort oben gewesen war, war es etwas anderes gewesen.

Jessica ging den schmalen Gang bis nach vorne weiter und konnte durch die Windschutzscheibe des Busses sehen, daß es inzwischen ganz dunkel geworden und der MediaPark bereits menschenleer war. Bis auf die Leute, die noch damit beschäftigt waren, die Absperrgitter abzubauen und abzutransportieren und denjenigen, die damit beschäftigt waren, den von den Fans hinterlassenen Müll zusammenzufegen. Sie vermutete, daß sie auch noch eine ganze Zeit lang damit beschäftigt sein würden, denn viele hatten scheinbar noch nie was von Mülltonnen gehört. Sie ging wieder zurück und machte sich auf die Suche nach etwas zu trinken. Irgendwo mußte doch sicher ein Kühlschrank versteckt sein, oder nicht? Jessica öffnete eine Tür nach der anderen, bis sie ihn schließlich gefunden hatte, und er war tatsächlich bis unter den Rand voll mit Colaflaschen und – dosen in den verschiedensten Größen. Samu hatte Recht gehabt mit dem, was er gesagt hatte. Es war zwar nicht unbedingt ein Jahresvorrat, aber er würde sicher für 2 oder 3 Wochen reichen. Wobei es natürlich auch ganz darauf ankam, wie viel von dem süßen Zeug sie in sich hineinschütteten. Jessica entschied sich für eine der kleinen Flaschen und ging dann langsam wieder in den hinteren Teil des Busses, wo sie sich wieder auf die Bank in der Sitzecke setzte und einen Schluck der angenehm kalten Cola trank. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr stellte sie fest, daß gerade mal eine Viertelstunde vergangen war. Also noch knapp eine Dreiviertelstunde, bis Samu wieder da war... vielleicht auch länger. Es wäre jedenfalls nicht verwunderlich, wenn es länger dauern würde, denn an Stelle der Fans hätte sie die Jungs wahrscheinlich auch nicht so schnell wieder gehen lassen.

Aber Jessica war stolz auf sich. Sie hatte sich immerhin eine ganze Viertelstunde lang nicht den Kopf über Samu und sich zerbrochen und sie würde auch verhindern, daß sie es in der restlichen Zeit tat, in der sie wartete. Kurzentschlossen stand sie auf und ging zum Fernseher mit integriertem DVD – Player hinüber, der quasi in die Wand eingebaut worden war, damit er nicht nochmehr von dem eh schon begrenzten Platz im Bus wegnahm. Daneben befanden sich, wie Samu gesagt hatte, stapelweise DVDs, die sie nun durchsah. Hhm.. hauptsächlich Action und Sciencefiction – Filme, was so gar nicht Jessicas Fall war, aber dafür umso typischer für Männer. Es hätte sie auch gewundert, wenn sie irgendwelche Liebesschnulzen gefunden hätte, auf die Jessica stand. In den einzigen Actionfilmen, die sie sich ansah, spielte Vin Diesel mit und auch da interessierte sie sich nicht großartig für die Handlung, die zum größten Teil echt dämlich war, sondern eher für Vin Diesel, den man sich gut und gerne ein paar Stunden lang angucken konnte, ohne daß es langweilig wurde. Hhm.. vielleicht hatte sie ja das Glück, einen Film mit ihm zu entdecken. Langsam ging sie mit dem Finger an den DVDs entlang, bis sie nach kurzer Suche den ersten Teil von „The fast and the furious" in den Händen hielt. Bingo! Hallo Mr. Diesel.

You can try to find strength in my armsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt