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Noch am selben Tag abends hatte Taehyung das schwarze Tagebuch wieder in der Hand. Es war interessant und so verrückt es klingen mochte, er wollte mehr über den Besitzer oder die Besitzerin erfahren.

12. Februar 2015

Der Junge ist weg. Er wurde nicht abgeholt, heute morgen ist er einfach aufgestanden und hat kurz darauf in anderen Klamotten das Zimmer verlassen. Er ist wahrscheinlich fünfmal beinahe umgekippt, aber ich habe mich nicht getraut, etwas zu sagen. Ich habe Schuldgefühle. Mal wieder war ich ein verdammter Versager. Die Krankenschwester hat nichts gesagt. Auch sein Bett ist frisch bezogen worden. Wahrscheinlich wurde er entlassen. Trotzdem war es komisch. Er hatte nicht mal eine Tasche mit sich. Das Zimmer ist plötzlich kälter und schrecklicher als zuvor.

Wieder fühlte Taehyung mit. Es musste ziemlich langweilig sein. So ganz alleine in einem Krankenhauszimmer.

Auf den nächsten Seiten fand er nur Zeichnungen. Sie waren schön, keine Frage, aber irgendwie verwirrten sie Taehyung. Er fand keinen Sinn in ihnen.

Eine weitere, zierliche Hand einmal von beiden Seiten. Auf der Handfläche war ein aufgerissener Mund. Zwei Personen, die irgendwie aneinander klebten, eine Person versuchte, das Band zwischen ihnen zu zerschneiden. Lauter solche Sachen nahmen Platz auf dem Papier ein.

Taehyung sah es, aber vestand es nicht. Alles war so düster und... schlecht, er konnte es nicht nachvollziehen.

1. März 2015

Ich bin wieder in der Schule. Niemand hat gefragt, nur geguckt und sich wieder umgedreht. Als ich hierherkam, sagten sie, es sei meine neue Schule, mein Klassenraum, meine Mitschüler und mein Platz. Nichts davon war je meins. Mir fällt gerade auf, dass nichts meins ist. Nicht mein Körper, nicht mein Name, nichts. Was schreibe ich hier schon wieder für einen Unsinn? Kann mein Kopf nur Schrott ausspucken? Ich habe heute in der Pause fast geweint, durfte es aber nicht. Ich höre noch immer diese verdammten Rufe aus der Grundschule. "Jungs weinen nicht!", "Jungkook ist eine Heulsuse!" und so weiter. Dabei hatte ich gute Gründe. Okay, "gut" wohl eher nicht. Ich kann mich nicht mal mehr an sie erinnern.

"Jungkook.", murmelte Taehyung und strich über den Namen.

Taehyung fand nicht, dass das Schrott war. Er fühlte sich so gut. Es fühlte sich an, als würde er Jungkook wirklich kennenlernen und mit der Zeit wurden die Einträge ausführlicher, mit der Zeit öffnete sich Jungkook ihm.

Wohl eher öffnete er sich einem Notizbuch, doch diese Tatsache drang nicht zu Taehyung durch.

color thief •taekook•Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt