Zweige peitschten mir ins Gesicht und die Bäume zogen an mir vorbei. In einer unfassbaren Geschwindigkeit, die ich mir nicht zugetraut hätte, lief ich immer weiter weg. Weg von diesem Ort. Weg von diesem Haus. Das Blut rauschte in meinen Ohren und mein Puls raste, doch an anhalten war nicht zu denken. Die Dunkelheit erschwerte mir die Sicht und meine Verletzungen zogen an meinen Kräften. "Du kannst nicht vor mir weglaufen, Schätzchen!", schrie er hinter mir. Er hatte anscheinend bemerkt, dass ich nicht mehr da war. Früher als ich geplant habe. Ich musste dringend Hilfe suchen. Ein Dorf, ein vorbei fahrendes Auto, einen Wanderer, irgendwas! Doch es war mitten in der Nacht und ich lief, durch einen dichten Wald, um mein Leben. Plötzlich bemerkte ich, dass es vor mir heller wurde und ich anscheinend auf eine Lichtung zusteuern musste. Hoffnung keimte in mir auf und ich wusste, dass ich all dies überleben würde. Ich würde meine Eltern wiedersehen. Meine Freunde. Meinen verrückten Terrier. Ich würde leben und dieses Schwein könnte mir nichts mehr an tun. Ruckartig blieb ich stehen und versuchte mein Gleichgewicht wieder zu erlangen. Vor mir erstreckte sich keine Stadt, kein kleines Dorf. Ich stand am Ende einer Klippe, vor mir der tiefe Abgrund. Wellen schlugen gegen die Felswand und ich erkannte die langsam aufgehende Sonne. "Sackgasse, Mäuschen.", ich drehte mich um und sah den hämisch grinsenden Mann mit Abscheu an. "Nein, das ist keine Sackgasse. Das ist mein Ausweg." Und mit diesen Worten überwand ich den letzten Abstand und fiel. Ich fiel und fühlte mich nach all den Monaten wieder frei. Zum letzten Mal füllte ich meine Lungen mit der salzigen Meeresluft, bevor mich das kühle Nass umgab und das Licht mich erlöste.
* * *
Das war eine wirklich kurze Kurzgeschichte, die in einer Deutschstunde entstanden ist :D
Ich hoffe es hat euch gefallen!
Christina
DU LIEST GERADE
deliverance - Befreiung
Short StorySie wünschte sich ihr altes Leben zurück. - Eine Kurzgeschichte