2. kapitel

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„Berlin wünscht Ihnen einen angenehmen Flug. Wir werden voraussichtlich in ...".

Ich hörte schon gar nicht mehr zu, sondern stöpselte mir die Kopfhörer, die zu meinen Handy gehören (das natürlich im Flugmodus war) in meinen Ohren und begann mein Buch „Dunkle Rosen" zu lesen. Zwischendurch blickte ich aus dem Fenster und betrachtete die Welt weit unter mir. Ich flog gerade zum zweiten Mal in meinen Leben und das zu dem gleichen Ort. Sky, oder auch Elean a' shea, wie ich seit einen Sprachenfahrt in der 12. Klasse wusste. Meine Gedanken schweiften vom Buch in die Vergangenheit ab.

Ich hatte seit diesen Schottlandaufenthalt alles an Geld gespart, dass ich erübrigen konnte, denn ich wollte auf jeden Fall zurückkehren und wenn möglich, dann für immer. Wie sollte ich da wissen, dass ich nicht so viel brauchen würde, wie ich dachte. Meine Familie hatte wenig Geld, also bemühte ich mich um ein Stipendium, dass ich bekam und arbeitete während des Studiums in zwei verschiedene Lokalen als Kellnerin und half als Assistentin in der Praxis von Tobias Opa aus. Ich beunruhigte zwar damit meine Freunde und Familie und Anna, die mir auch in dieser Zeit erhalten blieb, tat sich sogar mit Tobias zusammen um mich zu bremsen, doch ich ließ es nicht zu. Es war zwar überraschend, dass sie sich wegen mir zusammen rauften, aber ich brauchte Geld und auch wenn es nicht, den von ihnen erwünschten Effekt hatte, konnte ich so mit den beiden gleichzeitig meine wenige Freizeit verbringen.

Alles lief gut.

Ich schloss mein Studium mit einem sehr zufriedenstellenden Ergebnis ab und fing in der Praxis von Klaus, Tobias' Opa, als seine Partnerin an, während ich meinen Facharzt machte. Tobias war schon lange Teil des Berliner Sinfonieorchesters und hatte gute Chancen irgendwann zu den richtig großen Cellisten zu gehören. Anna hatte als Innenarchitektin einen sehr guten Ruf, was mich zwar nicht wunderte, denn sie war in solchen Dingen schon immer sehr gut gewesen, aber es freute mich sehr. Alles war perfekt, doch ich sehnte mich nach dem Land der rauen Schönheit und das wussten auch alle, aber es schien als verstünden sie es nicht ganz. Alle außer Klaus, denn er stellte mir ganz ‚ohne' Hintergedanken einen schottischen Kollegen, der eine Praxis auf Skye besaß, vor.

Ich verstand mich gut mit diesen und er schien beeindruckt von mir und meinen Kenntnissen und genau dieser überließ mir nun seine Praxis und das dazu gehörende Haus. Ich konnte mein Glück nicht fassen. Klaus wollte mich aber auch nicht einfach loslassen. Er wollte das ich glücklich bin und das am besten seiner Meinung nach mit Tobias, denn in ihm war die absurde Idee aufgekommen, dass wir das perfekte Paar wären. Deshalb bot er mir noch vor Finley O'Brian, so hieß der schottische Arzt, seine Praxis an, doch dies war ein nutzloses Unterfangen und das wusste er.

Ich kündigte alles was es zu kündigen gab und beichtete meiner Familie und meinen Freunden vor zwei Wochen meinen Plan. Sie waren natürlich sauer darüber gewesen, dass ich es ihnen erst da gesagt habe, denn ich wusste es ja schon früher, doch sie wünschten mir Glück.

Schon zum zweiten Male an diesem Tag wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, doch diesmal von meinen Körper. Deshalb sprach meinen Sitznachbarn, dessen Sitz am Gang war an:

„Entschuldigen Sie, könnten Sie mich bitte vorbei lassen?"

Dieser reagierte jedoch nicht und mir fiel auf, dass auch er Kopfhörer in den Ohren hatte. Irgendwie amüsierte dies mich, da die weißen Kopfhörer für mich nicht zu seinen schwarzen Anzug, dem blauen Hemd und den streng nach hinten gekämmten blonden Haaren passen wollten. Ich konnte mir gerade so ein Lachen verkneifen, denn das wäre selbst für mich peinlich gewesen. Stattdessen stupste ich den Mann, der ein paar Jahre älter als ich zu sein schien, vorsichtig an, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Dieser zuckte sogleich erschrocken zusammen, riss sich die Stöpsel aus den Ohren und hielt anschließend seine Hände in Abwehrstellung. Jetzt konnte ich nicht mehr an mich halten und fing an laut zu lachen. Prompt drehten sich die Köpfe der andern Passagiere zu mir und mein Sitznachbar fing völlig perplex auch an zu lachen, als er die Situation realisierte.

Gefühle im NebelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt