Vergiss es, die Vergangenheit läuft schneller als du!

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"Das ist unfair! Du bist ein Bahrassar. Mit deinen Reflexen hält keiner mit!", presst Sarah zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, während ich versuche sie im Schnee zu vergraben. "Und du ein Askari. Wir sind quitt!", feixe ich belistigt zurück. Sie sieht einfach zum Totlachen aus. Von oben bis unten mit Schnee überzogen, versucht sie sich aus meinem eisernen Griff zu befreien. Sie bewirft mich auch mit Schnee aber ich war schneller^^. Genau das regte sie ja so auf.

"Ja schon, aber Bahrassar haben andere Fähigkeiten!", giftet sie mich an.

>Oje, jetzt wirts Zeit zum Verschwinden!< denke ich mir. "Ja schon gut." Letztendlich steige ich von ihr herunter. Ein fataler Fehler!!
Keine zwei Sekunden später ist Sarah schon auf mir und drückt diesmal MEIN Gesicht in den Schnee. Ein dumpfes Teiumphlachen dringt an mein Ohr.

>Na warte!< mit einem kräftigen Ruck und einer Rolle, schreit Sarah überrascht auf und fällt von mir herunter. Prompt bekommt sie noch eine Ladung Schnee ins Gesicht.

Für mich ist der Schnee ja eigentlich nicht kalt, aber ich weiß was für eine Auswirkung bei auf einen Askari hat.

Bevor sie anfängt, wie am Spieß zu schreien, packe ich ihre Hand und ziehe sie schnell ins Haus.

Tante Silvy stellt uns heiße Schokolade vor die Nase. "Was habt ihr zwei Kröten denn wieder angestellt?", fragt sie uns, als wir vor dem Kamin unsere Stammplätze eingenommen haben.

Silvy sitzt in einem großen, weinroten Armsessel, passend zur weinroten Couch. Sarah und ich haben es uns in einem Haufen aus Kissen und Decken, vor dem knisternden Feuer, bequem gemacht. In der Mitte des Wohnzimmers ist das Sofa. Auf einem kleinen Couchtisch steht ein Teller frisch gebakener Kekse und daneben unsere, bereits leeren, Tassen.

Empört verziehe ich mein Gesicht und Sarah schnaubt abfällig. "Wenn du schon einen Begriff für unsere Spitznamen aus der Tierfamilie nimmst, wäre mir Wolf oder Hund lieber. Und wenn es wirklich notwengig wäre, ginge auch noch Köter. Aber bitte nicht Kröte!", gespielt beleidigt, schiebe ich meine Unterlippe vor und verschränke trotzig die Arme vor der Brust.

Sara fängt an zu lachen und boxt mir spielerisch auf meinen rechten Oberarm "Echt Naya! Du bist einfach genial!" Ich bedanke mich und verbeuge mich ebenso.
Langsam wird es schon spät und wir gehen alle ins Bett. Langsam aber sicher gleite ich in einen traumlosen Schlaf.

Am nächsten werde ich durch das nervigste Geräusch meines Lebens geweckt. Der Schrecken von jedem Schüler. Der Teufel in der Hölle: der Wecker!! Das Zeichen, dass man zur Schule muss. >Naja, es hilft ja sowieso alles nichts.<

Also stehe ich auf und rüttle Sarah wach. Sie ist meine allerbeste und einzige Freundin. Vor zehn Jahren ist sie hier extra wegen mir eingezogen.

Sara hat zuvor im Weisenhaus gelebt. Ihr Vater hat den Tod ihrer Mutter (die bei der Geburt wegen zu viel Blutverlust starb) nicht verkraftet und jagte sich eine Kugel in den Kopf.

Mein Vater ist abgehauen und meine Mutter starb bei dem Versuch ihn zu finden. Seitdem kümmer sich Tante Silvy um uns.

FLASHBACK

>Heute kommt Tante Silvy zu Besuch< denke ich voller Vorfreude. >Dann gehen wir in den Zoo und danach zum Spielplatz.<

So schnell ich kann, springe ich aus dem Bett und ziehe mich an. Dann laufe ich die Treppen runter in die Küche.

Ich bin zwar erst acht Jahre alt, weiß aber trotzdem schon, wie ich mir den Kakao mache. Ich stelle die Tasse in die Mikrowelle und lasse sie 1 Minute drin.

Mama hat mir das gezeigt, falls sie mal früher zu Arbeit muss und Papa mich dann zur Schule bringen soll. Aber heute ist Samstag. Ich bin schon so aufgeregt!

Die Mikrowelle machte 'piep' und ich nehme die Tasse und gebe Kakopulver hinein. Dann stelle ich sie auf den Küchentisch und hole einen lila Strohalm.

Genüsslich schlürfe ich meinen Kakao. Plötzlich klingelt es an der Tür. Tante Silvy! Aufgeregt laufe ich hin und mache sie auf.

Dort steht sie schon mit weit ausgebreiteten Armen und strahlt übers ganze Gesicht. "Heeeey, Spätzchen! Was machst du denn hier? Ich dacht du schläfst noch? Egal, lass dich drücken!"

Quiekend versuche ich mich aus ihrer Umarmung zu befreien. "Tante Silvy ... Luft ... atmen ... Hilfe!", presse ich mühsam hervor. Sofort lässt sie mich los und schaut mich an. Ich trete zur Seite und lasse sie herein. Sie zieht sich die Jacke aus und setzt sich ins Wohnzimmer, auf das Sofa.

Keine vier Sekunden später, kommt Mama ganz verweint hereingelaufen. Als sie mich sieht schrekt sie zusammen und fragt "Liebling, warum bist du schon wach? Ich dachte du schläfst noch!" Ich schüttele den Kopf.

Tante Silvy springt vom Sofa auf und geht mit Mama in die Küche. "Spätzchen? Du wartest kurz hier okay? Ich muss der Mama nur kurz helfen.", sagt sie noch.

Nach einiger Zeit kommt Mama aus der Küche und weint immer noch. Ohne ein Wort läuft sie zur Garderobe, nimmt sich ihre Jacke und läuft aus der Tür. Dabei fällt ein Zetter aus ihrer Jacke. Ich hebe ihn auf und im selben Moment höre ich den Motor unseres Autos. Ich fange an zu lesen:

"Anya

Ich bin nicht mehr hier. Ich weiß ich hab gesagt das ich dir immer zur Seite stehen werde. Aber, dass entspricht nun nicht mehr der Wahrheit.
Ich schaffe das mit dem Kind einfach nicht. Ich will hier nicht einfach rumsitzen während draußen im Leben etwas auf mich warten könnte. Ich weiß selbst, dass ich zu größerem bestimmt bin!
Was mit dem Kind passiet ist ab sofort deine Sache. Wenn sie fragt sag ihr einfach, dass ich tot bin oder sowas. Lass dir was einfallen.

Viel Glück noch, Alex"

Ich sehe auf und sehe in Silvy's erschrokenes Gesicht. Sofort eilt sie zu mir und nimmt mich in die Arme. "Ach Spätzchen! Es wird alles wieder gut. Mama ist unterwegs und will den Papa zurück holen. Keine Angst.", sagt sie mitfühlend.

"Warum ist Papa weg? Warum soll ich denken, dass er tot ist? Hat er uns denn nicht mehr lieb?", frage ich verwirrt. Ich verstehe nichts mehr. Silvy drückt mich noch enger an sich, sagt jedoch nichts.

Eine Stunde später, läutet das Telefon. Tante Silvy ist gerade in der Küche und macht Tee, also gehe ich hin. Am Hörer spricht eine Frau "Hallo? Spreche ich mit einer Verwandten von Anya? Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Mrs. Carter auf der Autobahn einen Unfall hatte und an ihren Verletzungen gestorben ist."

Ich verstehe zuerst nicht, doch dann dringen die Wörter zu mir durch. Langsam und mit piepsiger Stimme frage ich "Meine Mama is wirklich tot?"

Erschroken sagt sie Krankenschwester "Oh Gott, ich wusste ja nicht, dass ich ihre Tochte am Telefon habe! Kindchen es tut mir so leid, ich ..." mehr höre ich nicht weil ich schon auflege.

Ich laufe gerade in die Küche und sage es Tante Silvy. Sie schlägt sich die Hand vor den Mund und nimmt mich in den Arm. Sofort fangen wir an zu weinen.

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Ab da sorgt Tante Silvy für mich. Sarah ist dann auch hergezogen um für mich da zu sein.

Meinen Vater stempele ich schon seit er weg ist als Arschloch ab.

Avengers: Was wäre wenn....?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt