Ich hörte wie die Tür aufging. Dann Schritte. Wer war das denn jetzt? Ich wollte niemanden sehen! "Kostas?", fragte meine kleine Schwester besorgt. Warum hatte ich ihr nochmal den Schlüssel zur Wohnung gegeben? Sie kam näher und ich zog mir die Decke weiter über den Kopf. "Kostas, ich weiß, dass du wach bist. Komm jetzt rede mit mir.", forderte sie. Ich drehte mich um und sah sie an. "Du siehst ja schrecklich aus.", bemerkte sie geschockt. Schön, das wusste ich auch selbst. Der letzte Monat war der schrecklichste in meinem ganzen Leben. Vor einem Monat hatte ich das letzte Mal vor der Kamera gesessen und Miks Fans erklärt, dass auf seinem Kanal keine Videos mehr kommen würden. "Kostas, denkst du wirklich, Mik hätte gewollt, dass du dich verkriechst. Hör auf dich zu verstecken.", sagte sie behutsam. "Was weißt du schon? Lass mich in Ruhe!", flaumte ich sie an und drehte mich wieder weg. "Kostas Dennis Weiß, jetzt reiß dich mal zusammen! Ich weiß, wie sehr er dir fehlt und wie sehr du ihn geliebt hast, aber das Leben geht weiter. Die Erde hat nicht aufgehört sich zu drehen und er hätte gewollt, dass du dich verflixt nochmal zusammen reißt und dich wieder ins Leben stürzt.", schrie sie mich an. Man musste ihr schon lassen, mit ihren 18 Jahren, war sie doch schon ganz schön klug. Sie setzte sich zu mir aufs Bett und zog mich in ihre Arme: "Hey Kostas, es wird alles wieder gut.", flüsterte sie fürsorglich. "Amelie, du verstehst das nicht. Er war mein Anker. Ohne ihn bin ich verloren. Ich weiß nicht mehr was ich tun soll. Ohne ihn erscheint alles so sinnlos.", schluchzte ich. "Ich weiß, Kostas, ich weiß.", behutsam strich sie mir übers Haar. Ich setzte mich auf und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. "Hast du eigentlich den Brief schon gelesen?", fragte Amelie und sah mich forschend an. "Nein, mir fehlt einfach die Kraft dazu.", sagte ich heiser. Mik hatte mir einen Brief hinterlassen, den ich eigentlich schon längst hätte lesen sollen, aber ich hatte Angst. Es waren Miks letzte Worte an mich! Meine Schwester stand auf und ging zum Schreibtisch, schnappte sich den Brief und reichte ihn mir: "Du liest den jetzt und räum in der Zwischenzeit die Küche auf, die sieht ja schrecklich aus.", meinte sie ernst und ging. Manchmal war sie schlimmer, als meine Mutter. Ich öffnete zitternd den Umschlag und zog das Stück Papier heraus. Ein kleines Foto fiel aufs Bett. Ein Foto von mir und Mik an meinem 20ten Geburtstag. Beim Gedanken an das Lied musste ich lächeln.[Brief]
Babyboii,
Ich weiß, dass es schwer wird, aber ich bitte dich, vergiss nie zu lächeln. Weine nicht meinetwegen. Es geht mir gut. Ich bin dankbar für jeden Tag, den ich mit dir verbringen durfte. Ich danke dir, dass du mir während meiner Krankheit jeden Tag Hoffnung gemacht hast. Ich denke immer wieder an das erste Mal, als du vor mir gestanden hast. Du warst so niedlich. Ich bekam dich danach einfach nicht mehr aus meinem Kopf. Alles was ich ab dem Tag wollte war, dass du glücklich bist. Der schönste Tag in meinem Leben, war aber immer noch der, an dem du "Ja" gesagt hast, als ich dich fragte, ob du mit zusammen sein willst. Ich weiß immer noch, wie sehr alles in mir gekribbelt hat, als unsere Lippen sich berührten. Dieses Kribbeln hat nie aufgehört und selbst wenn ich meine Augen bald für immer schließe, wird es nicht aufhören. Mein letzte Gedanke wirst du sein. Deine wunderschönen, braunen Augen! Deine sanften, weichen Lippen! Deine wuscheligen Haare! Es zereißt mir das Herz, dass ich dich verlassen muss. Glaube mir, ich gehe nicht freiwillig. Ich habe das Gefühl, dass ich dir viel zu selten gesagt habe, wie sehr ich dich liebe. Babyboii, du warst mein Leben, seit dem Tag an dem wir ein Paar wurden, gab es nur dich. Du hast mir die Hoffnung gegeben, dass ich ein richtiges Leben vor dem Tod haben kann. Mit dir hat alles einen Sinn ergeben. Du hast mir gezeigt, dass man nie aufhören darf zu lächeln, dass es immer weitergeht, egal was geschieht. Ich kann immer noch nicht glauben, dass du jeden meiner Fehler akzeptiert hast und mir deine bedingungslose Liebe geschenkt hast. Bevor ich dich getroffen hatte, war alles so sinnlos. Ich wusste nicht, was ich tun sollte und wohin ich überhaupt gehörte, aber du hast mir gezeigt, wo mein Platz im Leben ist. Danke, dass du immer an meiner Seite warst. Danke, dass du selbst im Streit gesagt hast, dass du mich liebst. Danke, dass du jeden Tag bei mir warst und mir die Kraft gegeben hast, die ich brauchte. Ohne dich hätte ich das alles nicht geschafft. Ohne dich hätte ich aufgegeben.
In ewiger Liebe
Dein Mik
PS.: Vergiss niemals dein Lächeln! Leb weiter, ich verspreche dir, ich werde auf dich warten. Ich liebe dich, Babyboii für immer und ewig bis in den Tod.
[Bried Ende]
Träne liefen mir über die Wangen. Es war so wunderschön. Wie sollte ich nur ohne ihn leben? Ich wusste es nicht, doch ich musste. Er wollte, dass ich weiter machte. Aber wie? Ich stand auf und ging ins Bad. Ich schaute in den Spiegel und erschrak mich vor mir selbst. Meine Wangenknochen standen schon hervor. Kein Wunder, so wenig wie ich in den letzten Wochen gegessen hatte. Ich hatte Augenringe, noch schlimmer, als die von LeFloid und meine Augen waren rot und geschwollen. Meine Haare waren fettig, dass es schon nicht mehr feierlich war. Seit Wochen hatte ich kaum das Bett verlassen. Zwischendurch hatte ich mal einen Joghurt oder so gegessen, aber auch eher nur, damit ich nocht völlig krepierte. Ich holte mir frische Sachen und ging unter die Duschen. Es dauerte ewig bis meine Haare nicht mehr so ekelig glibschig waren. Wie hatte ich das nur ausgehalten? Das meine Wohnung ein purer Saustall war, war ja nichts neues, aber dass ich mich selbst gehen ließ, war schon echt dramatisch. Miks Tod hatte mir noch mehr Lebensenergie geraubt, als putzen und aufräumen. Ich hatte einfach keine Lust auf Alles. Ich wollte, dass mich einfach alle in Ruhe lassen und ich vor mich hinvegitieren kann.
Nach der Dusche ging ich wieder in mein Zimmer und legte mich aufs Bett. Es war gar nicht so leicht, einfach zu lächeln. Er fehlte mir einfach jeden verdammten Tag und mir war klar, dass ich nie wieder jemanden finden würde, den ich so bedingslos lieben würde und der mich mit all meinen Fehlern akzeptierte. Mik und ich hatten unsere Höhen und Tiefen, aber nie war mir der Gedanke gekommen, ihn zu verlassen. Er war der Eine! Doch jetzt musste ich allein klar kommen.
Ich stand wieder auf und zog mir eine Jacke an. "Bin gleich wieder da.", rief ich meiner Schwester zu und verschwand. Einen Monat war es her, dass ich hier war. Das letzte Mal war ich zusammengebrochen, denn der Gedanke an Mik, wie er unter der Erde lag, riss mir den Boden unter den Füßen weg. Zitternd betrat den Friedhof und lief durch die Gänge zu seinem Grab. Er war noch so jung. Vor seinem Grab blieb ich stehen und sank zusammen. "Ich vermisse dich, Mik. Sag mir, wie ich weiter leben soll. Ohne dich hat das doch alles keinen Sinn.", schluchzte ich. Ich hatte gehofft, dass ich stark genug war, doch ich konnte es nicht ertragen. Nun saß ich hier, auf dem kalten Boden. Den Kopf auf die Knie gelegt und weinte. Mik würde nicht zurück kommen. Niemals! Und doch hegte ich die Hoffnung, dass er jeden Moment um die Ecke kommen würde und mich in seine Arme zog.
Plötzlich spürte ich wie mich jemand in seine Arme zog. "Mik?", schluchzte ich ohne aufzusehen. "Nein, ich bin es nur.", meinte sein Bruder leisen. Ich lehnte meine Kopf gegen seine Brust und weinte. "Hey Dennis, alles wird gut. Du bist nicht allein. Mik, hätte nicht gewollt, dass du hier sitzt und weinst.", flüsterte er. Miks Bruder war für mich eine guter Freund. Ich mochte ihn. Er war cool drauf und manchmal machte er Witze über uns, die selbst ich und Mik witzig fanden. John hatte nie ein Problem mit unsere Beziehung und er akzeptierte sowieso immer jeden sofort. Es war ihm immer egal, woher man kam oder welche Sexualität man hatte. "Ich weiß nicht mehr welchen Sinn mein Leben noch hat.", schluchzte ich. "Das ist Quatsch. Jedes Leben hat eine Sinn.", sagte er einfühlsam. Er half mir beim Aufstehen und meinte: "Komm wir gehen erstmal woanders hin." Er zog mich zu seinem Auto und fuhr los. Wir hielte vor dem Haus von Miks Eltern. "Hey Mama, schau mal wen ich auf dem Friedhof gefunden habe.", rief John, als wir zur Tür reinkamen. Seine Mutter kam aus der Küche und sah mich besorgt an: "Oh Dennis, du siehst ja schrecklich aus. Komm mal her.", sagte sie mir ruhiger Stimme und zog mich in ihre Arme. Sie schob mich zur Couch und ich erzählte ihr, wie sinnlos mir alles ohne Mik erschien. "Dennis, ich weiß, wie du dich fühlst, aber ich kann dir garantieren, dass mein Sohn nicht gewollt hätte, dass du dich aufgibst. Er hätte gewollt, dass du aufstehst und weiter lächelst. Vergiss nicht, du bist nicht allein. Wenn was ist, kannst du immer zu uns kommen. Du gehörst zur Familie.", in ihrer Stimme lag etwas sehr sanftes und mütterliches. "Ich weiß, aber es ist einfach so verdammt schwer. Es erscheint mir alles so total sinnlos ohne ihn.", sagte ich traurig. Sie nickte und lächelte leicht: "Kann ich mir vorstellen. Aber Mik wollte bestimmt nicht, dass wir um ihn trauern. Er hat dich aufrichtig und bedingungslos geliebt. Wenn ich ihn auf deine Tollpatschigkeit angesprochen habe, hat er immer gesagt, dass es ihm völlig egal sei. Sein einziger Wunsch war es, dass du glücklich bist. Es würde ihm das Herz zerreißen, wenn er dich so sehen könnte.", meinte sie beruhigend. "Ja stimmt schon, aber ich kann einfach nicht.", flüsterte ich. "Doch du kannst. Ich weiß, dass du das schaffst. Versuch es wenigstens, für Mik.", bei den Worten musste ich lächeln. Ich musste wenigsten versuchen weiter zulächeln. Für Mik! Für die Liebe meines Lebens!
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#Kostory - Lächeln nicht vergessen!
FanfictionEin Monat. Wie hatte er das geschafft? Einen ganzen Monat so zu überleben. Er vegitierte nur noch vor sich hin.