Kapitel 14

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  Christina



Ich klopfe an Tobias' Tür.
Ich darf ihn jetzt nicht alleine lassen.
Er hat immerhin gerade mit Tris Schluss gemacht.
„Hmm?", höre ich gedämpft durch die Tür.
„Tobias? Ich bin's. Darf ich reinkommen?", frage ich.
„Klar." Ich öffne die Tür und sehe ihn da auf seinem Bett liegen, mit seinem Gesicht im Kissen vergraben und allen vieren ausgestreckt.
Er kann es selbst nicht fassen.


Ich setze mich zu ihm an den Bettrand und lege meine Hand auf seine Schulter.
„Wie geht's dir?", frage ich, obwohl es offensichtlich ist.
„Beschissen.", murmelt er ins Kissen.
„Würde es dir besser gehen, wenn ich dir erklären würde, dass sie mir in etwa das gleiche vor die Stirn geworfen hat?"
„Nein, nicht wirklich, aber bitte erzähl's."
„Okay. Gleich nachdem du gegangen bist, bin ich zu ihr gegangen um ihr zu helfen, aber da meinte sie nur, was ich von ihr will und dass ich dir doch Gesellschaft leisten soll, da du mir mehr vertraust und wir ja so gut zusammen passen."
„Oh. Und dann?", er hebt den Kopf uns sieht mich fragend, mit glanzlosen dunklen Augen an.


„Ich bin gegangen. Sie ist glaube ich eifersüchtig auf mich, weil sie acht Jahre nicht da war. Und dass wir so gute Freunde wurden. Aber ich weiß nicht, warum sie denkt, dass du mir mehr vertraust als ihr."
„Mmmhhh. Ich weiß auch ni–... Sie hat mitgehört, wie wir gestern Abend geredet hatten, als du mit Peter wieder kamst.", stöhnt er ins Kissen.
„Das ist gut möglich. Dann hat sie aber nur die Hälfte mitbekommen."
„Ja. Warum konntest du es nicht bei einmal fragen belassen?"
„'Tschuldigung. Aber ich konnte es nicht fassen, dass du die Wahrheit erzählst. Wie willst du das wieder gerade biegen? Beziehungsweise wir beide, weil ich ja irgendwie auch mit ihr Schluss gemacht habe."


„Ich glaube sie hat schon viel früher Schluss gemacht.", meint Tobias und dreht sich jetzt auf den Rücken.
„Wie meinst du das?"
„Na weißt du noch heute Morgen beim Frühstück? Wie sie auf dich zu gerannt kam und mich danach geküsst hat? So würde sie niemals wirklich aus vollstem Herzen handeln. Dafür ist sie nicht Mädchen-Mädchen genug."
Ich muss darüber nachdenken, aber er hat Recht. Mir fallen da sofort die Blicke zu David ein.
„Stimmt. Das war alles Show für David. Ich bin mir sicher Uriah hat zu ihr gesagt, sie soll sich ‚normal' verhalten, wegen ihm."
„Sie hat mir ja noch gesagt, dass alles authentisch bleibt.", flüstert er.
„Nein! Wann?", frage ich erstaunt.
Er legt sein Arm über sein Gesicht und nuschelt: „Vor dem nicht typischen Kuss?"
„Was meinst du mit nicht typischer Kuss?", frage ich mit einem Grinsen im Gesicht.
Er nimmt den Arm wieder weg. „Das brauche ich dir doch wirklich nicht zu erklären, oder?"
„Du meinst mit Zunge?" Ich muss mir schon mein Lachen verkneifen.
„Christina.", warnt er mich.
„Es ist mir aber wirklich ein Wunder, dass ihr so übereinander hergefallen seid."
„Christina, bitte. Hör auf!" Tobias wird knallrot.
„Ich fasse es nicht. Dir ist das immer noch unangenehm.", lache ich.
„Natürlich ist mir das unangenehm, weil wir uns nie so in der Öffentlichkeit geküsst haben, dass es für andere peinlich wird."
„Oh, Four. Da irrst du dich. Weil eben alles andere als ein Kuss auf die Wange peinlich für euch ist – ach was rede ich, wenn ihr euch schon zu lange anschaut ist es peinlich für euch – , wird es peinlich für uns andere."
„Können wir bitte das Thema wechseln? Ich bin nicht wirklich in der Verfassung, um darüber zu reden, was peinlich für uns und andere war."
„Hast ja recht.", gebe ich klein bei, lege mich neben ihn und zusammen starren wir die Decke an.
„Mann, haben wir es verkackt.", flüstere ich.
„Du sagst es."



Tobias


Christina ist eingeschlafen.
Ich liege noch immer auf dem Rücken und denke nach.
Ich denke über alles nach.
Über Tris und mich.
Über den Plan mit Amar.
Über mein Gespräch mit Christina.
Über meine Angstlandschaft.
Über Tris' Angstlandschaft, dass dort die gesichtslose Frau jetzt vielleicht Christina ähnlich sieht.
Und ich denke über Evelyn und Marcus nach.
Oh, und wie Geschmacklos mit Geschmacklos und Geschmacklos geschmeckt hat.

Antagonism - Mein Widerstand gegen das Ende - Alternatives Ende - Die BestimmungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt