8. Kapitel

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"Wollen sie mich veraschen? Sie steigen jetzt in ihr Kraftfahrzeug und schleppen mein verdammtes Auto ab." Seine Stimme ist leise und ruhig, aber ich sehe an seinem Gesichtsausdruck, dass er alles andere als ruhig ist. Ich lehne meinen Kopf an die Kopfstütze, dann steige ich ebenfalls aus. Bevor ich etwas sagen kann, bellt er ins Handy: "Sie werden von mir hören." Dann atmet er tief durch und fährt sich durch's Haar. "Was ist mit deinen Jungs? Oder deinem ... Manager?", frage ich vorsichtig, obwohl ich mir sicher bin, dass er sie schon angerufen hat und es jetzt nur um sein Auto geht. "Niemand antwortet auf meine Anrufe." Ich komme um das Auto zu ihm. Er sieht mich an. "Es tut mir leid. Wir müssen im Auto bleiben. Zu Fuß schaffen wir es nicht, dafür ist es zu kalt." Im selben Moment bekomme ich eine Gänsehaut. Aber er hat recht.
Da die Heizung nicht funktioniert haben wir ein viel größeres Problem. Harry bittet mich auf den Rücksitz und gibt mir seine Collegejacke. "Kommt gar nicht in Frage, mir ist nicht kalt." Er zwängt sich zu mir auf die schmale Rückbank und legt einen Arm um meinen Rücken, zieht mich näher und legt sein Kinn auf meinen Kopf. Meine Anspannung ist so enorm, dass ich ihn leise lachen höre. "Ich lasse dich nicht erfrieren." "Ach bitte, im Notfall können wir immer noch die Polizei und den Krankenwagen rufen." Das wäre gar kein Problem. Aber aus irgendeinem Grund bereue ich diesen Vorschlag. Sein Körper ist warm und passt sich meiner Position an. "Natürlich könnte ich das. Aber weißt du, dann würde das wieder irgendein verrückter Paparazzi mitbekommen und morgen stehen die wildesten Gerüchte im Netz." Ich verstehe, was er meint. Und wieder werde ich daran erinnert, weshalb ich in seinen Armen liege. Ich beschließe reinen Tisch zu machen. "Also das ", ich zeige mit dem Finger auf uns, lasse meinen Kopf aber auf seiner Brust liegen, "hat aber nichts zu bedeuten." Es sollte eigentlich eine Frage sein. Aber ich habe es total verhauen. Doch anstatt zu antworten, beginnt er auf einmal an zu singen und ich bin wie gelähmt. Ich höre seine tiefe Stimme an ihrem Ursprung, während ich meine Augen schließe und mein Ohr noch mehr an seine Brust presse.

Going out tonight, changes into something red
Her mother doesn't like that kinda dress
Everything she never had, she's showing off

Driving too fast, moon is breaking through her hair
She's heading for something that she won't forget
Having no regrets is all that you really want

Als ich leicht nicke, lächelt er nur, bevor er weiter singt.

We're only getting older, baby
And I've been thinking about you lately
Does it ever drive you crazy
Just how fast the night changes
Everything you've ever dreamed of
Disappearing when you wake up
But there's nothing to be afraid of
Even when the night changes
It will never change me and you

Am Ende wird er leiser und leiser. Ich denke, das war meine Antwort und ich bin zufrieden damit. Die Frage ist nur: was jetzt?
Unsicher hebe ich den Kopf. Und Harry öffnet seine Augen. Er atmet langsam und regelmäßig. Die Art und Weise wie er mich ansieht, von oben auf mich hinan, ist einfach himmlisch. Ich möchte etwas sagen, andererseits wäre es viel schöner, wenn er was sagt. Aber das tut er nicht. Seine grünen Augen stechen in der Dunkelheit so sehr hervor, dass sie schon fast hypothetisch wirken. Schließlich ergreife ich das Wort, aber natürlich kommt nur Quatsch mit Soße raus. "Du kannst gut singen." Er lächelt und tut so, als sei er erleichtert. Der Moment ist so wunderschön, dass ich gar nicht merke, wie ein Gliedmaß nach dem anderen erfriert. Harry legt seine Hand auf meinen eiskalten Arm. Daraufhin zieht er seine Jacke aus und legt sie über uns beide. Sie ist noch warm und reicht nach ihm. Aber mitlerweile spüre ich die Hälfte meines Körpers nicht mehr. "Können wir die Position wechseln? Ich spüre meinen Hintern nicht mehr." "Da könnte ich Abhilfe verschaffen.", bietet er an und mein Unterleib zieht sich zusammen, in dem Moment, in dem er den Satz ausgesprochen hat. Ich will Abhilfe. Wollte ich schon die ganze Zeit. Seit er mich das erste Mal begrüßt hat. Seit ich das erste Mal seinen Duft eingeatmet habe. Ich will ihn. Welche Folgen das auf lange Sicht hat, ist mir in diesem Moment egal.

Bereitwillig sein Angebot anzunehmen, drehe ich mich unter ihn und schlinge meine Beine um seine Hüften. Er scheint sichtlich überrascht, macht jedoch keine Anstalten irgendetwas zu verhindern. Im Gegenteil. "Ehrlich gesagt habe ich darauf gewartet.", haucht er und versucht es sich über mir irgendwie bequem zu machen. Was natürlich schwer ist. Ich muss lachen. "Worauf hast du gewartet?" Ich muss es einfach von ihm hören. "Auf dein Einverständnis." Mein was? "Ich habe dich seit dem Abend meines Geburtstages begehrt." Oh... Seine Worte machen mich verrückt. Ich will ihn endlich küssen. Verdammt! "Ist das so? Und was hättest du gemacht, wenn ich es nicht zugelassen hätte? Immerhin bin ich vergeben." Ich zucke bei diesem Satz selbst zusammen. Ja, ich habe alles versaut. Harry stützt sich ab und setzt sich auf, sieht mich nicht mehr an. Autsch. Er steigt aus und ich folge ihm. Er nimmt sein Handy aus der Hosentasche und tippt darauf rum. Ist ihm nicht kalt?, frage ich mich als erstes. "Louis? Kannst losfahren." Was?! Will er mich veraschen? War das alles geplant? Wollte er mich nur verführen? Ich spüre, wie jede einzelne Faser meines Körpers langsam in sich zusammenfällt.
Harry legt auf und geht weg vom Auto, auf eine große Wiese. Ich folge ihm natürlich. "Hey, blieb stehen!", rufe ich ihm hinterher. "Was war das gerade? Ich dachte, die Chance auf Hilfe wäre aussichtslos? Hast du mich angelogen?" Ich komme mir so absurd vor. Vor allem weil ich diejenige bin, die ihm etwas vor macht. Er kennt weder meinen Namen, noch meinen Job, geschweige denn meine wahre Herkunft.
Harry bleibt abrupt stehen, sodass ich beinahe gegen ihn laufe. Er packt meine Oberarme und sieht auf mich hinab. Sein Blick ist wild und unkontrolliert. "Ja, verdammt! Ich hätte dir gerne meine Aufmerksamkeit geschenkt. Aber du ... du musst alles ruinieren." Sein Ton wird ruhiger. Seine Atmung bleibt aber gleich schnell. "Es tut mir leid, aber ich komme mir so falsch vor.", erwidere ich leise und sein Griff lockert sich. "Hör zu, ich weiß nicht, warum wir uns begegnet sind, aber irgendetwas ist da zwischen uns. Unser Zusammentreffen war kein Zufall." Ich schlucke. Nein, das war es nicht. "Ich denke einfach, wir sollten auf die Bremse treten.", schlage ich vor.

The Deal || Harry Styles *COMPLETED* #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt