Kapitel 11

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Als es um 14:50 Uhr bei uns klingelt stöhne ich innerlich auf, lasset die Spiele beginnen.
Mein Bruder und ich sitzen im Wohnzimmer und warten, dass meine Eltern und die Bürkis aus dem Flur zu uns stoßen. Muss ja nicht gleich eine riesige Menschenansammlung in unserem kleinen Flur geben.

Die vier betreten hinter meinen Eltern das Wohnzimmer und umarmen uns dann der Reihe nach. Roman schenke ich am Ende noch ein falsches Lächeln, woraufhin er mich fragend ansieht. Ich schüttle nur den Kopf und wende mich dann meiner Mutter zu, die mich bittet ihr mit den Kuchen zu helfen. Während meine Mutter und ich in der Küche die Torte und den Kuchen holen, setzen die anderen sich schonmal an den Esstisch.

Das Essen verläuft weitgehend schweigend, bis auf ein paar Komplimente wie gut der Kuchen doch schmecke. Nachdem wir alle fürs Erste gestärkt sind, bleiben wir noch etwas bei Kaffee und Tee am Tisch sitzen.
„Wie läuft denn die Uni, Pia?", fragt Karin mich. „Ach muss ja, in letzter Zeit sind die Vorlesungen ziemlich langweilig, aber da kommen auch wieder spannendere. Ende Januar hab ich dann noch Zwischenprüfungen und dann hab ich hoffentlich wieder mehr Spaß an meinem Studium.", antworte ich wahrheitsgemäß. „Das hört sich ja nicht so prickelnd an, aber wie du schon sagst, da kommen auch wieder andere Zeiten.", sagt sie und lächelt mich aufmunternd an. Ich bin froh, dass sie dieses Gespräch mit mir angefangen hat, denn ich hätte Roman, der mir direkt gegenüber sitzt, nicht noch länger ignorieren können. Wo soll man denn auch hingucken, wenn er mir direkt gegenüber sitzt, auf Dauer wäre das an die Wand starren, aufgefallen. Trotzdem kann ich seinen Blick auf mir spüren, als ich mich dem Gespräch mit seiner Mutter zuwende.
Lächelnd wende ich meinen Blick wieder von Karin, kann es aber doch nicht lassen zu Roman zu gucken und mich zu vergewissern, dass er mich wirklich ansieht. Unsere Blicke treffen sich und für einen kurzen Augenblick und ich kann ich sowas wie Reue in seinen Augen sehen. Dieser Augenkontakt ist aber so kurz, dass ich mir das auch nur eingebildet oder gar gewünscht habe.

„Pia hat erzählt, dass ihr euch in Dortmund ein-/ zweimal getroffen habt. Dann war das doch eine super Idee, mit dem Nummern austauschen von uns, nicht war.", spricht meine Mutter indirekt Roman an. Warum kann sie das Thema nicht einfach abhaken? Ich hab doch alles mit ihr geklärt, oder nicht? Warum kann sie ihn nicht was über seine ach so tolle Fußballkarriere fragen? Am liebsten würde ich mir jetzt die Hände vors Gesicht halten, damit ich mich so vor Romans Blicken schützen kann, aber das würde komisch kommen. So erwidere ich seinen fragenden Blick einfach mit einem gequälten Lächeln. Und um das ganze noch zu unterstützen Strecke ich meinen Daum in die Höhe. Roman schüttelt nur schmunzelnd den Kopf. „So hat sie das? Ja, war eine super Idee, wenn man Mütter nicht hätte.", sagt er und alle lachen. Niemand scheint diese gezwungene Stimmung zwischen Roman und mir zu bemerken. Lediglich Marco, der neben Roman sitzt, sieht mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Ich versuche das ganze mit einem Lächeln zu vertuschen, damit er uns nicht darauf anspricht. Ich sehe ihm aber an, dass es damit nicht gegessen ist.

Das wars dann auch schon mit der Konversation in unsere Richtung. Unsere Eltern unterhalten sich dann doch lieber miteinander über andere Sachen. So sitzen Roman, Marco, Tom und ich also schweigend am linken Ende des Tisches, während die anderen sich rege unterhalten und unser Schweigen gar nicht wahrzunehmen scheinen. Gott ist das eine unangenehme Stille, dass muss jetzt wirklich nicht sein. Ich beschließe also kurz auf die Toilette zu verschwinden.

Als ich das Bad wieder verlasse steht Marco im Flur und sieht aus, als hätte er nur auf mich gewartet. „So und jetzt mal Klartext. Was ist euer Problem? Was ist zwischen dir und Roman vorgefallen, dass ihr euch so ignoriert. Und jetzt sag nicht nichts, das könnt ihr vielleicht unseren Eltern erzählen, aber ich merke doch, dass da was ist.", sagt er und sieht mich ernst an. „Sicher das du das mich fragst und nicht deinen Bruder?", antworte ich skeptisch mit einer Gegenfrage. „Ja, ganz sicher. Ich bin mir nämlich fast sicher, dass er es mal wieder verbockt hat. Also erzähl, was ist los?", fragt Marco weiter. „Dann komm mit in mein Zimmer, da können wir das ungestört klären.", sage ich und er folgt mir in mein Zimmer.

Easy Love (Roman Bürki FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt