Kapitel 35

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Zur gleichen Zeit


Tobias


„Sicher.", ruft Christina und kommt wieder aus dem Appartement heraus.
„Hier ist auch nichts.", meine ich bedrückt und wir treffen uns in der Mitte des Gangs.
„Glaubst du wirklich, dass wir hier etwas finden werden? Das ist genau die andere Richtung, in der Eric Shi gefangen gehalten hat. Ich glaube nicht, dass wir hier etwas finden werden.", zweifelt Christina, zieht ihre Brauen angestrengt zusammen und schaut den Flur entlang.
Wir haben schon gefühlte hundert Appartements und andere Räume kontrolliert und rein gar nichts gefunden.
So langsam verliere ich auch meine Hoffnung.
„Komm. Wir müssen weiter. Auch wenn wir hier nichts finden sollten, wir müssen sicherstellen, dass hier niemand ist, der hier nicht hingehört.", murre ich.
Christina seufzt und macht sich wie ich auf den Weg.
Seite an Seite suchen wir weiter.
Sie übernimmt die rechte Seite und ich die Linke.
Nach über einer Stunde haben wir noch immer keine Spur auf Eric gefunden.


„Können wir eine kurze Pause machen, bitte? Ich hab keine Lust mehr durch leere Gänge zu latschen und nach irgendwelchen Spuren zu suchen, die uns wahrscheinlich nicht weiter helfen werden.", quengelt meine beste Freundin.
„Warum nicht.", murmle ich, setze das Gewehr ab und setze mich auf den Boden.
„Oh Gott! Na endlich!", ruft sie glücklich aus und lässt sich lautstark neben mich auf den Boden plumpsen.
Ich muss grinsen. Das ist typisch Christina.
„So, Four. Jetzt, da wir endlich mal sitzen und weit genug von den anderen weg sind, will ich endlich von dir hören, was Tris gemacht hat, damit du heute so ein Miesepeter bist und das da", sie deutet auf mein Grinsen „eine richtige Rarität ist. Also raus mit der Sprache.", drängt sie mich.


Ich seufze.
Es war mir so klar, dass sie damit jetzt kommt.
Was anderes hätte ich von ihr überhaupt nicht erwartet.
„Na los. Ich will jetzt endlich wissen, was los ist. Ich konnte schon nicht mehr warten, als ich euch beide in die Eingangshalle kommen gesehen habe. Also bitte. Jetzt will ich auch belohnt werden, dafür, dass ich mich so lange zurück gehalten habe.", grinst sie mich breit an.
„Jaja. Ist ja gut. Ich sag's ja schon.", wehre ich ab.
Ich fange mit dem Morgen an, an dem ich Shilo von dieser Monster-Motte befreit habe und ich sie zu einem Gespräch mit unserer Mutter überzeugt hatte.
Christina hört mir zu und schweigt ausnahmsweise mal.
„Alles war okay. Bis Evelyn sagte, dass sie überrascht ist, dass jeder mit ihr geredet hat. Sogar Tris. Ich wusste nichts davon, dass Tris mit Evelyn geredet hatte. Und ich habe gedacht, dass wir uns, nachdem wir uns am Abend davor noch einmal versprochen haben, uns nicht mehr anzulügen, das auch nicht mehr tun würden. Ich kann nicht glauben, dass ich wieder so naiv war zu glauben, dass sie mir diesmal wirklich alles erzählt. Ich meine, ich erwarte ja auch nicht von ihr, mir sofort alles zu erzählen, aber sie hatte oft genug die Chance dazu." Ich lehne meinen Kopf zurück gegen die Steinwand und seufze nachdem ich Chris mein Leid mitgeteilt habe.
„Und wenn du ihr zu wenig Chancen gegeben hast? Was wenn das, was Evelyn Tris erzählt hat, ihr einfach sehr viel zum Nachdenken gegeben hat und sie einfach noch nicht bereit war es zu sagen? Oder was, wenn Evelyn sie schwören lassen hat, dass sie es nicht sagen kann und das ernst genommen hat?", wirft sie ein.
„Glaubst du ich war zu vorschnell?", flüstere ich.
„Vielleicht. Du weißt wie lang und was sie gebraucht hat, um zu sagen, dass sie Will umgebracht hat. Ist zwar vielleicht jetzt nicht das beste Beispiel. Ich meine sie hat mit Sicherheit niemanden umgebracht. Aber wenn das, was Evelyn ihr gesagt hat, vielleicht sogar mit dir zu tun hat, dann kann ich es ihr nicht verübeln, dass sie dir nichts gesagt hat." Christina zuckt mit einer Schulte und schaut mich an.
„Ich muss mich entschuldigen und das wieder in Ordnung bringen.", stelle ich fest.
„Das solltest du definitiv. Ich hab schon eure Hochzeit geplant.", lacht sie.
„Du hast was?" Mir fallen fast die Augen aus dem Kopf.
„Das war ein Scherz. Aber ich hab schon eine Vorstellung, wie sie aussehen könnte. Und damit ich das verwirklichen kann, musst du das auf jeden Fall wieder in Ordnung bringen. Wenn nicht, darfst du dir überlegen, wem ich die absolute Traumhochzeit sonst planen darf, wenn es nicht eure wird.", sie wackelt mit den Augenbrauen und grinst mich schief an.
„Ist ja schon gut. Ich werde das schon retten. Ich hab da auch schon eine Idee." Ich stehe auf. „ Das einzige, was immer noch an mir nagt ist, dass ich nicht verstehe, dass sie nicht zugegeben hat, mit Evelyn geredet zu haben und ... Sie kann mir doch vertrauen!" Ich weiß nicht, wo das herkommt, aber aus Frust schlage ich mit der Faust auf die Wand ein.
Ich spüre, wie die Haut über meinen Knöcheln aufplatzt und höllisch brennt.
„Tobias! Hör auf! Die Wand hat dir nichts getan! Und es wäre sehr unpraktisch, wenn du dir deine Hand jetzt brechen würdest.", versucht Christina mich zu beruhigen.
„Hast ja Recht. Ich weiß einfach nicht wohin damit. Ich will niemandem wehtun.", murmle ich.
„Aber das ist noch lange kein Grund dir selbst wehzutun. Das ist nicht Sinn der Sache.", meckert sie.
Ich seufze.
„Komm. Wir müssen weiter. Wenn Zeke, oder wer auch immer im Kontrollraum uns beobachtet, wie wir ein Kaffeekränzchen halten, kommen die persönlich hierher und jagen uns mit ihren Gewehren durch den Gang."
Ich trotte hinter ihr her und versuche trotzdem noch aufmerksam zu sein.
Aber meine Gedanken driften nach wenigen Schritten ab.
Ich denke wieder an gestern zurück und gehe jedes Gespräch mit Tris durch.
Gab es wirklich so viele Chancen, dass sie mir etwas von ihrem Gespräch mit Evelyn erzählen hätte können? Meine Antwort: Keine Ahnung. Ich weiß ja noch nicht einmal, wann sie miteinander gesprochen haben.
Es muss gewesen sein, als ich eingeschlafen bin, als ich auf sie gewartet habe, um nach Shi zu sehen.
Das war der einzige Zeitpunkt, an dem wir getrennt waren.

Antagonism - Mein Widerstand gegen das Ende - Alternatives Ende - Die BestimmungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt