Montag, 19. Januar 2016, 00:46
Ich renne.
Schweißperlen stehen mir auf der Stirn, der Sand brennt in meinen Augen wie Feuer.
Hinter mir einige andere syrische Männer, Frauen und Kinder. Wir rennen um unser Leben.
Schreie.
Ich drehe mich nicht um. Ich weiß auch so, was sich gerade hinter meinem Rücken abspielt: SIE töten sie. Alle! Ich merke, wie die Stimmen um mich herum leiser werden, sich entfernen, schließlich verstummen. Ich bin allein. Allein in der zerstörten Stadt...Schweißgebadet wache ich auf. Wo sind die Männer? Wo bin ich? Bevor ich begreife, was los ist höre ich etws.
Ich höre Schritte.
Panisch blicke ich mich im Zimmer um. Ich sehe meine 5-jährige Schwester Curi. Sie schläft. Ohne sie zu wecken, stehe ich auf, schleiche quer durch den Raum zum Fenster und sehe hinaus. Es ist noch warm draußen und die Grillen zirpen. Kein Mensch auf der sandigen Straße. Nichts.
Endlich begreife ich: Es war nur ein Albtraum.
Schon wieder.
Ich lehne mich erschöpft gegen die Wand.
Der dritte in dieser einen Nacht.In letzter Zeit habe ich viele Albträume. Oft wache ich danach panisch auf, weiß nicht, wo ich bin. Erst, wenn ich aus dem Fenster sehe, weiß ich, dass ich nur geträumt habe.
Mutter hat gesagt, dass Träume oft Vorboten der Zukunft sind und ich auf sie hören soll.
Aber so eine Zukunft will ich nicht. Das ist auch der Grund, weshalb ich aufgehört habe, meinen Träumen zu glauben. Letztens habe ich geträumt, dass unser Haus in Flammen stünde und meine Schwester, meine Mutter und ich versuchen, zu fliehen, aber ...Ich versuche, nicht an das Ende des Traums zu denken. Es zu verdrängen. In meinem Kopf pulsiert es. Ich höre eine Stimme:
Pass auf!
Ich drehe mich wieder zu meiner Schwester. Sie schläft noch immer. Sie wird sicher einmal so etwas wie Lehrer, Architekt oder Schriftstellerin werden, denn sie ist sehr klug. Das sagt auch unsere Mutter immer. Ihr kleines Silberkettchen, dass sie vor ein paar Jahren von Vater bekommen hat, glitzert im Mondschein und ihre leicht lockigen, dunkelbraunen Haare gehen ihr mittlerweile bis zur Schulter.
Ich mag sie sehr.
Ich spiele gern mit ihr. Oft spielen wir Fangen oder Verstecken. In Verstecken ist sie die Beste, ich bin im Fangenspielen unschlagbar. Sogar die meisten Jungs aus unserem Dorf in der Nähe Ankaras können nicht so schnell rennen wie ich. Bisher habe ich JEDES Wettrennen gegen sie gewonnen.
Darauf bin ich ziemlich stolz.Mein Blick fällt nun auf die Schlafmatte meiner Mutter. Sie ist nicht da. Wieder einmal. In letzer Zeit ist sie in der Nacht oft nicht da. Ich weiß nicht, wohin sie geht oder was sie dann tut, aber ich glaube nicht, dass sie es uns erzählen wüde. Ich schaue auf die Wanduhr: 01:19
Besser gehe ich jetzt wieder zu Bett.Zurück in die Albträume...
So. Ich hoffe, dass euch mein erstes Kapitel dieser Story gefallen hat. Über konstfuktive Kritik und Meinungen würde ich mich sehr freuen!!!
StarGuyzz
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Peace? Das Leben eines Mädchens
De TodoNeyla ist ein ganz normales 13-jähriges Mädchen, das mit ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester Curi in Syrien lebt. Wie viele andere Kinder lebt sie ihr Leben, versucht soweit das Beste daraus zu machen. Eines Tages trifft ihre Mutter eine Ents...