Ein ganz normaler Tag

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Dienstag, 22. Januar 2016, 04:30

Es ist 04:30. Curi und ich werden unsanft von Mutter geweckt. Sie sagt, wir sollen uns beeilen, der Markt in Ankara öffnet bald.

Müde von der unruhigen Nacht stehe ich von meiner Schlafmatte auf. Ich blicke wie so oft aus dem Fenster. Auf der Straße zu unsrerem Haus herrscht mittlerweile reges Treiben:

Ich sehe Mr Jerome.
Sein Name ist zwar von englischer Herkunft, aber soviel ich weiß, wohnt er schon sein ganzes Leben hier. In Quetta. In Syrien.
Unsere Nachbarn sind nicht zu Hause. Ich habe sie schon seit einigen Wochen nicht mehr gesehen. Ich weiß nicht warum. Opran und Hatjja (beide 4 Jahre alt, genauso alt wie Curi) spielen auf der Straße. Sie sind Curis Freunde und Gescheister. Ich habe aber nicht viel mit ihnen zu tun.
Ich spiele lieber mit einigen gleichaltrigen Jungs aus unseren Dorf. Oft veranstalten wir Weitsprung- und Kreiselwettbewerbe oder Wettläufe, obwohl sie wissen dass ich bei letzterem immer gewinne! Auch im Weitsprung bin ich recht gut, aber mit den Kreiseln kann ich überhaupt nicht umgehen! Jedes mal verliere ich dabei als erste. Ich habe schon überlegt, ob ich Oman, einen netten Jungen aus der Nachbarschaft, bitte, mir die ganzen geheimen Kreisel-Tricks zu zeigen. Letztendlich war es mir das aber nicht wert...

Komm endlich!

Ich beeile mich. Curi ist bereits aufgestanden und hat sich ihr Kleid angezogen. Ein gelbes Kleid mit einem Teddybären darauf. Ihr Lieblingskleid. Ich gehe zum Stuhl neben meiner Matte. Dort liegen meine Sachen: zwei T-Shirts (ein blaues und ein rotes mit einem weißem Herz darauf), eine Jeans, einen bodenlangen Rock, den ich fast nie trage, ein rosanes Kleid (ich habe es zu meinem letzten Geburtstag bekommen), ein Kopftuch, eine Spange, einen Kamm und eine Puppe. Sie heißt Bella. Ich habe sie seit 3 Jahren. Manchmal denke ich wirklich, sie ist die einzige, die mich versteht!
Ich schnappe mir das rote Shirt und die Jeans, dazu noch mein obligatorisches Kopftuch.

Komm endlich!

Hastig kämme ich meine Haare zurecht und stecke sie mir mit der Plastikspange hoch. Mutter wartet unten mit Curi auf mich. Unser Haus hat drei Zimmer: Schlafzimmer, Küche und eine Toilette. Mehr nicht. Aber es genügt. Ich verlasse das Haus und schließe die Tür. Es ist noch dunkel. Mutter hat bereits zwei Wasserkrüge in der Hand. Einen davon gibt sie mir.

Mit dem Krug in der Hand gehen wir zum Brunnen in der Mitte des Dorfs. Es gibt in den Wohnungen kein fließendes Wasser. Nur einen Brunnen. Leider. Aber manche Dörfer haben nicht mal das!

Wir füllen die Krüge am Brunnen. Curi spielt mit einer kleinen Holzfigur. Wir gehen zu unserem Gemüsefeld; es liegt etwas abseits hinter dem Haus. Einige der Gurken und Tomaten sind reif. Wir ernten sie ab und bewässern die restlichen Pflanzen. Einen Teil des Geernteten essen wir selbst, den Rest wird Mutter auf dem Markt verkaufen - zusammen ihren kleinen selbstgetöpferten Vasen und Schalen.

Wir leben von dem Feld. Und dem eingemommenen Geld. Wir sind nicht arm,obwohl Vater vor zwei Jahren gestorben ist. Er hatte eine schlimme Krankheit. Krebs, denke ich. Er war ein guter Mensch und hat uns seinen gesamten Besitz hinterlassen! Deshalb müssen wir nun nicht auf der Straße leben. Im Vergleich zu anderen. Mutter holt ihre Töpfereien aus dem Haus. Ich nehme das geerntete Gemüse. Curi tanzt freudig um mich herum. Ich lächele, was zurzeit nicht oft vorkommt.

Ich hab mich bemüht, das Kapitel etwas länger zu schreiben. Meinungen?

StarGuyzz

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 12, 2016 ⏰

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Peace? Das Leben eines MädchensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt