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Langsam wich die Dämmerung der Dunkelheit und brachte die Sterne mit sich, weswegen sich die beiden eigentlich verabredet hatten.

Aus dem Augenwinkel nahm Remus eine Bewegung neben sich wahr, die er mit ein bisschen Geschickt als Regulus' Hand ausmachen konnte, die anscheinend nach seiner tastete. Plötzlich war da wieder dieses flattrige Gefühl in seinem Magen und sein Herz hüpfte aufgeregt in seiner Brust auf und ab. Langsam, fast vorsichtig, ließ Remus seinen Arm von seinen Knien nach unten sinken und schob seine Hand unter die von Regulus. Wie automatisch schoben sich ihre Finger ineinander.

Regulus' Hand war klein und kalt, aber Remus mochte seine Hand, denn er hatte das Gefühl, sie passe perfekt in seine. Seine eigenen Hände waren meist auch immer außerordentlich warm, sodass Regulus' Hand sicher im Handumdrehen davon profitieren konnte.

Remus spürte, wie seine Ohren und Wangen langsam heiß wurden, traute sich aber nicht den Blick auf Regulus zu richten, um zu sehen, ob es ihm ähnlich ging. So blieb sein Blick auf den weiten, wolkenlosen Himmel gerichtet, an dem langsam immer mehr Sterne auftauchten.

Eine ganze Weile saßen die beiden jungen Männer schweigend da und sahen in den Himmel. Remus brachte es fast nicht über sich das Schweigen zu brechen. Er hatte Angst, dass seine Stimme zu sehr zitterte. Aber er fand es auch angebracht etwas zu sagen, da es auch sehr unwahrscheinlich war, dass Regulus diesen Schritt ging.

Remus griff langsam in die Innentasche seines Umhangs, wo er seinen Zauberstab wieder platziert hatte, um mit diesem ein paar Linien in die Luft zu zeichnen. „Schau, da ist der kleine Bär und da der große", sagte er und war erstaunt darüber, dass seine Stimme nur sehr leicht zitterte. Die Linien, die er mit seinem Zauberstab in die Luft gezogen hatte, verfestigten sich langsam und bildeten die Sternbilder, die er genannt hatte. Dieser kleine Zauber hatte ihm in Astronomie schon oft sehr viel weiter geholfen.

Er nahm eine Bewegung neben sich wahr, sodass er zur Seite blickte, um festzustellen, dass Regulus ihn einen Moment angesehen, aber dann schnell wieder weggesehen hatte.

Remus räusperte sich einmal in der Hoffnung, dass seine Stimme nun etwas fester klingen würde. „Die Jagdhunde und Croma sind noch nicht so gut zu erkennen", er zog wieder ein paar Linien mit dem Zauberstab, die die Sterne sichtbar verbanden, „aber den Löwen erkennt man schon recht gut. Regulus scheint heute ganz schön zu strahlen."

Remus spürte, wie die Hitze in seine Ohren und Wangen stieg. Er konnte nicht glauben, dass er das grade wirklich gesagt hatte und biss sich deswegen leicht auf die Unterlippe.

Unsicher, ob Regulus diese Anspielung überhaupt verstanden hatte, versuchte er aus dem Augenwinkel etwas zu erkennen, aber das war in dem schwachen Licht – der Mond wurde beinahe vom Schatten der Erde verschluckt – nicht so gut zu erkennen.

„Da hast du Recht", kam es aber recht nüchtern von dem Jüngeren, was Remus einmal schlucken ließ. Er hatte es wohl nicht so verstanden wie er es gemeint hatte. Ein unterdrücktes Seufzen verließ seine Lippen, aber er lächelte sogleich ein wenig.

Wie gerne hätte Remus nun noch ausgeführt wie sehr er Regulus mochte, was ihn so besonders machte und wieso er ziemlich toll war. Aber das wollte ihm nicht über die Lippen kommen. Er fing an unsicher auf seiner Unterlippe herum zu kauen. Regulus würde sicherlich denken, dass er über den Hauptstern des Sternbildes Löwe redete, aber in Wirklichkeit redete er über ihn, den Slytherin aus dem Hause Black, der nach zwei Sternen aus dem Frühlingsdreieck benannt war.

Nach einem Moment des Schweigens, in dem Remus versuchte sich vielleicht doch noch zu überwinden – allerdings vergebens –, fuhr er damit fort die bereits erkennbaren Sterne mit seinem Zauberstab zu Sternbildern verbinden und fragte ab und an Regulus, welches er denn noch erkenne. Regulus übernahm schließlich das Zeichnen in den Himmel und benannte – recht monoton, wie es Remus schien – die Sternbilder. Dennoch lächelte der Gryffindor die ganze Zeit über und hob den Blick nach einer Weile gar nicht mehr von dem Schwarzhaarigen neben sich, um sich die Sternbilder anzusehen. Er fand es viel zu interessant, wie er sich bewegte, wenn er sprach oder den Zauberstab schwang. Und Remus, dessen Magen unaufhörlich sanft kribbelte, hätte sich am liebsten zu ihm hinüber gebeugt und ihn geküsst.

Als er sich jedoch bei diesem Gedanken erwischte, zuckte der Werwolf leicht zusammen und wandte schnell den Blick ab. Durch seinen gesamten Körper fuhr dieses angenehme Kribbeln, das seine Wangen bereits puterrot gefärbt hatte.

Regulus' Blick lag nun auf ihm, denn er hatte anscheinend dieses leichte Zucken an ihren verschränkten Händen gespürt. Remus hoffte stark, dass ihm seine roten Wangen in diesem Licht nicht auffielen. „Ähm... Ist ganz schön kühl geworden mittlerweile. Wollen wir vielleicht wieder nach drinnen?", fragte er schnell, wobei seine Stimme doch merklich zitterte. Aber das konnte ja nun auch durch die Kälte kommen, was Regulus hoffentlich auch glaubte.

„Okay", lautete die einfache Antwort und in dem Licht ließ sich auch keine wirkliche Regung in Regulus' Gesicht ausmachen, die verraten könnte, ob er Remus vielleicht durchschaut hatte.

Remus sah dabei zu, wie Regulus mit dem Zauberstab gen Himmel wischte und die Linien, die die Sterne eben noch verbunden hatten, langsam verloschen, ehe er die Decke von ihren Schultern zog und sich erhob. Da er Regulus' Hand aber ungern los lassen wollte, griff er sie nur schnell anders, um einen besseren Halt zu haben, als er ihn sanft mit sich nach oben zog. Der Jüngere blickte ihn deswegen einen Moment an, aber mehr erkennen konnte Remus nicht, dennoch lächelte er ihm verlegen entgegen.

Mit dem Wink seines Zauberstabes beförderte der Werwolf die Decke wieder nach drinnen, damit sie besser vom Dach hinuntersteigen konnten. „Ich gehe vor", sagte er, am Rand des Daches angekommen, und ließ Regulus' Hand etwas widerwillig los. Er setze sich an den Rand, ließ die Beine herunterbaumeln, rutschte langsam hinunter und landete mit den Füßen auf dem Balkon. Dort angekommen, drehte er sich um, machte noch einen Schritt zurück, bis er das Geländer im Rücken spürte, und sah zu Regulus hinauf. Dieser hatte sich bereits auf den Rand des Daches nieder gelassen, aber auf Remus machte es den Eindruck, als wenn er sich nicht sicher war, ob er springen wollte.

„Spring. Ich fange dich auch", sagte Remus in ruhigem Ton, ein sanftes Lächeln auf den Lippen, und breitete die Arme aus.

„Ich kann das selbst", kam die etwas patzig Erwiderung von oben und Remus sah, wie Regulus kurz zur Seite blickte. Er fragte sich, ob Regulus nun ein bisschen rot geworden war, und musste deswegen schmunzeln. Er war der Meinung, dass Regulus sich wirklich nicht dafür schämen musste, wenn er ein bisschen Angst hatte. Jedenfalls vermutete er das, denn es ging hinter dem Geländer doch ziemlich tief nach unten. Natürlich wusste er um Regulus' Position im Quidditchteam und seine guten Flugkünste, wo man Höhenangst eigentlich ausschließen konnte, aber er hatte hier keinen Besen zur Hand. Und hatte nicht jeder in irgendeiner Weise Respekt vor solch einer Höhe? Remus fand es da nur natürlich, dass Regulus zögerte. Einen Versuch war es auch allemal wert ihm nun Sicherheit zu bieten. Der Gryffindor konnte leider auch nicht in den Kopf seines Freundes gucken, wobei er das das ein oder andere Mal schon gerne tun würde.

Nach einem Moment des Zögerns sprang Regulus dann doch zu ihm hinunter, fand aber mit den Füßen nicht gleich genug Halt und stolperte Remus direkt in die offenen Arme. Mit einem sanften Lächeln schloss dieser sie einfach hinter ihm und hielt ihn einen Moment fest. Er wusste zwar, dass der Jüngere nur sehr selten eine Umarmung zuließ, aber solange er sich nicht beschwerte, würde Remus ihn festhalten. Und er genoss es. Regulus' Körper strahlte eine milde Wärme aus und, da Remus ihn sanft an sich drückte, konnte er seinen Herzschlag an seiner Brust spüren. Es schlug beinahe so schnell wie sein eigenes, das fröhlich in seiner Brust umherhüpfte.

„L-Lupin...", durchbrach die leise Stimme des kleineren die Stille. Remus atmete noch einmal tief ein, um seinen Geruch noch etwas länger genießen zu können, hatte seine Nase sich doch wie von selbst in seinem schwarzen Haar vergraben.

Regulus machte keine Anstalten sich irgendwie gegen die Umarmung zu Wehr zu setzen, trotzdem nahm Remus sich diese leise Beschwerde zum Anlass langsam los zu lassen.

„Entschuldige." Er blickte entschuldigend zu Regulus hinab, von dessen Wangen Remus nur vermuten konnte, dass sie genauso rot waren, wie seine eigenen wohl sein mussten. Er spürte die Hitze in seinem ganzen Körper und wollte sie ungern wieder hergeben, denn sie erwärmte seine vom kalten Wind steifen Glieder langsam von innen. Es fühlte sich so gut an wie alles aufgeregt kribbelte. Aber er musste auch auf Regulus achten, nicht, dass er deswegen keine Lust mehr auf ihr Beisammensein hatte.

Regulus war, als Remus ihn losgelassen hatte, einen kleinen Schritt zurück getreten und starrte nun schweigend auf den Boden. Ein Schmunzeln hatte sich währenddessen auf Remus' Lippen geschlichen. Er griff vorsichtig nach einer Hand seines Gegenübers. „Lass uns rein gehen." Er wertete es als gutes Zeichen, dass Regulus sich trotz allem von ihm anfassen lies. So ging er voraus, bis sie die paar Schritte zur Tür hinter sich gebracht hatten.

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