(14) 10.02.1942 - it tears me up inside

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Ich schüttelte den Kopf. Ihre Miene wurde nachdenklich und zeitgleich klarten sich die Falten auf.

„Moment, dann hattet Ihr in der Toilette Recht bevor Ihr mich geküsst habt? Ihr habt mich nicht ganz Sterben gelassen?" wollte sie weiter wissen.
„Ich hatte eine klare Wand aus Wasser von der Pfütze vor Eure Augen umgeschwenkt, sodass ihr scharf durch sie hindurch sehen konntet. Jedoch war ich nicht schnell genug um zu verhindern, dass Euer Körper sich von Eurer Seele trennt."
„Dann verratet mir doch endlich, wo sich mein Körper aufhält?"
„Wenn Ihr bis zu den nächsten Ferien warten könntet, würde ich Euch gerne begleiten, Miss Granger?"

Sie dachte kurz nach und legte dabei ihren Zeigefinger auf ihre Lippen. Dann sah sie mich an und nickte energisch.

„Little Hangleton, bei einem magischen Bekannten deiner Eltern."

Mit großen Augen sah sie mich an und nickte abermals verständlich. Dann klatschte sie sich mit der einen Hand auf ihr Gesicht und stellte fest, dass die Hand durch ihr hindurch ging. Sie verdrehte ihre Augen und sah mich an.

„Es sollte noch nicht so weit sein, Mister Riddle."

Ich verstand nicht auf was sie hinaus wollte. Wusste sie wirklich mehr von meiner Familie? Wusste sie mehr über mich wie ich es tat?

„Aber wenn Ihr mich wirklich begleiten wollt, dann solltet ihr wissen, dass in diesem Dörfchen nicht nur meine Heimat war."
„Wie meinen?"
„In diesem Dörfchen leben die Familien, die dich gezeugt haben."
„Woher...?"
„Oh, das hätte ich niemals gedacht, dass ich Tom Riddle sprachlos machen konnte."

Sie wanderte zu dem Geländer und schien weit hinter dem Horizont blicken zu können. Erschrocken wich sie einige Zeit später zurück. Sie schüttelte den Kopf und sah mich an.

„Mein Mentor ist dein Onkel. Ich wurde von einem Nachfahren Slytherins unterrichtet bevor ich in die erste Klasse kam. Morfin war noch immer voller Trauer um den Tod seiner Schwester. Damals in der Winkelgasse hatte er dich übersehen, doch ich erkannte deine Mutter und Morfin durch deine Augen. Zwar schielst oder stotterst du nicht. Allerdings habt Ihr mehr das Aussehen von eurem Muggel-Vater."
„Ihr lügt!" rief ich ihr entgegen.
„Leider nicht." gedankenverloren schüttelte sie den Kopf.


Sicht – Hazelle Granger

Seit dem Gespräch auf den Astronomie-Turm waren wieder einige Tage ins Land gezogen. Auch wenn er mir seine Hilfe anbot, damit ich nicht alleine zu meinem Körper finden müsste; blieb ich der Meinung, dass er dadurch ein anderes Ziel verfolgte. Hinter seiner perfekten Fassade schien mehr zu sein als er auf den ersten Blick zugeben würde. Er konnte noch so freundlich sein, doch wusste ich, dass auch er etwas verstecken wollte. Was es war, darauf kam ich nicht?

Was nun für mich zählte, war das er mir helfen würde meinen Körper zurück zu bekommen. Danach verfielen wir beide wieder ins alte Muster. Es war eine Situation auf unabwendbarer Ebene. Tom Riddle - der düstere Eiskönig aus Slytherin, der beispiellose Liebling aller Lehrer, der beliebteste Junge in ganz Hogwarts und noch dazu der gerissenste Muggelhasser, den ich je kennen lernen durfte – würde niemals länger wie nötig mit einem Schlammblut arbeiten. Schlussfolgernd entschied ich mich dafür, dass ich nicht mehr als eine Minute in der Woche mir Gedanken über den hübschen Slytherin machte.

Dementsprechend wanderte ich nachts durch die Bibliothek und ergründete sämtliche Regale nach einem Buch, welches mir verraten würde, wie man eine getrennte Seele wieder in einen bewusstlosen Körper schaffte. Ausdruckslos stellte ich fest, dass sie nicht allzu viel Auswahl hatte. Besser gesagt, es war nichts dergleichen zu finden. Es war die Bestimmung eines unsichtbaren Geistes... ehrlich gesagt, wusste ich nicht einmal was ich wirklich war. Tod war ich nicht, da mein Körper noch lebte. Ein Geist war ich nicht, da müsste ich Tod sein und da ich dies nicht war; fiel auch diese Möglichkeit weg. Es gab noch andere Varianten, die ich durchging, doch einer war surrealer als die anderen.

Ich war weder Tod noch ein Geist. Wäre ich ein Geist könnten mich die anderen Schüler ebenfalls sehen? Warum konnte es dieser Eiskönig dann überhaupt? Warum konnte mich mein Mörder einfach wahrnehmen? Aus dem Glauben der Buddhisten kam ein Zitat hervor, was gut auf diese Situation passen würde. »Jeder büßt seine eigne Schuld; Reinheit, Unreinheit sind für sich, keiner reinigt den andren.« Vielleicht war es seine wahrhaftigen Schuldgefühle, die mich wieder in das Leben der anderen gezogen hatte? Vielleicht war ich in jener Nacht vor einem Monat einfach am falschen Ort zur falschen Zeit? Vielleicht war ich einfach nur überstürzt zu Myrte gegangen ohne Komplikationen vorherzusehen?

Seufzend stellte ich jedoch fest, dass ich am richtigen Ort war – um Myrte zu helfen, um meine Eigenschaften nicht über Bord zu schmeißen, um meine Hilfsbereitschaft und meine Aufopferung anbieten zu können. Vielleicht trieb mich meine eigene Gutmütigkeit in die Klauen des Bösen? Vielleicht war mein Schicksal wirklich erzürnt von Dinge, die ich ignoriert oder übersehen hatte? Möglicherweise war diese eine innere Fügung von einer Prüfung, die meine Loyalität zu meiner Familie und dem Haus testeten sollte? Wahrscheinlich war es auch nur eine Bestrafung dafür, dass ich mich gegen das Schicksal wandte, als ich zu Myrte eilte um nun mit der Konsequenz leben musste, dass ausgerechnet mein Mörder mich erblicken konnte?

'Für ihn wird es auch schwer sein.'

Erhörte ich eine sanfte weise Stimme in meinen Gedanken.

'Stell dir vor, du würdest jemand sehen und sprechen können; bei der du weißt, dass du Schuld an diese Misere hattest?'

Ich verdrehte meine Augen und dachte, wer die Stimme überhaupt so schlau gemacht hätte. Dazu kam auch die Antwort:

'Dein Fleiß, meine Liebe. Dein Fleiß und deine Intelligenz.'

Es klang nach einem zufriedenen Lächeln, was diese Stimme mitschwingen ließ. Ich schüttelte den Kopf und starrte vorneweg.

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