"Wirklich? Du bleibst?", rief Embry aufgeregt und mit einem Mal strahlten seine Augen heller als die Lichtblitze draußen am Himmel. Scheinbar konnte man denjenigen, der sich auf einen geprägt hat, ziemlich schnell ziemlich glücklich machen. Hätte nicht geschadet, das vorher zu wissen. Vielleicht sollte ich ein Buch schreiben, um die nächsten, ahnungslosen und unschuldigen Mädchen zu warnen, die einem Werwolf über den Weg laufen. 'Die Prägung - und was man alles falsch machen kann' Ich könnte jetzt schon die ersten hundert Kapitel füllen..."Ja, es ist eigentlich gar nicht so schlimm hier, wie ich es mir immer einreden wollte. Und ihr seid auch ... ganz okay" Ich zwang mich, ein Lächeln auf meine Lippen zu zaubern. Zum war mein Pensum an Hokus Pokus für dieses Jahr noch nicht aufgebraucht und mir gelang ein glaubwürdiges Grinsen.
Embrys Grinsen konnte ich allerdings nicht schlagen. "Dann schuldet mir Jakob jetzt 10 Dollar"
"Wie bitte?" Die haben doch nicht wirklich gewettet, ob ich hier bleibe, oder nicht?! Mein nächstes Buch wird wohl oder übel 'Jungs und ihre Macken' heißen. Als ich die Augen verdrehte, verschwand Embrys Lächeln sofort.
"Na ja, ich ... es war eher nur so zum Spaß. Er glaubt, dass das mit uns eh nichts wird -ich habe es bis eben auch gedacht- und da hab ich halt mit ihm gewettet. Ich wollte wohl nicht wahr haben, dass du mich hasst"
"Ich hasse dich doch nicht", sagte ich verdutzt und runzelte die Stirn. Scheu wie eh und je sah Embry überall hin -nur nicht zu mir. "Aber ich habe dir den Eindruck vermittelt, nicht?", ging ich trocken auf sein Schweigen ein.
"Ich ... naja... es ist jedenfalls schwer vorstellbar, dass es anders ist"
"Glaub mir, das war kein Hass. Du willst garantiert nicht wissen, wie es ist, wenn ich dich hasse." Dies klang zwar wie eine Warnung, es sollte aber keine sein.
"Aber mögen tust du mich auch nicht, oder?", fragte er matt und sah mich immer noch nicht.
"Das mit dem Neuanfang hast du nicht so drauf, was?", antwortete ich mit einer Gegenfrage. Ich gähnte herzhaft und sah auf die Uhr. Es war fast Mitternacht. "Ich würde dir ja gerne etwas zum Essen anbieten, aber wir haben hier nichts essbares im Haus. David achtet mehr denn je auf eine gesunde Ernährung. Ich kann dir ein paar Tofusticks anbieten, wenn du magst. Er hat sie für mich gekauft, in der Hoffung, ich würde sie vor lauter Hunger irgendwann essen. Aber ich fass die Dinger ganz sicher nicht an!" Angewidert verzog ich mein Gesicht.
"Nein danke, ich verzichte glaub ich auch lieber darauf"
"Er kauft mir nicht einmal mehr Nutella! Weißt du wie es ist, ohne jegliche Art von Zucker zu leben? Ich habe langsam das Gefühl durchzudrehen!" Ich sprach mit einer solchen Ernsthaftigkeit, dass ich Zweifel hatte, ob ich das wirklich gesagt hatte. Irgendetwas stimmte heute ganz und gar nicht mit mir!
Embry lachte leise. Es amüsierte ihn scheinbar, wie ich mich über solche, für ihn eigentlich banalen Dinge aufregte. Beleidigt verschränkte ich die Arme vor der Brust. Sollte er doch lachen, dieser Idiot! Für mich ging es hier nun mal ums nackte Überleben.
"Ähm, Tori?"
"Was gibt's?", brummte ich. Embry spielte mit einem Faden, der aus meiner Couch hing.
"Warum feierst du eigentlich deinen Geburtstag nicht?" Autsch. Mit der Frage hatte ich am wenigsten gerechnet. Jeder normale Mensch hätte bereits vergessen, dass ich so etwas erwähnt habe, aber natürlich nicht, wenn man ein Werwolf war.
Ich biss die Zähne zusammen und fixierte einen Punkt auf der Wand. Eigentlich wollte ich ja ehrlich zu ihm sein, wie damals, als ich ihn für einen etwas bekloppten Wolf hielt. Aber wollte ich wirklich so weit gehen? Er wusste zwar, dass David einfach verschwunden ist, aber ich habe es noch nie in Zusammenhang mit meinem Geburtstag gebracht. Oder mit meiner Mutter.
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Engelchen im Herzen, Teufelchen im Blut und den reinen Wahnsinn im Kopf
Loup-garou"Bis heute bringt das Schicksal uns Gestaltwandler mit unserer Seelenverwandten zusammen. Wir kennen diese unzertrennbare Verbindung als "Prägung". Hat sich ein Gestaltwandler das erste Mal verwandelt, so hat er die Möglichkeit, seine Gefährtin zu f...