5. Februar - Ausflug nach Ashford und Sättel putzen

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05. Februar

21.40 Uhr (irische Zeit)

Tag 2/91

Hoffentlich krieg ich den heutigen Eintrag etwas schöner hin, als den gestrigen. Strukturierter vor allem. Ist auf jeden Fall ein guter Anfang.

Ein langer und recht anstrengender erster richtiger Tag in Irland liegt hinter mir. Ich muss sagen, bisher gefällt's mir hier wirklich gut. Ich bin ein großer Fan der englischen Sprache und der irische Akzent gefällt mir sehr gut. Daher finde ich es wundervoll, dass den ganzen Tag überall um mich herum nur englisch gesprochen wird. Ich wollte schon lange wissen, wie das ist, wie es sich anfühlt und anhört. Endlich erlebe ich es mal. Ich merke schon, dass ich die Sätze auch jetzt gerade in meinem Kopf ins englische umformulieren will, einfach weil ich mich so daran gewöhnt habe in dieser kurzen Zeit. Ein richtiges Gespräch auf englisch mit jemanden zu führen, der kein Deutsch versteht, ist nämlich wirklich nicht leicht und erfordert einiges an Konzentration. Aber wie Ann bereits sagte: Mein Englisch ist jetzt schon sehr gut, aber wenn ich wieder nach Hause fliege, wird es brillant sein. Ich hoffe, dass sie Recht behält.

Ich habe die Nacht sehr gut geschlafen, das Bett ist wirklich bequem. Ich habe sogar besser geschlafen als Zuhause, einfach, weil ich mal eine ganze Nacht durchgeschlafen habe, während ich Zuhause mindestens einmal bis fünfmal in der Nacht von meiner Katze aufgeweckt werde, die entweder in mein Zimmer rein oder wieder heraus möchte. Hier hatte ich meine Ruhe, was wirklich schön war.

Um 9.30 Uhr war ich fertig angezogen unten in der Küche und habe dort Anns Mann kennen gelernt. Habe dann gefrühstückt und noch ein wenig Zeit in meinem Zimmer verbracht, bis wir los sind um etwas zu essen einzukaufen und Anns Schwester zu treffen. Wir waren zuerst in einem kleinen, netten Lädchen und haben die Einkäufe erledigt. Danach ging Ann in den Pub gegenüber um ihre Schwester zu treffen, während ich Ashford ein wenig erkundet habe. Kein großes Dorf, aber ganz nett. Ich hab mir den kleinen Park angeguckt, bin ein wenig spazieren gegangen und hab noch mal ein bisschen in dem einen Laden gestöbert, in dem wir gestern schon mit Anns anderer Schwester waren.

Danach sind wir noch Pferdefutter und Futtereimer kaufen gegangen. Ann hat acht junge Pferde, die ab Montag täglich in den Stall geholt und gefüttert werden sollen. Zur Zeit leben sie quasi wild auf den riesigen Wiesen des Hofes, aber Ann möchte einige von ihnen verkaufen. Daher werde ich sie auch putzen und daran gewöhnen, von Menschen berührt zu werden.

Nach dem Kauf hat sie mir das riesige Land gezeigt und wir sind die Zäune abgefahren, da die Pferde auf eine andere Wiese sollen. War alles in Ordnung. Ich hab dann noch das Futter ausgeladen und dann sind wir rein und haben Lunch gegessen. Hatte dann noch ein wenig Zeit in meinem Zimmer, die ich dazu genutzt habe mit meinen Freunden zu schreiben und mich aufzuwärmen (es ist wirklich verdammt kalt in diesem alten Haus, mit den einfach verglasten, undichten Fenstern und der fehlenden Isolierung. Die Heizungen gehen erst um vier Uhr nachmittags an), dann ging's an meine erste Arbeit. Neun Sättel und ein Haufen Trensen und Martingals mit Sattelseife bearbeiten. Die Sättel und einen Großteil der Trensen habe ich geschafft, den Rest mache ich morgen. War schon kurz vor 18 Uhr und Anns Tochter Connie war vom College zurück. Sie wollten mit mir nach Ashford

für's Dinner fahren. Also habe ich Connie kennen gelernt, das einzige von Anns vier Kindern, das noch Zuhause wohnt. Sie hat das Down-Syndrom, wodurch es für mich leider recht schwierig ist, sie zu verstehen. Ich hoffe es wird in den nächsten Tagen besser.

Wir sind dann zu dritt nach Ashford gefahren und haben in dem Pub gegessen, in dem Ann Mittags mit ihrer Schwester war. Das Essen war soweit in Ordnung, nicht unbedingt lecker, aber okay. Ann war nicht sonderlich begeistert, Connie auch nicht. Daher werden wir demnächst wohl woanders essen gehen.

Gestern und heute ging das warme Wasser nicht, da es ein Problem mit der Elektrizität gab. Wir alle hatten die Hoffnung schon aufgegeben, dass der Elektriker heute noch kommt (und damit auch die Hoffnung auf eine heiße Dusche), aber um halb neun kam er dann doch noch. Ich saß also zwanzig Minuten im Dunkeln, konnte dann aber endlich eine heiße Dusche im Bad, dem kältesten Raum des ganzen Hauses, nehmen. War ein tolles Gefühl. Jetzt sitze ich müde und frischgeduscht auf der beheizbaren Decke im Bett in meinem relativ warmen Zimmer und schreibe diesen Eintrag, während ich Musik höre (Musik ist wirklich wichtig für mich, ohne würde ich es keine zwei Tage aushalten) und mit meinen Freunden schreibe. Ich vermisse sie und das Nord (meine Lieblingskneipe) jetzt schon. Aber bald werde ich wieder dort sitzen und den Leuten über die laute Musik hinweg meine Erlebnisse aus Irland zuschreien.

Ich wünsche euch eine gute Nacht und bis morgen!

Von Pferden und Whisky - Reisetagebuch IrlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt