Kapitel 2

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Regulus

Stillschweigend schritt ich neben meinem Bruder durch die Eingangshalle des KingsCross Bahnhofes. Es war schon lange her, dass wir uns das letzte Malwie Brüder unterhalten hatten. Aber da war nichts, das wir einanderhätten sagen können. Also liefen wir nur schweigend nebeneinanderher. Wenn wir uns früher angeschwiegen hatten, dann lag das daran,dass der andere bereits wusste, was man sagen wollte bevor man es ausgesprochen hatte. Dies war ein anderes Schweigen, ein Schweigen,wie es zwischen zwei Menschen entsteht, die sich für die Stille schämen, aber nicht in der Lage sind, sie zu brechen.

So war der Anblick der Absperrung zwischen Gleis neun und zehn denn füruns beide eine große Erleichterung. Nachdem wir auf dem Gleis 9 ¾angekommen waren, standen wir uns noch einige Sekunden schweigend gegenüber. Schließlich war es Sirius, der die Stille brach: „Nun Brüderchen, ich wünsche dir noch ein erfolgreiches Schuljahr und viel Spaß mit deinen Todesser-Freunden." Das letzte Wort spuckte er geradezu aus.

Ichhatte schon vor langer Zeit den Versuch aufgegeben, ihm diese abfälligen Kommentare über meine Freunde aus zu treiben – also nickte ich ihm nur zu, drehte mich um und ging ohne ein weiteresWort schnurstracks auf den Hogwarts-Express zu, aus einem der Abteile winkten schon seine Freunde. Auf dem Bahngleis hatte ich kein bekanntes Gesicht gesehen, also mussten meine Freunde wohl schon im Zug sein. Als erstes machte ich mich auf den Weg zumVertrauensschüler-Abteil. Dort angekommen ließ ich mich neben meine„Kollegin" Bellatrix fallen. Während ich noch meinen Kofferunter dem Sitz verstaute, begrüßte ich sie mit den Worten „Na Cousinchen, wie waren die Ferien?"

Unter hochgezogenen Augenbrauen warf sie mir einen zweifelnden Blick zu.„Wir haben sie fast gänzlich zusammen verbracht, schon vergessen?", antwortete sie schließlich. Sie hatte Recht: dieses Jahr hatten Cygnus und Druella Black, Bellatrix' Eltern einenGroßteil der Familie auf ihr Anwesen eingeladen. Die ganze Prozedur hatte sich vier volle Wochen hingezogen. Und wie es unangenehmeEreignisse nun einmal an sich hatten, war die Zeit schrecklich lang geworden und fast schon hatte ich Sirius beneidet, der die ersten vier Wochen der Ferien bei diesem Blutsverräter-Freund namens Potter verbracht hatte. Aber jetzt saß ich endlich wieder im Hogwarts-Express, auf dem Weg in mein vorletztes Schuljahr.

„Wer ist eigentlich dieses Jahr Schulsprecher, jetzt wo dieses Hufflepuff Slammblut endlich weg ist?", wandte ich mich wieder an Bella. Diese Schüttelte nur den Kopf und sagte: „Keine Ahnung aber ich hoffe,dieses Jahr bekommen wir jemand Fähigeren. Wir werden es gleicherfahren."

Und sie sollte Recht behalten: Kurz nach dem sich der Zug ratternd in Bewegung gesetzt hatte, öffnete sich die Waggontür und der Slytherin-Siebtklässler Antonin Dolohow betrat das Abteil. Ich vernahm neben mir ein Stöhnen. Jetzt erst viel mir ein, dass Bellaim letzten Jahr kurz mit ihm zusammen gewesen war bevor sieschließlich Schluss gemacht hatte. Regulus konnte nur vermuten, dass Slughorn sich für sein Haus ziemlich ins Zeug gelegt hatte, damit Dolohow Den Titel des Schulsprechers erhalten hatte. Nach meiner Meinung hatte dieser nämlich nur Stroh im Kopf. Bellatrix schien diesen Verdacht zu teilen. Sie saß mit geschlossenen Augen neben mir und murmelte etwas unverständliches in ihre vorm Gesichtverschränkten Hände. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen.

Hinter Dolohow schob sich noch eine schmächtige Ravenclaw in das Abteil.Sie wirkte ziemlich verloren wie sie dort so neben diesem Koloss vonHüter stand der jetzt angefangen hatte, sich einen Weg durch das Abteil zu bahnen.

Nach einer ziemlich ermüdenden Einweisungsrede, bei der die Ravenclaw im Grunde kaum zu Wort gekommen war, außer das sie Dolohow, nachdem er den komischen Ravenclaw angemacht hatte, ein kleines bisschen rund gelutscht hatte,  konnten ich und Bella endlich mit den Kontrollgängen durch den Zug beginnen. Wir wiesen hier und dortein paar Erstklässler zurecht, drohten einigen Griffindors mit Strafarbeiten und konnten uns schließlich selbst ein Abteil suchen. Die meisten waren schon voll, aber Nott, Scabior, Greyback und Rabastan hatten uns einen Platz freigehalten. Normalerweise war dieStimmung zwischen uns eigentlich immer recht ausgelassen undungezwungen aber dieses Mal schien sich etwas verändert zu haben.Dass Fenrir ohne einen Ton zu sagen finster Löcher in die Luftstarrte und nur gelegentlich einen spöttischen Kommentar abgab, warnichts Neues – Er tat im Grunde nie etwas anderes. Aber auch Bella wirkte ungewohnt verklemmt und es machte den Eindruck, als hätten Nott und Scabior sich gestritten: Sie starrten überall hin, außer zum jeweils anderen und sagten kaum ein Wort. Die Stimmung änderte sich die ganze Fahrt nicht und so konnte ich fast hören, wie im ganzen Abteil aufgeatmet wurde, als der Zug schließlich zum stehenkam.

Nacheiner kurzen Ansprache von Dumbledore, in der er uns, wie er es schonseit geraumer Zeit tat, angehalten hatte, unsere Entscheidungen weisezu fällen – Ich hatte gehört wie Bella abfällig geschnaubt hatte- konnten wir uns endlich in unsere Schlafsäle zurück ziehen.

Erstals alles um mich herum ruhig geworden war und ich in meinem warmenBett lag, viel mir auf, wie sehr ich das alles hier vermisst hatte:die endlose Stille, in die uns der See hüllte; die zuverlässigekraftspendende Kühle und vor allem die tanzenden Reflexionen desMondlichts, die der See an die Decken der Räumlichkeiten warf. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 03, 2017 ⏰

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