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Als wir im Haus ankamen wusste ich zuerst nicht was ich tun sollte, also stellte ich mich unschlüssig an den Rand der Türe. Mein Vater bemerkte natürlich sofort, dass ich nicht weiter wusste und half mir auf die Sprünge. „Willst du ihm denn nicht das Haus zeigen? Immerhin muss er sich hier ja auskennen, oder nicht?", sagte er halbherzig. Er war wohl immer noch etwas eingeschnappt. Ich nickte und wollte mich gerade auf den Weg machen, als ihm dann doch noch etwas einfiel. „Komm in mein Büro wenn du fertig bist. Wir haben einige Dinge zu besprechen.", er sagte das so beiläufig wie möglich um Mia nichts merken zu lassen aber ich war mir sicher, ob auch ihr der Unterton in seiner Stimme aufgefallen war. „Darf ich mitkommen bei der Führung?", fragte sie, immer noch total aufgedreht. „Nein." war alles was mein Vater dazu sagte. Selbst hatte ich eigentlich nichts dagegen aber ihm jetzt zu wiedersprechen war sinnlos, also beließen wir es dabei und Mia ging schmollend nach oben in eines ihrer Zimmer. Auch mein Vater verzog sich und so widmete ich meine Aufmerksamkeit nun Alexander. „Okay, dann...werde ich dir jetzt mal alles zeigen.", sagte ich fröhlich grinsend. Obwohl nun niemand mehr in der Nähe war der mir meine eigentlich schlechte Laune hätte anmerken können hatte ich ein ungewöhnlich gutes Gefühl in seiner Nähe. Er nickte stumm und schaute mir mit seinem leblosen Blick in die Augen. Also begann ich mit meiner Führung und erklärte alles ganz genau. Ich war sehr freundlich und erwartete eigentlich immer ein weiteres lächeln von ihm zu sehen aber er verzog keine Miene. Die ganze Zeit über starrte er nur vor sich hin, nickte wenn er verstanden hatte und fragte rein gar nichts. Meine Hoffnung, einen noch etwas menschlichen Diener gefunden zu haben schrumpfte mit jedem Schritt. Bis wir schließlich im letzten Raum ankamen, meinem Zimmer. „So, und das hier ist mein Zimmer.", erklärte ich ihm und stellte mich demonstrativ in die Mitte des großen Raumes. Er nickte wieder und schaute sich um. „Gefällt es dir?", fragte ich etwas zu motiviert. „Ja.", war alles was er erwiderte. Nun war auch mein letzter Funken Hoffnung erloschen. Wie konnte man einen Menschen nur derart emotionslos machen? Was hatten sie mit ihm angestellt das er so geworden ist? Bevor sie mir meine gute Laune verderben konnten vertrieb ich die bösen Gedanken und konzentrierte mich auf die Person, oder Maschine, wie auch immer, die vor mir stand. „Gut, ich denke ich muss jetzt los zu meinem Vater. Du kannst es dir hier bequem machen, wenn du willst.", sagte ich und ließ ihn einfach so stehen. Er wird ja wohl selbst genug Verstand haben um sich einen meiner Stühle zu nehmen und sich hinzusetzen, dachte ich.

Vorsichtig klopfte ich an der Tür zum Büro meines Vaters an und wartete auf sein übliches „Herein." Aber es kam keine Antwort. Das war schon mal ein schlechtes Zeichen. Also öffnete ich einfach langsam die Türe und setzte einen Fuß vor den anderen. Er saß, wie immer, in seinem übergroßen Sessel hinter seinem Schreibtisch und wartete, die Hände verschränkt, darauf dass ich endlich herein kam. Als ich seinen Gesichtsausdruck bemerkte hatte ich plötzlich den Drang dazu ganz schnell wieder um zu drehen und zu verschwinden. Er sah noch ernster aus als sonst. Aber natürlich tat ich das nicht. Im Gegenteil. Mit steifen Beinen bewegte ich mich auf den Stuhl vor ihm zu und setze mich ihm gegenüber. Für ein paar Minuten sagte keiner von uns auch nur ein Wort bis er endlich das Schweigen brach. „Was hast du dir dabei gedacht Katharina?", fragte er aufgewühlt. „Findest du das etwa lustig? Wenn irgendwer herausfindet woher dieser Alexander kommt und was für eine Bewertung er hat sind wir ruiniert! Wir können es uns nicht leisten dass er einen Fehler macht und wir ihn zurückbringen! Zum einen weil es verschwendetes Geld wäre und zum anderen weil alle Welt uns niedermachen wird!", er brüllte mich nahezu an. Ich starrte nach unten auf meine Hände, nicht fähig, darauf eine Antwort zu geben. Mein Vater lief ein paarmal vor mir hin und her und überlegte angestrengt. „Hör zu. DU bist verantwortlich für ihn. Also erziehe ihn gut. Und WEHE ich sehe ihn auch nur einmal einen Fehler machen! Ich werde DICH ganz alleine dafür verantwortlich machen.", er sagte das so ernst wie er noch nie mit mir gesprochen hat. Auch wenn er seine Töchter über alles liebte, das einzige was ihm noch wichtiger war, war sein Ruf in der Öffentlichkeit. Unsere Familie war seit Generationen berühmt dafür, besonders gute Geschäfte zu führen und wir waren nur dank der Öffentlichkeit derart reich. Er hatte schon Recht. Sobald wir unseren Ruf für den Rest der Welt verloren, könnten wir auf der Straße enden. Dann setzte er sich endlich wieder hin und atmete einmal tief durch. „Es tut mir leid.", brache ich nach einer Weile heraus. Er erwiderte nichts. „Heute Abend um 19 Uhr kommen die Gäste. Du solltest so langsam die nötigen Vorbereitungen treffen.", sagte er dann. „Ja, Vater.", antwortete ich. Noch immer traute ich mich nicht, ihm in die Augen zu sehen. Er war wirklich schlecht gelaunt obwohl es inzwischen schon langsam wieder abnahm. Dann deutete er mit einer schnellen Handbewegung auf die Tür, um mir damit zu sagen, dass ich gehen konnte. Also stand ich auf und ging aus dem Zimmer. Ich achtete darauf, die Türe extra leise und vorsichtig zu schließen denn er hasste es, wenn man seine sündteuren Türen zuknallte. Nun war mein Enthusiasmus endgültig weg. Mein Tag war vollkommen verplant und nichts auf dieser Welt konnte mich jetzt noch aufheitern. Als ich mein Zimmer erreichte blieb ich wie vom Blitz getroffen stehen. Alexander stand tatsächlich noch genauso da wie ich ihn zurückgelassen hatte. Ich ging einmal um ihn herum und betrachtete ihn von allen Seiten. Keine Reaktion. Für einen Moment dachte ich daran dass er sich vielleicht irgendwie abgeschaltet haben könnte oder einen Kurzschluss hatte. Immerhin war er zur Hälfte eine Maschine. Ich wedelte wie eine Blöde mit der Hand vor seinem Gesicht rum und erwartete eigentlich keine Bewegung von ihm. Genau deshalb erschrak ich dann auch, als sein Blick plötzlich auf mich fiel. „Darf ich fragen, was Sie da tun?", fragte er an mich gerichtet. Wow, der erste Satz den er sprach seitdem wir die Fabrik verlassen haben. Nun war mir mein kleiner Auftritt peinlich. Ich wusste nicht wie ich ihm darauf antworten sollte. „Uhm... ich dachte... naja... ach, vergiss es.", sagte ich dann schnell um vom Thema abzulenken. „Kann ich Ihnen mit irgendwas dienen?", förmlich wie immer und typisch Diener. Aus irgendeinem Grund fand ich sein Verhalten irritierend. Ich hatte es mir komplett anders vorgestellt. Irgendwie lockerer. „Nein. Ich habe alles was ich brauche, danke.", erwiderte ich und machte mich auf den Weg zu meinem Schrank. Er blieb einfach stehen und tat nichts. „Du kannst dich gerne setzen wenn du willst.", sagte ich dann als ich bemerkte wie reglos er war. „Ich habe keinen Willen. Ich wurde geschaffen, um zu dienen.", antwortete er. Sein Blick war wieder genauso leblos wie vorher. Seine Willenlosigkeit brach mir fast das Herz. Ich wollte ihn nicht so sehen. Er war immerhin auch noch zur Hälfte ein Mensch. „Ich erlaube dir, dich hinzusetzen wann immer du gerade nichts zu tun hast.", sagte ich dann, doch er tat es nicht. Mit einem Seufzen widmete ich mich wieder meinem Schrank. Die Girlanden waren in dem Fach ganz oben und da mein Schrank wie so ziemlich alles hier auch sehr groß war, hatte ich Probleme, dorthin zu kommen. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, doch ich erreichte es immer noch nicht. Plötzlich stand Alexander dann neben mir und starrte mich an. Ich wäre vor Schreck beinahe umgefallen. „Kann ich Ihnen behilflich sein?", fragte er. Ohne ein Wort zu sagen machte ich ihm Platz. Er hatte die Box mit den Girlanden im Handumdrehen runter geholt und reichte sie mir. „Danke.", sagte ich staunend und nahm sie entgegen. Er sah mir dabei zu, wie ich auspackte und wartete mal wieder darauf dass ich ihm einen Befehl gab. Eigentlich war es ihm untersagt, mich etwas zu fragen und er wusste das auch, deshalb war er wohl so zurückhaltend. Ich wollte ihn zwar nicht beherrschen, aber ihn dort hinten in der Ecke vergammeln lassen wollte ich auch nicht, also entschied ich mich dazu, ihn arbeiten zu lassen. „Kannst du gut dekorieren?", fragte ich ihn. Er schaute mich verwirrt an. „Ich habe das vorher noch nie gemacht. Aber wenn Sie es von mir verlangen, werde ich mein Bestes geben.", erwiderte er dann. „Gut, dann darfst du jetzt gleich mal die Eingangshalle mit diesen Girlanden hier dekorieren.", sagte ich dann und reichte ihm die Box wieder. „Es wird mir eine Ehre sein, Ma' am.", und mit diesen Worten wollte er sich schon auf den Weg machen. Aber ich war noch nicht fertig mit ihm. „Warte mal noch kurz bitte.", ich hatte immer noch die Angewohnheit, höflich bitte zu ihm zu sagen. Er drehte sich um, und schaute mich durchdringend an, mit seinen leblosen, braunen Augen. „Du musst mich nicht mit ‚Sie' ansprechen oder mit ‚Ma'am'. Mir reicht es wenn du DU zu mir sagst.", ich hoffte damit einen ersten Erfolg zu erzielen. Für einen Moment war er wie erstarrt. Dann nickte er wieder und ging davon. Dieses Ergebnis war durchaus zufriedenstellend. Nun hoffte ich nur, dass er ein Naturtalent im Dekorieren war, ansonsten war ich aufgeschmissen. Sobald er außer Sichtweite war, ging ich ins Bad, um mich erneut frisch zu machen. Es waren noch 5 Stunden bis die Gäste kamen und ich hatte immer noch dieses rote Kleid an. Ich entschied mich, lieber etwas Bequemes anzuziehen während ich alles vorbereitete und schlüpfte schnell in Jogginghosen und ein T-Shirt. Es waren alte Klamotten aber ich liebte sie trotzdem. Eigentlich war es ja für eine Person wie mich nicht üblich, bequeme Sachen anzuziehen aber ich dachte mir, solange mich niemand sieht, ist es okay. Nachdem ich meine Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, machte ich mich auf den Weg nach unten. Ich hoffte nach wie vor inständig, dass Alexander seine Sache gut machte. Genau aus diesem Grund fiel ich dann aus allen Wolken, als ich die Eingangshalle erreicht hatte. Quer über die Decke hingen Rosa-Weiße Girlanden, ebenso waren welche um die Säulen gewickelt. An Türen und Fenstern waren schöne Schleifen in denselben Farben befestigt und auch die Blumentöpfe waren dekoriert. Sogar der rote Teppich war ausgerollt, so wie es gehört. Es war wunderschön, besser als ich es jemals hätte machen können und der Anblick von Alexander in der Mitte des Ganzen machte es erst recht umwerfend. Langsam und staunend über sein Werk ging ich zu ihm. „Wow, das ist Wahnsinn! Und du hast das gerade wirklich zum ersten Mal gemacht?", fragte ich mit großen Augen. „Ja.", antwortete er schlicht. „Schön, dass es Ihnen gefällt.", er sprach mich immer noch so förmlich an. Wahrscheinlich war es Angewohnheit. Ich seufzte. „Alexander. Ich bin dir echt dankbar dafür was du hier machst aber würdest du mich bitte behandeln wie eine Freundin und nicht wie eine Prinzessin? Du kannst mich mit Du ansprechen.", erklärte ich nochmal. Er schaute mich an und blinzelte ein paar Mal, als hätte er nicht ganz verstanden. „Gut. Wenn du es so willst werde ich dich ab sofort mit Du ansprechen.", sagte er dann. Es sah ganz so aus als hätte er endlich begriffen. „Macht es dir Spaß, zu dekorieren?", fragte ich ihn nach einer Weile. Er starrte mich an mit einem verständnislosen Blick. „Tut mir leid aber... ich verstehe nicht ganz.", er schien verwirrt zu sein. Genauso verwirrt war ich über seine Antwort. „Was genau ist... Spaß?", fragte er dann, als ich nichts zu erwidern wusste. Das war das letzte was ich erwartet hatte. Er wusste tatsächlich noch nicht einmal was Spaß war. Sie mussten ihm wirklich auch die letzten kleinen Gefühle geraubt haben. Zuerst dachte ich daran es ihm zu erklären, aber dann viel mir ein, dass das nichts nützen würde. Der arme Kerl würde es wahrscheinlich beim besten Willen nicht begreifen. Und außerdem, wie sollte man Spaß erklären? „Achso. Dann... wärst du so lieb und dekorierst das Wohnzimmer und die oberen Gänge auch?", fragte ich ihn. Eigentlich musste ich es ihm nur sagen und er würde es tun aber ich wollte nicht zu unhöflich zu ihm sein. Selbst wenn ich ihm sagen würde er solle von einer Klippe springen würde er es tun, ohne zu zögern. Er war mir vollkommen ausgeliefert. Nur wenn es darum ging, dass er durch den Befehl gegen Regeln verstoßen würde, dann würde ihn ein innerer Mechanismus davon abhalten. „Natürlich.", antwortete er dann und machte sich auf zu unserem Wohnzimmer. Ich folgte ihm, nur um zu beobachten, wie er das machte. Geschickt und schnell packte er die Girlanden aus, entwirrte sie und ging dann in die Mitte des Zimmers, um sich umzusehen. Er bemerkte gar nicht, dass ich ihm zusah, so versunken war er in seine Arbeit. Als er die passende Stelle gefunden hatte ging er hin und hing die Girlande auf. Für einen Moment dachte ich schon fast ein Lächeln auf seinem Gesicht zu sehen aber es war so schnell wieder weg, dass ich mir nicht sicher war. Es hätte auch Einbildung sein können. Dann vielen mir meine eigenen Pflichten wieder ein. Ich hatte noch Hausaufgaben zu erledigen und musste noch einige Telefonate tätigen. Also ging ich als erstes zu unserem Telefon in der Eingangshalle und rief den Koch an um ihm Bescheid zu sagen, ab wann er kommen soll. Danach waren der Bäcker dran und dann noch die Verwandten von denen ich noch die Bestätigung brauchte dass sie kommen würden. Drei von ihnen sagten endgültig ab und die restlichen fünf sagten zu. Gut, das Telefonieren hatte ich schon mal hinter mir. Ich entschied mich dafür, lieber noch mal nach Alexander zu sehen und dann erst die Hausaufgaben zu machen. Also ging ich ins Wohnzimmer aber da war er nicht mehr. Dafür war es genauso atemberaubend dekoriert wie die Eingangshalle. Ebenfalls in Rosa und Weiß. Er hatte sogar einen großen Banner an die Wand gehängt auf dem stand: Alles Gute zum 16. Geburtstag, Katharina! Ich betrachtete es noch eine Weile lang und begab mich dann in Richtung meines Zimmers. Träge ging ich die Treppe hinauf und wäre beinahe gegen Alexander gelaufen wenn dieser nicht rechtzeitig ausgewichen wäre. „Oh, es tut mir leid. Ich hatte dich gar nicht bemerkt.", sagte er entschuldigend und stellte sich beschämt etwas entfernt von mir an die Wand. Er schaute zu Boden und traute sich nicht, mir in die Augen zu sehen. „Nein nein, du musst dich nicht entschuldigen! Es war mein Fehler, ich hätte beim Laufen nach vorne sehen sollen und nicht auf meine Füße.", ich lachte fast bei dem Gedanken wie ich wohl ausgesehen haben muss aber dann viel mir sein Gesichtsausdruck auf. Er sah immer noch niedergeschlagen aus. „Du machst deine Sache hier prima. Mach nur weiter so.", sagte ich dann, in der Hoffnung ihn damit etwas aufzumuntern. Dann endlich schaute er mir wieder ins Gesicht. Seine kalten, braunen Augen waren absolut emotionslos. „Danke. Ich versuche mein Bestes.", antwortete er und machte sich wieder an die Arbeit. Als ich wieder loslief, achtete ich extra darauf, einen Bogen um ihn zu machen, damit sowas nicht noch einmal vorkam. Ich wollte es ihm nicht noch schwerer machen, als es ohnehin schon war. Hausaufgaben waren das Letzte was ich jetzt machen wollte aber es musste sein. In etwa zwei Stunden würde meine Lehrerin kommen und sie mitnehmen. Ja, ich hatte, so wie alle anderen reichen Kinder, Privatunterricht. Meine Lehrerin war eine alte Ziege und ich konnte sie überhaupt nicht leiden. Zum Glück war ich gut in den Hauptfächern so dass sie mir hin und wieder auch mal ein kleines Lob zusprach. Auf dem Weg zu meinem Zimmer lief ich an einem von Mia's Spielzimmern vorbei und konnte sie darin spielen hören. Eigentlich wollte ich weitere Zwischenfälle vermeiden die mich davon abhalten könnten meine Pflichten zu erledigen aber ich konnte einfach nicht anders. Also klopfte ich an der Tür und kurz darauf hörte ich auch schon ihre Stimme rufen: „Herein!". Mia saß auf ihrem Spielteppich und las ein Buch mit ihrem Lieblings Kuscheltier im Arm. „Hallo Kathi! Willst du auch zuhören bei meiner Geschichte?", fragte sie mit leuchtenden Augen. Sie konnte so unglaublich süß sein, wenn sie etwas wollte. „Natürlich will ich das! Aber ich habe leider nicht viel Zeit. Du weißt ja, ich muss noch Hausaufgaben erledigen.", erklärte ich ihr. „Gut, dann lese ich dir nur eine kurze Geschichte vor.", sagte Mia und blätterte in ihrem Buch herum. Dann hatte sie endlich die richtige Seite gefunden und wollte gerade anfangen zu lesen, als sie stoppte. „Aber... wo ist denn Alexander? Will er keine Geschichte hören?", fragte sie mich mit großen Augen. Sie mochte ihn wohl wirklich sehr. „Ich bin mir sicher, er würde sie auch gerne hören aber er darf es nicht. Er muss leider arbeiten.", man konnte förmlich sehen, wie enttäuscht sie war, als ich das sagte. Zum Trost strich ich ihr über den Kopf, was ihr Lächeln wieder zurückbrachte. Wir verstanden uns auch ohne Worte. Dann fing sie an zu lesen. Obwohl sie erst in der zweiten Klasse war, las sie eigentlich recht gut. Und es machte ihr großen Spaß. Als sie fertig war klappte sie das Buch zu und hüpfte auf meinen Schoß. „Hat dir die Geschichte gefallen?", fragte sie aufgeregt. Ich nickte, was sie zum Lachen brachte. „Ja, es war ganz toll. Und ich bin begeistert wie schön du schon lesen kannst! Ich bin wirklich stolz auf dich.", sagte ich ihr. Sie drückte mir einen Kuss auf die Wange, knuddelte mich und sagte dann: „Danke! Ich übe jeden Tag damit ich irgendwann genauso gut bin wie du!". Ich konnte es kaum glauben, meine kleine Schwester war tatsächlich immer noch mein größter Fan. Bevor ich aufstand, drückte ich sie noch mal. „Ich hab dich lieb, Süße. Aber jetzt muss ich wirklich gehen.", sie legte sich wieder zurück auf ihren Teppich und blätterte in ihrem Buch. „Ich hab dich auch ganz fest lieb!", antwortete sie.

Metal HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt