Chapter I • Verloren

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Meine Zofen richteten mich für den heutigen Tag her. Ich trug heute ein bordeauxrotes Kleid, dass sich von meiner ebenmäßigen elfenbeinfarbener Haut und meinen stechenden grünen Augen abhob. Meine weißblonen Haare flogen in Wellen über meine Schultern und alles wurde mit einer edlen Goldkette und prächtigen Ohrringen gekrönt.

„Wow!", sagte Zoe, einer meiner Zofen. „Du sagst es!", pflichtete ihr Mary bei. Meine Zofen übertrafen sich heute selbst. Ich erkannte mich selbst kaum wieder, als ich mich im Spiegel betrachtete. Aber ja, dass war sicher ich, die Prinzessin von Victoria, Elizabeth Victoria Aurum, Tochter von König Gabriel Victor Aurum und seiner geliebten Ehefrau Königin Aurora Aurum und Schwester von Henry Victor Aurum, dem Thronerben und damit nächster König und Liebling des Landes Victoria. „Wundervoll. Ihr seit einfach die besten Zofen, die man sich wünschen kann", lobte ich Zoe und Mary. Ein strahlendes Lächeln erschien auf den Gesichtern der beiden und sie knicksten.

Ich ging zum Speisesaal und wieder mal wurden mur auf allen Seiten blicke zugeworfen. Einige schnappten nach Luft, andere blieben mit weit aufgerissenen Augen stehen. Doch ich ließ mich nicht beirren und saß mich an meinen gewohnten Platz, gegenüber von meinem Bruder neben meinen Eltern, die an den Kopfenden saßen. „Guten Morgen, Schatz", begrüßte mich die engelsklare Stimme meiner Mutter. „Guten Morgen", begrüßte ich sie ebenfalls. Aber irgendetwas stimmte nicht. Erst jetzt bemerkte ich die Traurigkeit in den Augen meiner Mutter, die tiefen Augenringe. Ich sah zu meinem Vater der mich Ernst ansah und zu meinem Bruder, der sehr abwesend wirkte.

„Was ist los?", fragte ich beunruhigt und versuchte nicht panisch zu werden. Meine Eltern verhielten sich nur so, wenn sie sehr, sehr schlechte Neuigkeiten zu überbringen hatten. Mum sah Dad auffordernd an und er sagte nur mit schwacher Stimme: „Wir müssen dir etwas mitteilen."
Ich ließ erwartungsvoll meinen Blick von meinem Vater über meinen Bruder zu meiner Mutter schweifen. „Du ..", fing mein Vater an, doch seine Stimme erstarb schnell. Mein Herz fing an immer schneller zu pochen. Was hatten sie zu sagen? Was? War es so schlimm? Hatte ich etwas angestellt? Oder ein politisches Problem? Das hörte sich nicht gut an. „Du wirst heiraten."

Er sagte es einfach so und damit erst der Anfang. „Mit Prinz Maximillian. Es ... Es muss so sein ... Wir können nicht anders .. Du bist unsere einzige Chance..." Er stotterte vor sich hin. Ich sah zu Mum und sie kämpfte mit den Tränen:„Wir haben eigentlich noch nie etwas von so ... Hochzeiten gehalten, wie es deine Vorfahren bevorzugt hatten, aber bitte Liebes, du musst verstehen ... Wir können nicht anders." Doch ich hörte schon gar nicht mehr zu. Es fing an in meinen Ohren zu rauschen. Mein Herz fing an zu rasen und ich merkte, wie es mir immer schwerer fiel zu atmen.

Ich musste hier raus. Ich musste fliehen. Das darf nicht war sein. Sie wollten mich verheiraten mit einem Typen den ich kaum kannte. Ich rannte aus dem Speisesaal hinaus in den Schlossgarten. Meine Schritte beschleunigten und ich steuerte auf den düsteren Wald zu. Ich merkte, wie Wachen die Verfolgung aufnahmen. Bald war ich umhüllt von den dichten Bäumen des Waldes, die nur einen kleinen Anteil an Sonnenlicht durchdringen ließen. Irgendwann hörte man die Schritte nicht mehr, sondern nur noch das Knacksen der Äste unter meinen Füßen und meinen schweren Atem.

Plötzlich stolperte ich über eine dicke Wurzel eines Baumes und fiel zu Boden. Ich spürte einen dumpfen Schmerz und schrie auf. Mein vorher noch so schönes Kleid war jetzt eigentlich nurnoch ein großer Stofffetzen. Ich wusste nicht wie mein Gesicht aussah, aber wahrscheinlich verschrammt und verdreckt vom hinfallen. Sofort rolltrn mir heiße Tränen über meine Wange und ich fing an wie wild zu schluchzen. Wie konnte sich mein ach so perfektes Leben in ein Albtraum verwandeln? Warum? Ich fing an zu zittern. Es war kalt, hier in diesem dunklen Wald. Und beängstigend. Ich presste mich gegen den Baumstamm. Wo war ich eigentlich nochmal hergekommen? Von dort oder von da? Ich wusste es nicht mehr. Ich war verloren.

ι нaтe yoυ тo тнe мoon and вacĸWo Geschichten leben. Entdecke jetzt