Auf leisen Sohlen schlich ich mich barfuß durch den großen dunklen Wald. Es war vier Uhr in der Früh, die einzige Zeit zu der ich mich mit Ares ungestört treffen konnte. Wir mussten unsere Treffen heimlich von statten bringen, denn unsere Eltern hassten sich. Schon seit Generationen brachen ständig zwischen den beiden Clans kleine Kriege aus, wessen Waldstück wem zustand. Unsere Liebe war verboten, doch wir konnten nicht ohne einander.
Auf dem moosbedeckten, großen Stein wartete ich sitzend auf meinen Geliebten, während ich leise und aus weiter Ferne einen Vogel zwitschern hörte. Ich hatte mir wieder rote kleine Blüten in mein braunes langes Haar gesteckt. Somit rochen sie wunderbar und ich wusste, dass Ares es mochte, wenn meine Haare mit Blumen geschmückt waren. Er meinte dann, dass er mir so noch weniger widerstehen konnte. Mein weißes Nachtkleid hatte ich angelassen, denn es harmonierte perfekt zu meinem Haar und meine Flügel mit einem leichten Rosastich passten zu fast allem. Eine gefühlte Ewigkeit wartete ich auf Ares, doch als ich ihn anmutig wie ein Panther auf mich zulaufen sah, beschleunigte sich mein Herzschlag sofort. Mit einem breiten Grinsen kam er zu mir und begrüßte mich mit einem innigen Kuss.
"Ich habe dich so vermisst, Gaia", flüsterte er und roch an meinem langen Haar.
"Unser letztes Treffen ist doch erst 24 Stunden her", neckte ich ihn und bettete meinen Kopf auf seine linke Schulter.
"Siehst du, viel zu lange habe ich meine schöne Gaia nicht sehen können", meckerte der Blondschopf neben mir.
Ich seufzte zustimmend und fragte ihn wie sein Tag gewesen sei.
"Anstrengend", antwortete er mir, "Vater nervte wieder wegen Rhea. Er möchte mich gestern schon mit ihr verheiratet wissen. Ich würde ihm so gerne von dir erzählen, doch ich habe Angst um dich. Was, wenn sie dich als Bedrohung ansehen und versuchen dich auszulöschen?"
"Ich hasse Rhea. Außerdem würde deine Familie zu spät kommen, um mich zu verjagen, schließlich habe ich dich schon vergiftet", grinste ich und küsste ihn leicht auf seine rosige Wange.
"Gaia?"
"Ja?", fragte ich neugierig zurück, nicht wissend woher der plötzliche Themenwechsel kam.
"Ich liebe dich."
"Ares?"
"Ja?"
"Ich liebe dich. Vergiss das nicht."
Er drehte seinen Kopf in meine Richtung und schaute verträumt in meine blauen Augen. Sanft zog er meinen Kopf näher zu sich und platzierte einen Kuss auf meine vollen Lippen.
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Kristallklarer Morgentau
ФэнтезиEin Streit zwischen zwei Feenstämmen und Gaia steckt mittendrin. Schon seit unzähligen Jahren brandete der Streit um das Land im Wald erneut auf und sie verliebte sich ausgerechnet in den Feenjungen, der ihr am meisten verboten war. Zwei verfeindet...