ONE SHOT

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Wie lange noch, bis es jemand bemerkt?
Wie lange noch, bis mir jemand sagt, dass ich dünner geworden bin?
Wie lange noch, bis das alles vorbei ist?

Wir führen Tagebuch auf unserer Haut. Eine Narbe, ein schlechter Tag.
Auf alte Wunden, die niemals heilen und jeder sieht, wie wir leiden.

„Himchan mach die Tür auf!", schreit Yongguk in unser gemeinsame Schlafzimmer. Er klopft heftig an der Tür und versucht so, sich ein Eintritt zu verschaffen. Ich schreie:„ Ich schreib mein Tagebuch! Also lass mich alleine!" Ich höre nur noch wie er sich von der Tür entfernt. Kaum höre ich nichts mehr, kommen wieder die Tränen. 'Warum merkt er nichts?' Meinen "Stift" nehme ich und ''schreibe'' weiter in mein''Tagebuch''. Es schmerzt schon lange nicht mehr so sehr wie beim ersten Mal ... leider. Den Schmerz versuche ich jedes mal wieder so hinzubekommen, aber es geht einfach nicht mehr. Meine Oberschenkel sind wieder voller Blut. Ein lautes Seufzen kommt mir über meine Lippen. Ich hasse Rückfälle. Ich war 3 Monate clean und jetzt das. Aus heiteren Himmel kam es wieder über mich. Okay, so plötzlich war das nun auch wieder nicht. Bang hatte mal wieder irgendeinen Spruch rausgedrückt, wie dick ich doch sei. Er weiß nicht, wie sehr ich damit noch zu kämpfen haben und dann sagt er das, ausgerechnet er. Hätte das jemand anderes gesagt, wäre ich vielleicht stark geblieben. Aber ich liebe ihn und alles, was er zu mir sagt, verletzt mich auf irgendeine Art und Weise ziemlich. Ein letzter Blick auf die blutenden Wunden. Kaum 2 Minuten später habe ich sie in Verbänden gewickelt und man kann sie nicht mehr sehen. Keiner weiß davon.. Außer Baekhyun von EXO. Er hat mich mal erwischt, wie ich das hinter der Bühne gemacht habe. Naja ich habe ihm alles anvertraut und nun hilft er, wo er nur kann. Manchmal, wenn ich nicht mehr kann, schlafe ich bei ihm. Einige Male war ich tagelang im EXO-Dorm, nur um mich wieder zu beruhigen. Die meisten Wochenenden, wenn wir keine Auftritte haben, verbringe ich bei ihn. Eigentlich bin ich fast immer da. Den anderen EXO-Membern ist das egal und meinen Bandkollegen (leider) auch. Sie brauchen mich sowieso nicht mehr.

Keiner braucht mich eigentlich, wenn ich so darüber nach denke. Ich nerve sowieso nur. Die Fans mögen mich nicht richtig. Daehyun, Youngjae, Jongup und Zelo sind genervt von mir und zeigen mir das auch regelmäßig. Und Yongguk. Der kann mich am wenigsten leiden. Seit Monaten beachtet er mich kaum noch und drückt mir immer wieder dämliche Sprüche rein. Ich müsste ihn eigentlich hassen. Warum auch immer, aber ich kann es nicht.
Ich liebe ihn.. Leider ist mein Wunsch, eine Beziehung mit Bang zu führen, absolut unrealistisch.
Dieser eine Gedanke kommt wieder hoch. Ich weiß er ist falschm aber er kommt immer wieder und zerstört mich von innen. Einmal war ich kurz davor, aber dann kam Baekhyun und hat mich davon abgehalten. Es war ein schöner Moment, als ich da so auf der Brücke stand. Alles war still, es hat leicht geregnet und keine Mensch war zu sehen. Wäre Baekhyun nur eine Minute später gekommen, wäre ich nicht mehr hier und müsste nicht jeden Tag kämpfen.

Ich versuche aufzustehen und die Tür aufzumachen, brauche aber ein paar Versuche. Nach diesem Mist bin ich immer ziemlich schwach. Es macht mir aber schon lange nichts mehr aus. Ich gehe ins Wohnzimmer. Jongup und Junhong zocken, wie immer. Auf dem Tisch steht das Telefon, seufzend wähle ich Baekhyuns Nummer. Es wählt und dann diese nervige Computerstimme. „Dieser Teilnehmer ist zur Zeit nicht erreichbar." Ausgerechnet jetzt. Seufzend lege ich das Telefon weg und mache mich wieder auf ins Schlafzimmer. Meine große Tasche hole ich aus meinem Schrank und packe meine Klamotten in die Tasche. Ich muss heute noch zu Baekhyun. Als ich fertig gepackt habe, ziehe ich mir schnell meine Schuhe und meine Jacke an und verschwinde aus unserer Wohnung. Wenn ich zu Fuß gehe, brauche ich etwa 45 Minuten, mit dem Bus etwa 30. Ich entschließe mich, zu gehen. 45 Minuten Zeit um nachzudenken. Es ist schon spät abends und Seoul sieht einfach nur wunderschön aus. Wie die ganze Werbeplakate leuchten. Ich schlendere durch die Stadt, bis ich zu irgendeinem Kiosk komme. Ich gehe hinein und kaufe mir Alkohol . Ich brauche das jetzt, ich brauche Ablenkung. Vielleicht bin ich ein Idol, aber ich bin viel mehr ein kaputter Mensch. Meinen Plan ändere ich, als ich die Flasche in meiner Hand sehe. Ich versuche, Baekhyun noch mal anzurufen und siehe da: Er geht ran. „Hey, komm bitte zur Brücke. Ich warte da auf dich." sage ich zu ihm und lege auf, ohne eine Antwort abzuwarten.

Ich steige in einen Bus ein, der mich außerhalb von Seoul bringen wir und ich nur noch 10 Minuten Fußweg bis zu meinem Ziel habe:
An dieser Brücke hab ich vor einigen Monaten versucht, zu springen. Kein anderer Mensch war zu sehen, nur die Dunkelheit und die Reflexion des Mondlichts im Wasser. Die Brücke ist nicht unbedingt gerade, oder lang und auch nicht sehr hoch, aber das Wasser unter der Brücke hat es in sich. Es sieht sehr ruhig aus, aber in Wahrheit ist es das nicht. Unter den Wasser sind viele Steine und manchmal auch Eisen. Mache Sachen da unten sind sehr spitz. Einige Leute haben es hier schon versucht und sind dann aufgespießt wurden. Ich weiß, es nicht nicht gerade schön, so zu sterben, aber es ist besser als hier zu leben. Ich setze mich auf den Boden, meine Beine lasse ich herunter baumeln. Ich öffne die Flasche Whiskey und nehme ein großen Schluck davon. Der Mond spiegelt sich im Wasser wieder. Ich bemerke wie sich jemand neben mich setzt und nichts sagt, sondern einfach nur da ist. Nach wenigen Minuten schaut er mich an und fragt ruhig „Hast es wieder getan ?" Ich nehme ein weiteren Schluck von mein Gesöff und nicke. Er seufzt „3 Monate ohne und dann auf einmal wieder? ..." Ich nicke wieder. „... Wenn es wieder zur Gewohnheit, wird weiß du was dann kommt." Ich schlucke und versuche, nicht daran zu denken. Wenn es wieder zu Gewohnheit wird, muss ich in einer Klinik. Wenn ich wieder versuche mich umzubringen, muss ich in eine Klinik. Ich hab es ihm nach meinem ersten Versuch versprochen.

Baekhyun holt eine kleine Schachtel raus, öffnet sie und bietet mir eine Zigarette an. Eigentlich rauche ich nicht. Eigentlich trinke ich nichts und eigentlich bin ich auch glücklich. Aber dieses eigentlich gibt es schon lange nicht mehr. Wir beide nehmen uns eine raus und er zündet seine an, kurz danach mache ich das gleiche bei meiner. Ich nehme ein kräftigen Zug von ihr. „Baekhyun das ist nicht nur Tabak." sage ich zu ihn leicht verstört. Wir haben das schon öfters gemacht, aber jedes mal wundere ich mich. Er lacht leicht. Minuten vergehen. Wir rauchen unsere Zigarette, trinken den Whiskey und beobachten das Spiegelbild des Mondes. Ich denke viel nach. Über mein leben, über meinen Körper und über Yongguk. Mein Entschluss steht fest. „Baekyhun?", frag ich den neben mir sitzenden. Er schaut mich an und nickt. „Ich möchte kein Idol mehr sein." Ich merke wir mir die Tränen aus meinen Augen rollen. Baekhyun legt behutsam seinen Arm um mich. Ich kuschle mich an ih.

Wir bleiben lange in dieser Position. Es ist bereits 2 Uhr, also weit nach Mitternacht, als wir uns auf den Weg zu ihm machen. Als er die Tür öffnet, bietet der Blick in die Wohnung nichts gutes. Da stehen alle EXO und B.A.P Member und schauen uns böse an. Kris, der schon ein hochroten Kopf hat, schreit uns auf einmal an: „Was denkt ihr euch dabei, bis 2 Uhr nachts weg zu bleiben, ohne uns irgendwas zu sagen? Wir haben nichts dagegen, dass ihr zusammen seit und wir sind auch froh wenn ihr irgendwo anders hingeht um euch zu verwöhnen, aber sagt nächstes Mal bescheid! Wir haben uns Sorgen gemacht. Wenn ihr nächstes Mal rumvögeln wollt, dann gehen wir und ihr bleibt hier!" Er wurde bei jeden Wort lauter. Nun schaltet sich auch Yongguk ein: „Keiner hat etwas gegen eure Beziehung. Wir verurteilen euch beide nicht. Wir alle werden Rücksicht auf euch nehmen, versprochen." Seine Gesichtszüge wurden sanft und er schaut mir direkt in meine Augen. Diese sind schon wieder durchnässt. Baekhyun legt einen Arm um mich und zieht mich in einer Umarmung. Er fragt die anderen, wie sie darauf gekommen sind. Nun schaltet sich Daehyun ein: „Das sieht jeder Blinde. Euch beiden sieht man fast nur noch zusammen. Himchan schläft mittlerweile mehr im EXO-Dorm als bei uns. Und jetzt das ... Jeder sieht es! Ihr braucht das echt nicht zu leugnen." Er lächelt uns aufmunternd zu. „Baekyhun, kommst du mal eben." Chanyeol.
Baekyhun war in ihn verliebt. Angesprochener löst sich von mir und alle anderen gucken, wie die beiden in ein Zimmer verschwinden. Jeder hat seine Aufmerksamkeit auf die beiden gerichtet und ich hab genug Zeit um auf der Tür zu gehen und einfach nur zu laufen.

Nun steh ich wieder hier. Müde, rauchend und am Abgrund meiner selbst. Es ist mittlerweile schon 5 Uhr morgens und ich hoffe, dass mich keiner jemals findet.. Dass ich einfach hier sitzen bleiben kann. >Meine letzte Zigarette für immer< denke ich und entzünde eine neue. >Mein letzter Schnitt für immer< denk ich und zieh die Rasierklinge über mein Arm. >Der letzte tropfen Alkohol< und ich trinke den letzten Schluck. Ich zieh noch einmal an meiner Zigarette, trete sie aus und stehe auf. Der Brief, den ich in den letzten Stunden geschrieben habe, steckt ich in meiner Tasche. Nun kommt die Wahrheit. Ein Fuß auf die letzte Sprosse und denn anderen auf das Geländer. Als auch das andere Bein oben ist, stehe ich wieder hier. Nur dass es einen Unterschied gibt: Egal wer kommt, ich springe. Ein lachen huscht mir über meine Lippen „Yongguk ich liebe dich!" , flüstere ich und lasse mich fallen.

Ich Will Kein Idol Mehr Sein!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt